Reiches des Scheich (Ssecho) A'hmedu ben Ahmedu gebürtig,
ein gesetzter Mann mit grossen, fast Europäischen Zügen
und dickem schwarzen Bart. Er hatte eine Wallfahrt nach
Mekka gemacht und sich lange Zeit in Yeman aufgehalten,
von wo er nun mit einem reichen Schatz von Gelehrsamkeit
heimkehrte; aber anstatt direkt in sein Vaterland zurückzugehn,
vertändelte er sich später hier. Dann ein alter einfacher
und gemüthlicher Mann aus Ssä am I-ssa oder dem
mittleren Niger, zwischen Hamd-Allähi und Timbuktu. So wie
nun der Bericht von Ahmed bei Medjüh über Adamaua mich
in meinem Plane bestärkte, alles Andere für’s Erste hei Seite
zu setzen, um dieses Land so bald als möglich zu besuchen,
so erregten die vielfachen Nachrichten der zuletzt erwähnten
Reisenden in Bezug auf die Länder an dem mittleren Laufe
des sogenannten Niger den heissesten Wunsch in mir, meine
vorher nur unbestimmt gehegte Absicht auszuführen und eine
Seitenbewegung von meiner geraden Reiseroute westlich nach
Timbuktu zu machen.
Unter meinen Bomu-Freunden waren um diese Zeit .die
belehrendsten Schitlma Makaremma und Amssakai. Der Er-
stere dieser beiden, der ein Hofmann der alten Dynastie gewesen
war, und der sein Leben durch seine Intriguen gerettet
hatte, war ein höchst gescheidter alter Mann, aber ein
anerkannter Gauner, dem unnatürliche Laster zugeschrieben
wurden, die im Allgemeinen in diesen Gegenden unbekannt
zu sein scheinen. Er war der einzige Mann, der
mit der Geschichte der alten Dynastie wohlbekannt war;
ausserdem sprach er die Kanöri-Sprache mit so ausgezeichneter
Schönheit, wie ich es von Niemanden ausser ihm hörte.
Er hatte zwei sehr hübsche Töchter, deren eine er so glücklich
war mit dem Vezier und die andere mit dessen Gegner
Ahd e’ Rahmän zu verheirathen. Das war der Glanzpunkt seines
intriganten Daseins; aber bald darauf, im Dezember 1853,
ward er mit dem einen dieser beiden Schwiegersöhne, Hadj
Beschlr, von dem anderen hingerichtet, und bei aller Theil-
nahme, die ich für das unglückliche Ende meines verehrten
Freundes, des Veziers, hatte, that mir nichts mehr weh, als
dass er mit diesem Schurken zusammen hingerichtet wurde.
Ein ganz anderer Mann war Amssakai, ein einfacher Ka-
nemma-Häuptling, der in der einen meiner Ansichten dargestellt
ist. Dieser einfache liebenswürdige Barbar hatte sich
früher durch seine Unternehmungen gegen die Büdduma ausgezeichnet,
aber den unternehmenden Insulanern war es gelungen,
ihn für sich zu gewinnen, indem sie ihm eine ihrer
schlanken und niedlichen Töchter zur Frau gaben, worauf er
sich halb in ihrer Mitte angesiedelt hatte. Er kannte die
sumpfigen Uferl&nde des Tsäd vortrefflich, aber er war unfähig,
eine klare Beschreibung einer Gegend zu entwerfen.
Auch einige interessante Heiden gaben mir manche Auskunft.
Unter ihnen will ich besonders Agid Bürku nennen,
einen sehr hübschen jungen Mann, der ausser seiner glänzend
schwarzen Farbe sich in nichts von einem wohlgewachsenen
Nordländer unterschied; er war aber der grausenhaften
Sitte des Verschneidens zum Opfer geworden und hatte
also den Genuss seiner körperlichen Schönheit eingebüsst.
Diese Verschneidung, scheint mir, sollte das Erste sein, dessen
Abstellung in der Mohammedanischen Welt Christliche
Regierungen und Missionäre mit allem Eifer betreiben sollten.
Es ist nicht nur der unnatürliche und frevelhafte Zustand
eines Wesens, das weder männlich noch weiblich ist, sondern
auch der furchtbare Charakter der Operation selbst, welcher
die Ursache ist, dass wenigstens in diesen Ländern kaum Einer
unter zehn mit dem Lehen davonkommt. — Mit grossem Behagen
erging sich Agid Bürku über den Zustand vollkommener
Nacktheit, welchen seine Landsleute sich gestatten könnten,
und besehrieb mit grösster Unbefangenheit, die mich herzlich
lachen madrte, eine Sitte der Heiden, die mit,der des civili-
sirten Europa identisch ist, aber in den Augen des Mohamme