Bei meinen Nachforschungen über die Verhältnisse der
Salzkarawane war ich nicht wenig erstaunt zu erfahren, dass
die Asbenaua dem Gouverneur kein Passagegeld nach der
Anzahl der die Karawane bildenden Kameele bezahlen, sondern
dass jeder freie Mann, ohne Rücksicht auf die Zahl der
ihm gehörigen Lastthiere, ihm ein Geschenk mit einem Käntü
Salz zu machen hat. Gewöhnlich werden für jedes Lastthier,
gleichviel ob Ochs oder Esel, 500 Kurdi bezahlt. Nicht ohne
Sorgen, aber mit vollem Vertrauen der Zukunft entgegensehend,
legte ich mich am Abend auf mein Lager nieder und
harrte der Entscheidung des folgenden Tages.
[Freitag, 2 4 ^n Januar.] Ich hatte das kleine Geschenk
für den Statthalter, das ich zu geben im Stande war, zusammengepackt,
und indem ich mich gegen Eleidji noch einmal
darüber aussprach, dass, da mein übriges Gepäck nach Kanö
vorausgegangen sei, ich nichts Besseres zu geben habe und
mir auch Annür gesagt, dass, wenn ich mit der Salzkafla
ginge, ein ganz kleines Geschenk für diesen Herrn hinreichen
würde, machte ich mich am Mittag mit Eleidji und
einer grossen Anzahl Asbenaua auf, um dem Ersteren meine
Aufwartung zu machen. Strenger Hofetiquette gemäss, die
auch im Sudan nicht ganz unbekannt ist, liessen wir uns in
beträchtlicher Entfernung von der Stätte, wo er sass, unter
einem Baume nieder und warteten, bis wir in die Gegenwart
Sr. Hoheit gerufen würden. Endlich kam sein Bruder,
welcher das Amt des Galadima bekleidet, dahergewatschelt.
Dies war ein Mann von ausserordentlicher Korpulenz und
ganz vom Aussehn eines Eunuchen, indem nichts als seine
scharfen, ausdrucksvollen Gesichtszüge und der Meine ziegenähnliche
Bart, der sein Kinn schmückte, ihn als Pullo oder
Ba-fellantschi*) auszeichnete. Er wünschte meine Angelegen-
.) Dies ist die einzig richtige Haussa-Form für den Singular von F61-
heit ganz von derjenigen Eleidji’s zu trennen, dieser aber erklärte,
er sei nur meinetwegen gekommen und ich wolle
dem Statthalter meine Aufwartung machen. Während der
Galadima mit unserer Antwort zuriickging, um seinen Bruder
davon zu benachrichtigen, sprengte, gleichsam um den
mir befreundeten Kel-owl das Gegengewicht zu halten, ein
Trupp wohlberittener Kel-esärar*), welche, wie mir gesagt
wurde, gegenwärtig in der Provinz Kätsena ansässig sind, in
vollem Galop heran, jedoch nicht ohne dass einer von ihnen
den Erdboden zu küssen gehabt hätte. Ich sah mich denn
auch gezwungen, mein eigenes Glück zu versuchen; denn
kurz darauf kam ein Diener des Sserki und lud mich ein,
allein in dessen Gegenwart zu kommen.
Mohammed Bello Yertma, ältester Sohn des früheren,
wohlbekannten Moslemischen Streiters und Statthalters Müllem
Rhomäro — anstatt 'Ömaro, da die Fulbe, wie auch
die Berber, vielfältig das 'Ain in Rhain verändern — sass
unter einem grossen, weitschattigen Tamarindenbaum. Ein
ziemlich hagerer Mann mit scharfen, leidenschaftlichen Zügen,
seine Kleidung in hohem Grade einfach. Er trug ein
weites, weisses, aber sehr feines Hemd und einen schwarzen
itauani um den Untertheil seines Gesichts, aber ohne die
Augen zu bedecken, so dass seine Züge wohl kenntlich waren.
Glänzend dagegen war die Kleidung der den Herrn im Halbkreis
umgebenden Asbenaua. Muthig trat ich in die Öffnung
des Halbkreises und setzte mich, den Sultan auf
Haussa begrüssend, nieder; dann erklärte ich ihm mit wenigen
Worten, da ich und meine Gefährten fast Alles,
was wir von werthvollen Gegenständen mit uns gebracht,
an der Grenze von Asben eingebüsst hätten, und da der geringe
mir gebliebene Besitz schon nach Kanö vorausge-
*) Später hörte ich, dass diese Leute zu den Kel-tidik gehören und grosse
Besitzungen in den benachbarten Orten Duän und Schirgingim haben.