auf das Grab meines Reisegefährten, eine der zahlreichen
Grabstätten unternehmender Europäer, welche diese Landschaften
bezeichnen, werfen zu können und um zu sehn,
ob dasselbe auch von den Eingeborenen in Acht genommen
würde. Hätte ich, ehe wir die Kameele entlastet, gewusst,'
wie nahe wir uns bei dem Orte befänden, so wären wir sogleich
dahin gezogen und hätten ruhig dort eine Nacht zugebracht.
Nghurütua, d. h. dieses Nghurütufe (denn es gibt, wie das
ganz natürlich ist, in Bornu ausserdem noch manche „an
Flusspferden reiche Stätten” —' das ist die Bedeutung dieses
Namens —), war ehedem ein grösser und berühmter Ort, ist
aber jetzt, wie die meisten Nachbarstädte, in Verfall ge-
rathen. Die Stadt liegt etwa 2 Meilen nordöstlich von Bandego,
in einer sich weit ausdehnenden grasigen Ebene oder
vielmehr Savannah, die durch die Überschwemmungen des
Komädugü befruchtet wird und fast ganz ohne Baumschmuck
ist; die Stadt selbst dagegen, wie das gewöhnlich der Fall
ist, wird reich beschattet durch viele weit sich ausbreitende
Bäume, unter denen es neben den vorwiegenden Korna’s und
Blto’s besonders einige schöne Ngäbore’s (Sykomoren) gab.
Die Grabstätte des Christen war mit Gefühl unter einem
dieser schönen Bäume gewählt; man hatte sie mit Dornen-
büschen wohl beschützt und sie schien noch unversehrt zu
sein. Die Eingeborenen wussten sehr wohl, dass es ein Christ
sei, der hier gestorben, und betrachteten das Grab mit einer
Art Verehrung.
Der Vorfall hatte in der ganzen Umgegend grosses Aufsehen
erregt. Herr Richardson war am Abend des 28s*<®
Februar in schwächlichem Zustande angekommen und schon
am nächsten Morgen verschieden. Alle Anwohner hatten
lebhafte Theilnahme an dem Ereigniss genommen und die
Angaben, welche ’ sie mir über die Art des Begräbnisses
machten, stimmten genau mit dem überein, was die Diener
des Verstorbenen nachmals aussagten’ und wovon ich von
Kükaua aus einen Bericht nach Hause sandte.
•Ich hatte unglücklicherweise nichts bei mir, um den Einwohnern
des Platzes, wo mein Gefährte gestorben war, Almosen
zu spenden; nichts kann nämlich die vorurtheilsvollen
Moslemin besser mit den Christen aussöhnen, als das Aus-
theilen von Almosen, und ich habe auch später, als ich mich
in besseren materiellen Umständen befand und mir mehr
Mittel zu Gebote standen, diese Tugend in weiter Ausdehnung
geübt. Ich gab indess einem Manne, welcher besondere
Sorgfalt auf das Grab zu verwenden versprach, ein
kleines Geschenk und beredete nachmals den Vezier von
Bornu, das Grab durch eine stärkere Einfriedigung sichern
zu lassen; auch wird es wohl unangetastet bleiben, wenn
es nicht etwa, wie das beim Grabe Oudney’s der Fall war,
von einigen fanatischen Medjäbera beschimpft werden sollte;
denn die- Eingeborenen haben eine tiefe Achtung vor den
Christen,
Es war spät Abends, als ich nach meinem Zelte zurückkehrte,
voll von Betrachtungen über mein eigenes Schicksal
und beseelt vom aufrichtigsten Gefühl der Dankbarkeit gegen
die Vorsehung für die ausgezeichnete Gesundheit, welcher
ich mich trotz der vielfachen Mühseligkeiten zu erfreuen
hatte. Voll Zuversicht legte ich mich auf meine
Matte und erquickte mich an meinem einfachen Abendessen,
welches durch eine Schale Milch, die mir die Bewohner von
Bandego gebracht hatten, eine besondere Würze erhielt.
Alle Leute schienen Gefallen an uns zu haben, und nur das
von der Weide heimkehrende Rindvieh fühlte sich .durch das
wunderliche Aussehen meines Zeltes beleidigt, das gerade auf
dem Platze errichtet war, wo es sein Nachtquartier zu nehmen
pflegte. Die Afrikaner, besonders aber die aufgeweckten
Haussaua, sind voll lebendiger Redensarten über die
eigenthümlichen Manieren des Rindes.