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kleinen, sanften Naga und ick nahm herzlichen Abschied von
ihm. Wir bestimmten unser Zusammentreffen in Kiikaua
ungefähr um den lstea April. Er befand sich damals im
Ganzen recht wohl, obgleich er unverkennbare Symptome
gezeigt, dass der Übergang von der schönen, frischen Luft
der Berglandschaft Air zu dem drückend warmen Iilima
der Fruchtländer Sudans ihn stark angegriffen habe; auch
war er gar nicht im Stande, dem Einfluss der Sonne zu
widerstehn; er trug desshalb stets einen Regenschirm, anstatt
sich allmählich an die Sonne zu gewöhnen. Es erschien
bedeutungsvoll, dass ich nicht Muth genug hatte, im Augenblicke
der Trennung seiner Fürsorge ein Packetchen Briefe
für Europa anzuvertrauen, das ich eigens mit der Absicht
gesiegelt hatte, es ihm nach Kukaua mitzugeben, um
es sogleich nach seiner dortigen Ankunft mit seinen eigenen
Depeschen fortzuschicken, nun aber lieber selbst mit mir
nach Kanö nahm. Alle meine besten Freunde unter den
Kel-owl (Kel-oi) waren im Begriffe, nach Sinder zu gehn,
um, wie es schien, ihren Herrn zu begleiten, obwohl nur ein
kleiner Theil der Salzkarawane jene Strasse einschlug. Overweg
und ich blieben noch einige Tage beisammen.
Ich fühlte mich im höchsten Grade glücklich, als ich einmal
wieder zu Pferde sass, wie unscheinbar meine kleine
Stute auch war. Ich glaube in der That, dass nur wenige
energische Europäer grossen Geschmack daran finden werden,
für längere Zeit ein Kameel zu reiten, da sie von den Launen
des Thieres weit abhängiger sind. In wüsten Gegenden
natürlich ist das Kameel unentbehrlich; sobald aber der
Reisende fruchtbarere Gegenden betritt, sieht er sich nach
einem rüstigeren Gefährten um. Dazu kommen die dichten
Waldungen im Sudan, die das Reisen zu Kameel nicht allein
höchst lästig, sondern selbst ganz verzweifelt machen.
Es war 7£ Uhr Morgens, als wir unser Lager in Taghelel
verliessen. Die .grosse Salzkarawane war zersprengt, die
Gefahr war überstanden und strenge Heeresordnung nicht
mehr nöthig. Erst allmählich ordneten sich die Züge.
Damerghü ist ein wohlbewohntes Land. Schon nach kurzer
Entfernung liessen wir ein Dorf zu unserer Rechten,
dann ein zweites, das, wie ich glaube, Dakäri liiess. Hier
schloss sich eine adelige Dame von angenehmer Figur, auf
einem kräftigen Bullen vortrefflich beritten, der Karawane an.
Sie sass in einem breiten, höchst bequemen Sattel oder vielmehr
ledernen Stuhl, der auf des Bullen Rücken befestigt
war. So verstärkt liessen wir .dann die Stadt Olalöa auf
einer niedrigen Hügelkette im Westen liegen. Diese ganze
Landschaft bildet fast eine ununterbrochene Tafelfläche;
jetzt aber stiegen wir in eine Niederung hinab, und hier
beobachtete ich die ersten regelmässigen Ameisen- oder vielmehr
Termitenhügel in hochstrehendem Baustyle und von etwa
5 Fuss Erhebung; einige hatten ganz das Aussehn eines go-
thischen Thurmbaues im Kleinen. Kleine Gruppen von Korn-
magazinen'i7Tfi,,rumbiL’’ — wärön über eine andere Einsenkung,
in die wir ein wenig weiterhin eintraten, einzeln zerstreut
und gaben der Landschaft den Charakter
friedlicher Fülle und Behaglichkeit. Die Einsenkung
war an beiden Seiten von leicht ansteigenden
Hügeln begrenzt. Hier hatte ich mit meinem
neuen Gefährten Gadjere, der den Bullen ritt,
den Pfad des „Airi” zu verlassen, um die beiden Reitthiere
zu tränken, denn dies Geschäft erforderte nun täglich unsere
besondere Aufmerksamkeit. Indem wir daher einen Seitenpfad
einschlugen, erreichten wir die. Tränkstätte von Gilmiräm.
Sie besteht aus einer Gruppe von nicht weniger als
20 Brunnen, die aber nur wenige Fuss Tiefe hatten und fast
insgesammt trocken waren, so dass wir aus allen 20 zusammen
kaum genug Wasser schöpfen konnten, um nur unsere beiden
Thiere zu tränken. Schon hieraus geht hervor, dass die
Landschaft Damerghü mitunter bedeutend an Dürre und