wie die Figur rechts auf Abb. 46 zeigt. Die Zöpfe (ost. Ooch-
sawu, sam. Gusch) werden mit rothem Wollband umwickelt und
sind häufig falsch oder angestückt, um möglichst bis auf die Erde
herabzuhängen. Ostiakische Damen haben also mit denen der
gebildeten Welt wenigstens eine Mode gemein, die des falschen
Haarschmuckes. Ein gutes farbiges Costümbild ist die bei Hofmann
(p. 115) dargestellte Samojedin, obschon im Typus verfehlt. Pelzkappen
mit Behang und Zöpfe (9. 10). veranschaulicht auch Behrens
Photogr. No. 1 .
Ohrgehänge (ostiak. Palepochel-choram), aus etlichen Metallknöpfen,
Fingerhüten oder dergl. bestehend, die mittelst Leder-
streifchens über das Ohr gehangen werden, verschmähen Ostiakinnen
ebensowenig als Fingerringe. Letztere (ost. Sorne-luit) sind aber
selbst für die Aermste zu erschwingen, da sie nur aus Messing bestehen
und das Stück einen Kopeken kosten. Daher ist es keine
Verschwendung wenn jeder Finger mit soviel Ringen geschmückt
wird, als er aufnehmen kann.
Glasperlen, als Halsketten und zu sonstiger Verzierung, namentlich
eigenthümliche mit allerlei Metallstückchen und alten Münzen
besetzter Halsschmuck (ost. Jernas-roch, vergl. Photogr. No. 1 . 13)
sind als Schmuck ebenfalls hoch beliebt. Auch die hemdartigen
Kleider aus buntfarbigen Baumwollenzeugen, welche die Ostiakinnen
bei Bereosoff und weiter aufwärts hie und da im Sommer tragen,
haben oft sehr hübsche Stickereien und Besätze aus Glasperlen.
Diese Sommerkleider sind oft eigenes Fabrikat, und zwar aus der
Nessel, welche bei Ostiaken als eine Art Culturpflanze gelten kann,
d. h. soweit sie sich wild findet.
Es ist die Hanfnessel (Urtica cannabina Pall., ost. Urtorn oder
Urpodn), eine von unserer verschiedene Art, welche sich viel höher
entwickelt und die von den Frauen zubereitet zu sehr haltbaren
Stricken und sogar zu Zeug verarbeitet wird. Diese Benutzung der
Nessel, deren Cultur ja auch bei uns neuerdings sehr und mit
Recht empfohlen wird,*) findet hauptsächlich am Irtisch und mittleren
Ob statt.
Tätowirung im Gesicht habe ich nur bei einem Weibe (vergl.
p. 343) gesehen, dagegen mehrmals Längsstriche, die auf den Händen
*) Vergl. E. Müller „Deutsche Brennesseln“ (Berlin, C. Voigt 1'878) und Auszug
im Daheim 1878 p. 112.