hässlich sind und entschieden zu den hässlichsten Vertretern
des zarten Geschlechtes im ganzen Negerlande gehören, trotz
ihrer Koketterie, in welcher sie den Haussa-Frauen durchaus
nichts nachgehen.
Birmenaüa ist eine, sehr kleine, aber stark befestigte Stadt
mit einer Erdmauer, zwei tiefen Gräben, einem innerhalb, dem
anderen ausserhalb, und nur e inem Thore, nämlich an der
Westseite. Rund umher wird bedeutender Landbau betrieben
und im Inneren ist der Ort leidlich gut bewohnt. Köntsche,
der grosse Eile hatte, Gümmel zu erreichen, hätte lieber den
Marsch geradeswegs fortgesetzt, ohne die Stadt zu betreten;
da ich aber genöthigt war hineinzugehn, um meinen Reiter
zu wechseln, weil es von Wichtigkeit für mich war, in Gümmel
nicht ohne Geleitsmann anzukommen, so begleitete er
mich. Die Einwohnerschaft besteht aus gemischten HauSsa-
und Kanöri-Elementen; die Stadt gehörte ursprünglich, wie
der Name zeigt, dem ersteren Stamme an. Nachdem wir einen
neuen Führer erlangt hatten, setzten wir unseren Weg durch
eine theils behaute, theils mit Unterholz bedeckte Gegend
fort und waren angenehm überrascht, in der Nähe des
Dorfes Tokun noch die Haussa-Sitte zu finden, dass Frauen
am Wege einen kleinen Markt hielten; es war dies aber die
letzte derartige Scene, welche ich für lange Zeit sehn sollte.
Wir erreichten endlich die bedeutende Stadt Gümmel, gerade
als die Gluth der Sonne sich am empfindlichsten fühlbar zu
machen anfing, und trennten uns am Thore, indem der Scherif
seinen Weg geradeaus nach seinem Quartier im südlichen
Theile der Stadt nahm, während ich erst nach dem Hause
des Sserki zu gehn genöthigt war. [ Es ist dies der berühmte
Dan-Tanöma („Sohn Tanöma’s”; sein eigener Name ist dem
Volke gänzlich unbekannt); ich konnte aber seines höhen
Alters wegen weder hei diesem noch bei einem späteren
Besuche in seine Gegenwart gelangen. Es war ihm in der
That bestimmt, diese Welt bald zu verlassen, wodurch nicht
allein die Stadt, in welcher er seinen Sitz hatte, sondern die
ganze Provinz in einen verheerenden Krieg zwischen seinen
zwei Söhnen verwickelt wurde. Zur Zeit meines ersten Besuches
aber war Gümmel noch ein blühender Ort und wohlbevölkert
(jedenfalls nahe an 12,000 Einwohner). Als ich den
von hohen Rohrmatten umgebenen Palast verliess, musste ich
durch ein Irrsal von engen Strassen passiren, die mich
zwischen Hütten und Hofräumen, mit Matten und Rohr eingezäunt
und von geschäftigen Scenen des Privatlebens'belebt,
hindurchführten, ehe ich das Viertel der wenigen hier wohnenden
Araber erreichte. Nach einigem Umsehn erhielt ich
dann eine Wohnung ganz in der Nähe des Hauses eines
Mannes Namens „Ssälem Meidükia”, des Rothschild von
Gümmel, wo mein Freund aus dem fernen Westen abgestiegen .
war. Mein Quartier musste indess erst gebaut werden, da
es in nichts als einem Hofraum bestand, dessen Einzäunung
in sehr verfallenem Zustande war, und in -einer gänzlich ein-
gefaRenen Hütte. Ich fand also nicht den geringsten Schutz
gegen die Sonne, während ich wenigstens 2 Tage auf meinen
Gefährten zu warten .hatte, dessen Gesellschaft auf der Reise
nach Kükaua ich nicht ohne die gewichtigsten Gründe ein-
büssen wollte. Das Bauen im Negerlande ist aber glücklicherweise
nicht mit denselben Schwierigkeiten verbunden wie in
Europa, und man kann ein sehr behagliches, obwohl einiger-
massen leichtes und nicht ganz feuerfestes Haus in wenig
Stunden aufrichten. Selbst ein Dach, für die trockene Jahreszeit
vollkommen genügend, lässt sich mit .jenen dichten,
aus dickem Rohr geflochtenen Matten, die „Bornu ssig-
gedi” genannt werden, leicht hersteilen. Zum grössten Glück
aber hatte Ssälem ein hohes, wohlgegiebeltes Rohrdach,
welches seihst gegen den ärgsten Regen Schutz gewährt
haben würde, eben fertig. Ich sandte also den ganzen Vorrath
von Kurdi, welchen ich bei mir hatte, c sofort auf den
Markt, um die erforderlichen Matten und Pfähle zu kaufen,
Barth's Reisen. II. • 2 4