wie z. B. der des betenden Knaben oder des Diskoswerfers,
nichts nach, während seine Gesichtszüge nicht oinmB.I den
Meinen Ansatz aufgeworfener Lippen zeigten, der an den erwachsenen
Männern zu bemerken war. Seine Beine und
Arme waren mit Schnüren von Eisenperlen geschmückt, wie
sie hier zu Lande gewöhnlich von jungen Leuten getragen
werden und die ich hei anderer Gelegenheit ausführlich beschreiben
will; sie werden in Wändala oder Mändara verfertigt.
Besonders fiel mir auf, dass seine Beine ganz gerade
waren und nicht eine Spur von der bei Central - Afrikanischen
Völkern so allgemeinen Gebogenheit zeigten. Sein
Haar war allerdings sehr kurz und gekräuselt, hatte jedoch
nichts Wollartiges an sich; seine Farbe, sowie auch die sei-
ner Mutter und überhaupt der ganzen Familie, war gelblichbraun,
fast genau wie Rhabarber. f Die Frau war ein wenig entstellt durch eine dünne,
etwa 1 Zoll lange, unten zugespitzte Metallplatte (von
der nebenstehenden Gestalt), die sie dicht unterhalb
der Unterlippe in ihrem Kinne trug. Diese Art barbarischen
Schmuckes wird in der Landessprache,„se-
geum” genannt; es ist von verschiedener Gestalt und
gewöhnlich viel Meiner, als das von dieser Frau getragene;
aber es ist mir unbekannt, ob durch die verschiedene Gestalt
vielleicht verscMedene Lebensstufen bezeichnet werden. Es
ist oft nichts weiter als ein dünner Stift; jedoch von welcher
Gestalt es immer sein mag, so wundere ich mich, wie es
im Kinne befestigt sein kann, ohne, besonders im Anfänge*
überaus lästig und selbst schmerzlich zu sein. Gewiss aber
ist dieser Schmuck weniger abscheulich als der grosse Knochen,
welchen die Müssgu-Frauen an derselben Stelle tragen;
es beruht indess diese Sitte offenbar auf demselben Prinzip.
— Gewöhnlich fallen die Brüste der Frauen, gleich nachdem
sie Mütter geworden, ganz scMaff wie Säcke auf den
Leib herab, zuweilen bis an die Hüften reichend, und es ist
besonders dies, was das weibliche Geschlecht in diesen Ländern
so entstellt, sowie ein schöner voller Busen gewiss die
grösste Zierde desselben ist. Bei dieser Frau aber hatte die
frische Gesundheit die Brüste in leidlich runden, schwellenden
Formen erhalten.
Diese einfachen Leute fanden nicht wenig Vergnügen daran,
als sie sahen, wie lebhaftes Interesse ich an ihren Formen
nahm; aber während sie mein WoMgefallen gern sahen,
betrugen sie sich sehr anständig und erschraken, als ich
mich unterfing, sie zu zeichnen. Das ist in diesen Gegenden,
wo Alles neu ist und wo einer der interessantesten
Punkte der Betrachtung sicherlich in dem Charakter der Eingeborenen
besteht, der Nachtheil für den Reisenden, dass es
ihm selten gelingen wird, eine Person zu überreden, ihm
zu erlauben, eine irgendwie genaue Zeichnung von ihr zu
machen*).
Die Männer sind im Allgemeinen hoch gewachsen und, so
lange sie noch jung sind, von scMankem Wuchs; auch einige
Frauen erreichen eine hohe Gestalt und bilden dann mit ihren
hangenden Brüsten und in ihrer gänzlichen Nacktheit einen
wahren • Gegenstand des Schreckens, besonders wenn sie von
röthlicher Farbe sind. — . -
In einem anderen Gehöft sah ich zwei unverheirathete
Frauenzimmer mit ihrer häuslichen Arbeit beschäftigt; sie waren
etwa 12 — 13 Jahre alt und anständig geMeidet, indem
sie einen Schurz von gestreiftem Baumwollenzeug um ihre
Hüfte trugen. Dies war aber sicherlich ein Einfluss des Isslam,
obgleich bei manchen Heidenstämmen des Inneren Afrika’s, wo
die verheiratheten Frauen ungescheut vollkommene NacMheit
zur Schau tragen, junge heirathsfähige Mädchen ihre Blösse
; *) Abbega, der Eine der beiden Schwarzen, welche ich mitgebracht, ist ein
Marghi und kann im Ganzen als ein Beispiel dieser Rasse dienen, obgleich er
weder an Geist, noch an Wuchs die höchste Stufe der Entwickelung derselben
darstellt.