ich untertauchte, riefen die Leute aus, dass ich nach diesem
edlen Metalle suchte, und als ich aus dem Wasser kam, waren
sie überzeugt, dass ich eine Menge davon erhalten hätte.
Jedoch war der Fluss schon zu voll, um diesen Gegenstand
auch nur einigermassen untersuchen zu können; Goldwäsche
findet bekanntlich beim Ablaufen der Ströme statt.
Endlich kam ein Kahn an. Es war der grösste der beiden,
welche wirklich in Gebrauch waren, und eine lange Verhandlung
begann mit dem ältesten der Bootsleute, einem untersetzten,
stämmigen Burschen. Natürlich hatte ich, als Hauptperson
unserer kleinen Reisegesellschaft, für Alle zu bezahlen,
und da ausser den Personen drei Kameele und fünf
Pferde überzusetzen waren, so war es eben keine leichte
Aufgabe. Man kann es daher nicht als eine übertriebene
Forderung betrachten, dass ich 5 „döra” zu bezahlen hatte*
eine Summe, für die man in Kükaua allerdings zwei Ochsenlasten
Korn oder vielmehr Hirse bekommen würde.
Meine grossen Ledersäcke — „kewa” .—yw ie sie in Bomu
für Kameellasten gebräuchlich sind, verursachten nicht geringe
Schwierigkeiten und drohten mehrmals das Gleichgewicht
des Kahnes zu zerstören und ihn umzuwprfen;
denn diese schwachen Fahrzeuge schaukelten und schwankten
so stark, dass die Leute genöthigt waren, auf dem Boden
niederzuknieen, und sie konnten auch so das Gleichgewicht
nur mit Mühe dadurch erhalten, dass sie sich mit
beiden Händen an den Seiten des Bootes festhielten. Glücklicherweise
hatte ich die Zeltstangen unter mein Gepäck gelegt,
das auf diese Weise vom eindringenden Wasser nicht
erreicht wurde; dagegen wurden alle Bücher des Pullo-Wall-
fahrers durch die Nachlässigkeit seiner Gefährten zu seinem
tiefsten Kummer durchnässt. Wirklich bemerkte ich nachher
mit Theilnahme, dass er heisse Thränen vergoss, als er
seine verdorbenen Schätze auf dem Sandufer an der Landspitze
zum Trocknen auslegte.
Die Pferde, die ander Seite des Kahnes binüberschwimmen
mussten, hatten schon grosse Anstrengung zu machen, aber
wahrhaft verzweifelt war die Arbeit der Kameele ; denn diese
Thiere der Wüste waren zu eigensinnig, um sich von den schwachen
Fahrzeugen leiten zu lassen, und mussten allein durchgebracht
werden, während sie nur durch die ernstlichsten
Schläge im Wasser vorwärts getrieben werden konnten. Wirklich
ward das Thier des Pilgers, wie es sich mitten im Strome,
mit seinem hoch emporgestreckten Kopfe kaum aus dem
Wasser ragend, abmühete und weder vorwärts noch rückwärts
wollte, eine Weile von der ganzen Gesellschaft in
Verzweiflung aufgegeben. Endlich liessen sich die hartnäckigen
Thiere durch die gewaltthätigsten Mittel bewegen,
den Strom zu passiren, der sie eine weite Strecke mit sich
fortriss. So kam denn die ganze Gesellschaft wohlbehalten
an dem sandigen Ufer der Halbinsel an, aber der Mangel
an Schatten liess sich hier bei der grossen Mittagshitze
unangenehm empfinden. Während 2 oder 3 Monate des
Jahres ist diese ganze Landspitze mit Wasser bedeckt, wiewohl
augenblicklich ihr höherer Theil, der mit langem Rohr
überwachsen ist, etwa 15 Fuss über das Niveau des Flusses
emporragte.
Der Fluss war an der Stelle, wo wir ihn passirt hatten,
zum wenigsten 1200 Schritt breit und im Strome durchschnittlich
11 Fuss tief, während er nach gleich zu erwähnenden
Anzeichen unter gewöhnlichen Umständen mindestens
noch 30, mitunter selbst 50 Fuss steigen musste. Sein
oberer Lauf war mir damals bis nach Gewe, dem Orte auf
der Strasse nach Lögone, wo er passirt wird, einigermassen
bekannt, aber weiter aufwärts hatte ich von den Eingeborenen
nur die allgemeine Angabe gehört, dass er von
Süden und noch weiter aufwärts, von Südsüdwesten komme.
Es war 12£ Uhr Nachmittags, als wir die Landspitze an
der Vereinigung der beiden Flüsse verliessen, um den zwei