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Mallem oder Schulmeister wohnte. Der Besitzer der Wohnung,
ein Privatmann, war zur Zeit abwesend.
Von dem äusseren Hofe aus entfaltete sich ein höchst interessantes
Panorama über ein weites Gebiet der Landschaft
im Süden, und ich war im Stande, von hier aus eine
grosse Anzahl von Winkeln zu nehmen. Ich zeichnete hier
auch die nebenstehenden
Umrisse einer
höchst eigenthümli-
chen in Kuppen aufsteigenden
Bergerhebung
, deren Namen
ich nicht erfuhr*).
Ich will jetzt einige Bemerkungen über die Stadt selbst
einschalten. Ssaraü ist der am höchsten gelegene Ort auf dem
letzteren Theile dieser Strasse, wiewohl der höchste Punkt
der Wasserscheide zwischen dem Becken des Tsäd und dem
des grossen westlichen Flusses mit seinem östlichen Nebenarm,
wie ich zuvor angab, der Pass im Norden von U'ba zu
sein scheint. Die Verschiedenheit zwischen dem Stande des
Kornes an diesem Punkte und demjenigen, welchen ich
schon vor längerer Zeit in Mübi oder Müfi und der Umgegend
gesehn hatte, ist sehr bemerkenswerth; denn hier
war die Saat kaum ein Paar Zoll aus dem Boden aufgeschossen
**). Allerdings ist in Betracht zu ziehen, dass der
Boden in der Nähe dieses Ortes gewiss nicht sehr reich ist;
die fruchtbare Erde liegt nur ganz dünn auf der Unterlage
von Granit auf und das Gestein tritt an vielen Stellen zu Tage:
Die Lage von Ssaraü ist von ansehnlicher Bedeutung. Es
*) Da ich bei meinen Bergskizzen nur die Umrisse der Berge selbst darstellen
wollte, ist der Vordergrund ganz flach und ohne Gliederung gehalten.
**) Ich machte einige Beobachtungen mit kochendem Wasser auf diesem
Wege, aber unglücklicherweise waren meine für diesen Zweck bestimmten
Thermometer gänzlich in Unordnung gerathen.
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ist nämlich der Punkt, wo die Strasse von Lóggene und dem
ganzen nordöstlichen Gebiet von Adamaua mit der von Kúkaua
kommenden geraden Strasse sich vereinigt; jene nordöstlichen
Landschaften Adamaua’s aber schliessen mehrere bedeutende
Mittelpunkte von Industrie und Handel ein, vor allen Fá-
tauel, die Niederlage und den Hauptmarktplatz des ganzen Elfenbeinhandels
in diesen Gegenden. Diese Lage des Ortes
scheint der Grund gewesen zu sein, wesshalb eine Schaar
ausgewanderter Bórnu-Leute, als ihr Heimathland durch die
Eroberung der Fulbe oder Felläta in einen Abgrund von
Unglück gestürzt war, sich hier niedergelassen und eine
kleine Stadt für sich gegründet hat.
Es ist in der That auffallend, wie der ganze Anblick von
Ssaraü Beröbere, dem von Bórnu-Leuten bewohnten nördlichen
Dorfe dieses Namens, von demjenigen von Ssaraü
Fulfúlde oder Féllani, dem von den Fulbe oder Féllani bewohnten
gleichnamigen südlichen Dorfe, verschieden ist, sowohl
in dem ganzen Charakter der Ortschaft, als demjenigen
ihrer Bewohner. Hier Alles düster und melancholisch, mit
kleinlicher Sorgfalt angelegt; höchst regelmässige Hütten mit
überaus sorgfältig geflochtenen Kohrdächem; wenige kümmerliche
Bäume ihren spärlichen Schatten ausbreitend; die männlichen
Bewohner mit- ihrer dunkel-schwarzen Hautfarbe, in
dunkele Toben gekleidet, mit breiten Nüstern und düsteren
Zügen; die Frauen wohlgenährt, mit kurzen, runden Formen
— in der That sind sie die schönsten Bomauerinnen,
die ich je gesehn habe ■— mit vollem Busen, ihre Züge verunstaltet
durch eine Korallenperle im Nasenflügel und ihr Haar
mit penibelster Sorgfalt in Gestalt eines Helmes. - frisirt.
Dort im Fulbe-Dorfe leichte, luftige Hütten, die Gehöfte
von reicher Vegetationsfülle, belebt, Alles sprossend und
freundlich, Menschen und Vieh in traulichster Gemeinschaft;
die Männer von geradem schlanken Wüchse und heller Hautfarbe,
mit offenen, lebensvollen, intelligenten Zügen, weissen,
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