trefflich mit ihrem schönen Ziegenkäse; dies hört hier nun
auf, und Käse ist in den schwülen Gegenden des Sudan für
den geschwächten Magen nicht allein des Fremden, sondern
seihst des Eingeborenen viel zu unverdaulich.
Nachmittags streiften wir eine lange Zeit auf dem Markte
umher. Er war heute nichf so stark besucht, als vorgestern,
und bot daher eine weit günstigere Gelegenheit zur Beobachtung
dar. Hier sah und kostete ich zuerst das aus der
Frucht des Magariäbaumes gebackene Brot, genannt „tüo-n-
magaria”, das ich früher erwähnt habe. Ein Gegenstand
nicht geringen Erstaunens waren für mich ganze Schüsseln
voll gerösteter Heuschrecken („farä”). Diese machen einen
grossen Theil der Nahrung der Eingeborenen aus, besonders
wenn ihr Korn nicht gerathen ist, und bieten denselben einen
doppelten Genuss, einmal als ein schmackhaftes Gericht und
dann noch durch das Gefühl befriedigter Rache, die sie an
den Zerstörern ihrer Felder ausüben. Es gibt verschiedene
Arten derselben; die jedoch, welche als Nahrung benutzt wird,
ist die grössere Art von etwa 2 Zoll Länge. Der freie Raum
in der Mitte des Marktplatzes war von kleinen Feuerstellen
— „maideffa”— auf erhöheter Plattform eingenommen. Hier
wurden kleine Stückchen Fleisch, jedes für einen „uri” (eine
einzelne Muschel*)), auf Stöckchen gespiesst, gebraten oder
vielmehr geschmort, und zwar auf solche Weise, dass das
flüssig gewordene Fett der oberen Stücke auf die unteren
mageren herahtröpfelte. Es machte uns nicht geringen Spass,
das rothe Tuch, welches aus meinen Ballen im Thale Afls
gestohlen worden war, hier zum Verkauf ausgehoten zu sehn.
Der interessanteste Platz in der Stadt aber ist die „mä-
rinä”, die Färberei. Diejenige, welche wir in Augenschein
nahmen und die, wie ich glaube, die einzige in dieser Stadt
ist, befindet sich nahe an der Mauer. Sie besteht in einer
*) „kurdl” nämlich ist ein nnregelmässiger Plural von „ u ri”
um etwa 3 Fuss erhöhten Plattform aus Lehm, welche vierzehn
Löcher oder Töpfe hat.' In diesen wird eine Mischung
von Indigo — den Blättern der Tephrosia toxicaría — zubereitet
und die Gewänder bleiben eine Zeit lang, je nach
dem Grade der Färbung, welchen sie erhalten sollen, einen
bis sieben Tage darin liegen. TSs sind in der That diese
Färbereien, welche manchen Gegenden des Sudan einen gewissen
Anstrich von Civilisation geben, und es wäre überaus
interessant, wenn wir im Stande wären, die mancherlei
Fragen zu beantworten, welche sich an diesen Gegenstand
knüpfen. Denn dieser jetzt so ausgebreitete, das ganze Volksleben
berührende Industriezweig ist entschieden erst seit dem
sechzehnten Jahrhundert erwacht, erst nach der Zeit, als Leo
Africanus diese Gegenden beschrieb. Wer hat denn diese
Afrikaner gelehrt, ihren schönen, wenn auch aus schmalen
Streifen bestehenden, Baumwollengeweben jene ausgezeichnete
Färbung zu geben, die, wenn sie Dauerhaftigkeit hesässe, den
schönsten Europäischen Erzeugnissen in dieser Art nichts
nachgeben würde ?
Während unseres Umherstreifens wurden Overweg und ich
eine Zeit lang durch einen grossen, stolzen, sehr malerisch
und anständig gekleideten Burschen stark belästigt, der sich
für einen Boten des Statthalters von Kátsena ausgab und uns
dessen Grüsse und die Einladung, ihn zu besuchen, brachte.
Obwohl die Sache nicht unmöglich war, sah sie doch etwas
unwahrscheinlich aus, und indem wir dem Menschen für
seine grosse Freundlichkeit dankten, gelang es uns endlich,
uns seiner zu entledigen. Am Abend kehrte ich in’s Lager
zurück und wurde durch die gewisse Nachricht, dass wir am
folgenden Tage aufbrechen sollten, höchlich erfreut.
{Sonntag, 19>en Januari\ Wir begannen unseren Marsch
mit grösser Rüstigkeit, da sich die Kameele, welche den ersten
Tag eine beträchtliche Vergünstigung an Salz erhielten,
während der vier Rasttage ungemein erholt hatten. Bei dem
Barth’s Reisen. II. g