62 III. Kapitel.
die weiten Districte ausgebildet werden. Um den bei uns mit dem
Wort Kosaken, oder richtiger Kassaken, verbundenen Vorstellungen
von ruppig aussehenden Kerlen, auf kleinen, mageren Pferden in
besonders hohen Sätteln zu begegnen, mag erwähnt sein, dass die
Pferde durchaus sich mit unseren Husarenpierden messen konnten
und in ähnlicher Weise gesattelt waren. Die Leute nahmen sich
in ihrem schwarzen Uniformrocke mit rothen Paspoils, breiten rothen
Streif an den weiten, in den Stiefeln steckenden Hosen und hoher
Pelzmütze („Papache“) aus kirghisischen Lammfellen, sehr proper
und adrett aus. Die Bewaffnung besteht in Lanze, einem langen
Säbel („Sehaschka“) dessen Griff von keinem Bügel oder Korb
geschützt ist und einem langen Percussionsgewehr. Nachdem die
Sotnie einige Evolutionen ausgeführt hatte, begannen die eigentlichen
Reiterkünste. Die „Gartenlaube“ brachte (No. 50. 1877.)
unter dem Titel „Ein Husarenstückchen“ eine hübsche Abbildung,
welche die bekannte, von mehreren Husarenregimentern sich zugeschriebene
Geschichte illustrirt, wo bei einer Parade em Junge
vor die dahertrabende Front gerathen ist und von einem aus dem
Gliede vorsprengenden Husaren im Galopp auf den Sattel gehoben
und so gerettet wird, aber ich denke, dies Kunststück würde 'Wol
jeder dieser Kosaken ohne, Mühe ausgeführt haben. Denn wir sahen
sie in voller Carriere kleine Heubündel vom Boden aufheben, und
wenn dies eben auch nicht Allen gelang, so ist ein so kleines Heubouquet
eben kein Bube. Bei diesem Manöver muss sich der Mann
mit dem ganzen Körper zur Erde herabbiegen, so dass in der That
von der entgegengesetzten Seite gesehen nur ein Fuss und die Hand
sichtbar wird. Aehnlich, aber weniger gedeckt erschien der Reiter,
den WacMdienst. Mit Kosaken der eben genannten Abtheilnngen trafen wir auf
unserer Eeise zusammen. •
Ausserdem kommt für Sibirien in Betracht: das Heer von Transbaikalien,
des Amur, die Kosaken des Gouvernements Irkutsk und Jennisseisk, das Jakutsk’sche
Stadtinfauterie-Regiment und das Regiment Kamscbatkas (2 Sotnien Kommando)
im Hafen Petropawlowsk. — Sibirien stellt also im Ganzen im Kriege 11 Reiterregimenter
à 6 Sotnien, 8 Reiterregimenter à 4 Sotnien, und 5 einzelne Sotnien;
9 Infanterie-Bataillone à 5 Sotnien, 2 Bataillone à 4 Sotnien, 2 Reserve-Bataillone,
6 Wachtkommandos in Städten, 2 Batterien à 8 Geschütze. - Siehe hierüber:
Scbnehen : „Die Land- nnd Seemacht Russlands“ (Berlin 1877); v. Lengenfeldt:
„Das heutige Russland“ (1876), sowie den Gothaischen llofkalendcr. Ueber Organisation
und Bewaffnung der Kosaken siehe auch : Stumm : „Der rassische Feld-
zu g gegen Chiwa“ 1875. p. 203 — 335.