anderen Fischen z. B. unserer Barbe*), (Barbus fluviatilis) in der
That auf manche Personen eine giftige Wirkung äussert, die hier
allgemein bekannt ist und von der schon Wlangali spricht. Przewalski
und sein Gefährte wurden nach dem Genüsse des Rogens einer verwandten
Art (Schizopigopsis nov. sp.) aus dem Kukunor ernstlich unwohl
(Reisen in der Mongolei etc. p. 446). Das Fleisch der Marinka-
Arten wird übrigens in Mittelasien unbeschadet als Nahrungsmittel
benutzt und z. B. in Kopal das Pud mit 80 Kopeken bezahlt.
Da noch keinerlei Aufzählung über die Fischarten des Ala
Kul existirt, so mussten wir uns mit der Versicherung der Kirghisen,
die übrigens im Ala Kul keinen regelmässigen Fischfang betreiben,
dass nur die genannten vier in demselben Vorkommen, zufrieden
geben. Thatsache ist die auffallende Artenarmuth dieser Steppenseen,
um so interessanter sind aber die Verbreitungsverhältnisse. So
beherbergt das Kaspische Meer, dieses Riesen-Binnenwasser, nach
den genauen Untersuchungen von Professor Kessler**), nur 60 Fischarten
(darunter nicht weniger als 14 Arten Grundeln (Gobius)), der
Aral-See gar nur 20, die sämmtlich europäischen Gattungen und
grösstentheils solchen Arten angehören. Keine derselben kommt
gleichzeitig im Balchasch-See vor, obwol derselbe einstmals mit dem
Aral in Verbindung gestanden haben soll. Dagegen scheinen die
wenigen Arten des Sassyk- o •> und Ala Kul mit denen des Balchasch
identisch, was also durchaus für den früheren Zusammenhang dieser
Seen spricht. So erhielt ich Diplophysa labiata aus dem Balchasch,
und den dem Ala Kul zuströmenden Kara Bulakfluss bei Urdschar.
Merkwürdig ist auch das gleichzeitige Vorkommen ein und derselben
Art sowol im Süss- als Salzwasser. So erhielt ich die zuletztgenannte
Art in der reissenden Lepsa im Ala Tau, sie findet sich aber auch
im Balchasch und wahrscheinlich im Sassyk-Kul. Die Marinka gehl
ebenfalls weit in den Oberlauf der Flüsse und bis in die Gebirge
hinauf, denn Wlangali erwähnt sie vom Balykly (d. h. Fischfluss),
*) Ueher die giftigen Eigenschaften des Bogens dieses Fisches lauten die
Urtheile sehr verschieden. Dr. Brehm versicherte mir, dass sowol er als seine
Familie nach dem Genosse erkrankt seien; der alte Bloch schreibt dagegen ausdrücklich,
dass er und die Seinigen oft Barben-Bogen ohne jede nachtheilige
Wirkung gegessen hatten und dasselbe wurde mir von einem hiesigen renommirten
Fischer gesagt.
**) Vergleiche den interessanten Aufsatz: „Untersuchungen über die Fische des
Schwarzen und des Kaspischen Meeres“ in : Bussische Eevue, IV. Jahrgang 1875.
4. Heft p. 351.
einem Zufluss des Karatal. Am auffallendsten verhalten sich übrigens
wol die im Syr-Darja und Amu-Darja vorkommenden Vertreter der
zu den Stören gehörigen, höchst originellen Gattung Scaphirhynchus,
einmal weil sie, entgegengesetzt den soeben ausgesprochenen Verbreitungsgesetzen,
nicht im Aral-See verkommen und dann weil
ausser den 2 bekannten asiatischen Arten, überhaupt nur noch eine
dritte nachzuweisen ist und zwar - im Missisippi! Das einige gleich-
interessante Analogon bietet die Gattung Polyodon, von welcher is-
her nur eine Art (folium) ebenfalls aus dem Missisippi bekannt war,
bis ganz neuerdings eine zweite (gladius, Martens) im Yang-tze-kiang
gefunden wurde. „ ,
Lebende Mollusken erhielten wir nicht; fanden aber im Sande
der Uferwand, doch auch unmittelbar am Strande oder von den
Wellen ausgespült die ausgebleichten Schalen von 7 Arten busswasserconchylien,
(Limnaea, Planorbis, Bithyna, Valvata) die wir
später am Ob lebend bekamen, zusammen mit einer bisher nur
aus dem Tien-Schan nachgewiesenen Landschnecke*) (Helix Semenowi,
Mart.) Mit Ausnahme weniger Arten Käfer zeigte sich ro z er
anständigen Wärme (Morgens 10 Uhr 21» Reaum im Schatten,
Abends 7 Uhr 20° R.) das Insectenleben todt, bis auf die zu
dringlichen Mücken (Culex spec?), w e lc h e recht anständig zu stechen
verstanden und die uns schon hier die Erfolglosigkeit von Amsol
als Specificum erkennen lehrten.
Nicht weit von unserem Lagerplatz befanden sich zahlreiche
verfallene Gräber der Kirghisen (kirgh. Uba oder Aba; russ. Magil),
ein wahrer Kirchhof, der zeigte, dass diese Gegend ein beliebter
Aufenthaltsort derselben sein muss. Bei der steten Beobachtung
seitens der Eingebomen und gegenüber den umfangreichen Trümmerhaufen
von Steinen, war es indess wie für die Folge unmöglich
anthropologische Raritäten einzusammeln. Der bei allen Mahamme-
danern, als Boté König Salomo’s, hochgeehrte Wiedehopf, dessen u. A.
die 27. Sure des Koran in einem anmuthigen Mahrchen gedenk ,
zeigte sich in der Nähe dieser Gräber öfters, aber keineswegs so
zahm, dass man ihn mit Händen greifen konnte, wie Sporer erwähnt
(Petermann’s Mitth. 1868. p. 405).
*) Graf Waldburg-Zeil glückte es ausserdem eine Pupa und Vertigo-Art, sowie
überhaupt mehrere von mir nicht beobachtete, darunter sogar neue Arten zu finden,
die im wissenschaftlichen Theile ausführlich behandelt werden sollen.