Reisen entgegenstellt, indem weite Strecken tief überschwemmt
sind.
Wir Hessen unsere Leute, die mittlerweile herangekommen
waren, einen bedeutenden Vorsprung gewinnen und folgten
ihnen endHch nach. Unser Weg ging durch dichtes Unterholz,
das wir erst in der Nähe von Gérki verüessen. Unseren
Anordnungen zufolge hatten unsere Leute schon den Lagerplatz
an der Nordwestseite der Stadt gewählt; mein Reiter
aber, der mit ihnen vorausgezogen war, hielt es für nöthig,
mich zu dem Amtmanne zu führen, oder vielmehr zu einem
der fünf Amtleute, welche über die Stadt herrschen und von
denen sich der Eine immer wichtiger als der Andere dünkt.
Der, welchem mich mein Geleitsmann vorstellte, war indess ein
sehr unansehnücher Mann und nicht derselbe, welcher mir
im Jahre 1854 bei meiner Rückkehr vom Westen so ausgezeichnete
Ehre anthat. Aber auch jener benahm sich keineswegs
ungastfreundhch gegen mich, sondern sandte mir ein
Schaaf, das allerdings nicht besonders fett war, einiges Korn
und frische Milch. Milch war während meiner ganzen Reise
mein grösster Genuss, doch möchte ich jedem Afrikanischen
Reisenden rathen, sich ganz vorzüglich vor diesem Getränk
in Acht zu nehmen, da es einen schwachen Magen vollends
gänzHch zerstören kann; es würde rathsam sein, der frischen
Milch jedesmal etwas Wasser beizumischen.
Die Stadt Gérki ist ein bedeutender Ort und unter einer
kräftigen Regierung würde sie einen wichtigen Grenzplatz abgeben.
Sie hat selbst unter den jetzigen Verhältnissen wohl
gewiss 15,000 Einwohner, die aber wegen ihrer diebischen
Neigungen sehr berüchtigt sind, und von ihrer geringen Industrie
gibt der wilde Zustand der Umgegend einen traurigen
Beweis. Auch der Markt, welcher vor dem Südwestthore
der Stadt abgehalten wird, ist von höchst geringer Bedeutung
; die Mauer aber mit ihren Zinnen ist in sehr gutem Zustande.
Um. die Diebsgelüste der Eingeborenen in Schranken
zu halten, that ich spät Abends mehrere Schüsse und wir
hatten eine ruhige Nacht. Auf meiner Rückreise im Jahre
1854 war ich jedoch weniger glücklich, indem ein höchst
unternehmender und unerschrockener Dieb zu verschiedenen
Malen mehrere einem meiner Leute gehörige Gegenstände
wegschleppte.
[Donnerstag, 13*»» März] Ohne auf den neuen Geleitsmann,
den ich in dieser letzten Stadt des Gebietes von Kanö
erhalten sollte, zu warten, machte ich mich mit rAbd el
Chaflf frühzeitig auf den Weg, um Gümmel noch vor der Tageshitze
zu erreichen. Wir begegneten im Walde bald einer
Reihe von 12 Kameelen, die alle mit Kurdi, Muschelgeld,
beladen waren; sie gehörten dem reichen Arabischen
Kaufmann Bü-haema, der in Münio wohnt und zwischen Kanö
und Kükaua bedeutenden Handel treibt. Ich will hierbei
erwähnen, dass gewöhnlich 100,000 Kurdi als eine durchschnittliche
Kameelladung betrachtet werden; schöne Thiere
aber, wie diese waren, können 150,000 tragen, was gerade
der Werth von 60 Spanischen Thalern ist.
Etwa zwei Meilen vor Birmenaüa, dem Grenzplatze des
Börnu-Reiches, holte uns der Reiter des Amtmannes von Gerki
ein, und hier nahmen wir Abschied von Haussa mit seinem
schönen, herrlichen Lande und seiner heiteren, fleissigen Bevölkerung.
In der That, es ist bemerkenswerth, welcher
Unterschied des Charakters zwischen dem Ba-hausche und
dem Kanöri herrscht: jener lebendig, voll Feuer und heiterer
Gemüthsart, dieser dagegen mehr melancholisch, gedrückt
und roh. Derselbe Charakter Hegt auch im Ausdruck
der Gesichtszüge. Die Haussaua haben meist angenehme
und regelmässige Züge und anmuthigere Formen, während
die Kanöri mit ihren breiten Gesichtern, weit offenen Nasenlöchern,
ihren derben Knochen und eckigen Gestalten einen
weit weniger angenehmen Eindruck machen. Dies gilt namentlich
in Bezug auf die Frauen, welche im Allgemeinen sehr