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gelangen zu lassen) vergeblich vorgewiesen hatte, nahm ich
Abschied von Eleidji, dankte ihm und seinen Begleitern für
ihre Mühe und folgte Bel-Rhet und seinem Gefährten Müssa
nach der Stadt.
Die ungeheueren, wohlgehaltenen Mauern von Katsena*),
welche im Thore, durch das wir einzogen, nämlich der
„Köfa-n-Ssamri”, am Fusse nicht weniger als 30 Fuss Dicke
massen, und ihr gewaltiger Umfang machten einen tiefen
Eindruck auf mich, und ich benutzte diese Gelegenheit,
meinen neuen Beschützer oder vielmehr Peiniger etwas besserer
Laune zu machen, indem ich meinem Erstaunen über
die Grösse der Residenz seines Gebieters Worte gab. Wir
betraten das Innere der Stadt, wenn es Stadt genannt werden
darf, mit ihren zerstreuten leichten Hütten und Stoppelfeldern,
die, von einer Menge prächtiger Bäume verschiedener
Arten beschattet, einen überaus freundlichen Anblick gewährten.
Der Umfang ist so ungeheuer, dass ich glauhe, dass
er selbst in der Periode des höchsten Glanzes von Katsena
nicht ganz mit Wohnungen ausgefüllt war. Wir hatten mehr
als l-§ Meilen zurückzulegen, ehe wir die Sinssere erreichten,
eine kleine Wohnung, welche der Statthalter als Audienzplatz
benutzt, wahrscheinlich wegen eines herrlichen wilden
Feigenbaumes, der in nächster Nähe daran steht und mit
seinen weitspannenden Ästen ein dichtschattiges, prächtiges
Laubdach von wohl 100 Fuss Durchmesser, hinreichend für
ein zahlreiches Hofgesinde, bildet.
Ich wurde jedoch auf die andere Seite dieses Gebäudes
geführt, wo ein viereckiger Anbau von der halbverfallenen
Mauer Vorstand. Hier musste ich eine lange Zeit warten,
bis der Statthalter von seinem neuen Landsitze nach der
*) Dies ist die richtige einheimische Form des Namens, die ebenso in
„Katschna” verwandelt worden ist, wie der richtige Name „TsSd” odor
„Tsäde” in das weniger richtige Wort „Tschad” .
Stadt kam und mich rufen liess. Er dankte mir, dass ich
bei ihm geblieben sei, und versprach mir, dass ich gut behandelt
werden solle, da ich nun sein Gast sei, und dass
sofort ein Haus zu meiner Verfügung gestellt werden soUe.
Er war ein Mann von mittleren Jahren und hatte in seinen
Manieren und Zügen grosse Ähnlichkeit mit einem Schau-
spieler. Und in der That ist sein Charakter ganz der Art
und war es noch viel mehr in seinen jüngeren Jahren, indem
er in seinen musikalischen und damit verknüpften anderen
Neigungen so weit ging, dass er von seinem edlen Vater
Rhomäro und den Vornehmen der Fellani als der Regierung
für unwürdig erklärt und seinem jüngeren Bruder Atlku
nachgesetzt wurde. Erst durch die Anschwärzung des Letzteren
am Hofe Allu’s,- wie ich das im vierten Bande weiter
auszuführen Gelegenheit haben werde, gelang es dem musikalischen
Mohammed Bello, die früher ihm versagte Würde
zu erlangen.
Ich verabschiedete mich für diesmal von meinem neuen
Freunde und folgte Bel-Rhet nach meinem Quartiere. Wir
hatten übrigens bis dahin noch einen weiten Marsch zu machen:
erst an einzelnen, zerstreuten Gebäuden vorüber und
dann, den umfangreichen Palast des Sultans zur Linken lassend,
durch die zusammenhängenden Wohnungen der eigentlichen
Stadt. Hier wurde mir ein kleines Haus gegenüber
Bel-Rhet’s Wohnung angewiesen; der ganze Charakter desselben
war so trübe und unfreundlich, dass ich es bei
meinem ersten Eintritt fast ganz unerträglich fand, jedoch
wusste ich mich bald in einem kleinen, sauber eingerichteten
und leidlich reinlichen Zimmer heimisch zu machen. Die
Wohnung schien ehemals eine sehr zweckmässige Behausung
für ein gut ausgestattetes Harun gebildet zu haben; wenigstens
liessen die dunkeln Gänge, welche nach dem Innern
führten, keines Fremden Auge eindringen. Obwohl ich mich
nun in dieser dunkeln Wohnung nicht eben sehr glücklich
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