Ueber Tundra.
verlaufen schien, zu dem sich der Muss in vielen grossen Schlingungen
wendete. Vor dieser Berg- oder Hugelreihe liegt Sadapai, und da,
wo wir uns befanden, führte die Strasse der Renheerden von dort
nach der Schtschutschja. Die Sumpfebene vor uns wird nicht von
Eingebornen benutzt, da sie aus so bodenlosen Morästen besteht,
dass hier gelbst keine Ren weiden können. Nur im Winter nehmen
Samojeden zuweilen ihren Weg über dieselbe. Die Podarata verliert
sich allmälich in dem ungeheuren Moraste, dieser in die ,,Paha“
(Paja, Pacha, d. h. Bucht), welche weiter westlich liegt, aber nur
selten von Eingebornen*) besucht wird. So lauteten wenigstens die
Nachrichten des Ostiaken, welche ich Angesichts der vor uns in
Natur ausgebreiteten Landkarte mühsam erfrug, ohne übrigens, wie
dies so häufig der Pall ist, volle Klarheit zu erlangen. Dieses von
uns gesehene innerste Ende der Kara-Bai Scheint die ,,Lesnaja-
Guba“ (samoj.sPodaretti-paga) von Sujew (Pall. S p. 26), der bis
zum Meerbusen „Karskoi Salif,“ worunter wo! aber das eigentliche
Karische Meer zu verstehen ist, noch 5 bis 6 starke Tagereisen
rechnet. — Wir befanden uns kaum zwei deutsche Meilen (c. 15 W.)
vom Meerbusen, von der hellen Sandwand (der weisse Hügel rechts
auf der Abbildung) etwa eine Meile entfernt. Dieselbe wird von
dem rechten Steilufer der Podarata gebildet, wie ich später in
Obdorsk von Herrn Wassiljeff erfuhr; unsere Vermuthung bestätigte
sich also.- Die russische Expedition war, wie ich gleich hier ein-
fügen kann, am 4. August mit dem Rest der Renthierheerde
Dsäungiä’s, c. 120 Stück, darunter 60 Zugthiere, nach der Podarata
aufgebrochen und hatte dieselbe, an der Stelle erreicht, wo wir jetzt
hielten. .Da täglich Ren fielen und der Bestand an Zugvieh sehr
geschmolzen war, so entsandte man einen Kosaken und einen Ostiaken
an das linke Ufer der Podarata. Es gelang ihnen dort Eingeborne
und Ren zu finden, mit denen sie zurückkehrten. Von dieser Heerde
starb kein einziges Thier. Herr Wassiljeff ging mit einem Kosaken
p. 1397) sehr richtig aus; meine Gefährten und ich hörten oft dasselbe Wort ganz
verschieden, seihst wenn wir es uns wiederholt vorsprechen liessen.
*) Die Fischerplätze, welche sowol von Samojeden, als hauptsächlich Pustosersker
Bussen besucht werden, liegen an der Kara und Korotaicha, namentlich Tolstoi-
Nos. Nach Sujew (Pall. 3 p. 32) werden Kunscha (Salmo leucomoenis, Pall.), Omuli
(Coregonus autumnalis, Pall.), eine kleine Dorsch- (Nawaga, Gadus nawaga) und
Schollenart (Kambala, Pleuronectes flexus), gefangen und eingesalzen. Doch ist
dieser ganze Fischereibetrieb nicht bedeutend. (Vergl. auch: Schrenk I. p. 580
und 648). —