wir indess von diesem Umstand unterrichtet waren, sorgten
wir dafür, sie nicht zu entweihen. Hier erfuhr ich, dass ich
nicht die gerade Strasse nach Kükaua eingeschlagen hatte;
diese geht nämlich über einen Ort Namens Kamssändi. Ich
hörte aber auch, dass Yussuf, Herrn Richardson’s Dolmetscher,
mit des Christen Gepäck ebenfalls diese Strasse gezogen
sei, und die Weise, wie ich diese Nachricht erhielt, verdient
bemerkt zu werden. Es war nämlich meine aus zwei
Stücken bestehende Zeltstange, die mich hier als Christen
verrieth, da die Leute, die sie sahen, sie augenblicklich als
aus derselben Wunderfabrik stammend erkannten, wie. die
Stange, die sie vor Kurzem beim Gepäcke des verstorbenen
Herrn Richardson bemerkt hatten.
Ich hätte nun von hier aus meinen Marsch geradewegs
nach der Residenz nehmen können und würde dabei die Gesellschaft
einer Komkarawane gehabt haben, welche am Nachmittag
abgehn wollte; aber es war unbedingt nothwendig,
dass ich erst dem Herrn von Bornu meine Ankunft anzeigte,
und da kein anderer Statthalter oder Beamter auf der Strasse
vor mir war, von welchem ich einen anständigen und vertrauenswürdigen
Boten hätte erlangen können, so zog ich es
immerhin vor, noch etwas mehr von der geraden Strasse abzuweichen,
um- den Kaschelia Cher-alla zu besuchen, einen Beamten,
der vom Scheich in dem den Einfällen der Kindin am
meisten ausgesetzten Orte dieser Landschaft eingesetzt war,
um sie gegen jene Raubzügler zu schützen. Nachdem ich
also herzlichen Abschied von den Dorfbewohnern genommen,
brach ich zu früher Stunde am Nachmittag auf, aber, anstatt
mich südöstlich gerade nach der Hauptstadt zuzuwenden, schlug
ich einen Weg mit noch weiterer nördlicher Abweichung
ein. Diese einfachen Leute hatten sich alle um mich versammelt
und mit Erstaunen und Entzücken den Leistungen
meiner Spieldose zugehört, und da ich sie jetzt verliess, gab
mir der Bfllama des Ortes eine Strecke das Geleit.
Mein Weg ging in nordöstlicher Richtung durch eine Gegend,
die im Allgemeinen nur Weidegrund zeigte; nur wenig
Anbau von Korn war zu sehn und einige Baumwollenfelder
in der Nähe des Weilers Yerälla, welchen wir nach etwas
mehr als 3 Meilen Wegs zur Seite Messen.. Weiterhin trat
der Komädugu nochmals an derselben Seite heran, und wir
waren genöthigt, denselben in einem spitzen Winkel zu umgehn,
um das Dorf, wo der Kaschella seinen Wohnsitz hat,
zu erreichen.
Nachdem das Zelt am Eingänge des Ortes aufgeschlagen
war, machte ich dem Kriegshauptmann — denn diesem Ausdrucke
entspricht der Titel Kaschella am bestenh— meine
Aufwartung. Ich war hoch erfreut, an ihm einen freundlichen,
heiteren Mann zu finden, der in demselben Augen-
bHck einem seiner rüstigsten Diener aufsitzen hiess, um
nach Kükaua aufzubrechen und dem Vezier die Botschaft
meiner Ankunft zu Überbringern In der That war sein ganzes
Betragen höchst lobenswerth. Auch ist er ein Mann, der
sich durch sein eigenes Verdienst emporgeschwungen hat;
denn er erhielt seinen schwierigen Posten in Folge der Tapferkeit,
die er in der unglücklichen Schlacht bei Küsseri
bewiesen hatte. Seine Macht ist indess im Verhältniss zu der
grossen Ausdehnung des Landstrichs, den er zu beschützen hat,
nicht eben bedeutend; denn er hat nur 70 Reiter unter seinem
Befehle und von diesen sind 20 stets beschäftigt, die
Bewegungen der rauhzüglerischen Banden der Tuareg zu bewachen.
Diese Raubbanden gehn namentlich von den Bewohnern
des kleinen Fürstenthums 'Aläkkos aus, von dem ich
schon oben zu sprechen Gelegenheit gehabt habe. Auch diese
Raubzügler suchen übrigens, wie im Allgemeinen alle Tuareg,
einen offenen, ernstMchen Kampf so viel wie möglich zu vermeiden,
und ihr ganzes Bestreben geht dahin, durch plötzlichen
Überfall eine Anzahl Sklaven oder Rindvieh zu erbeuten.
Trotz seiner geringen Macht war es dem rüstigen Hauptmanne