Sonne und Gestirne; er ist gütig, gewaltig, er sieht und weiss Alles
er überlässt aber die Leitung der Welt den Tadebzien d. b. Geistern“
(Schrenk p. 403).
Aebnlicb berichtet Castren (I. p. 198) über Num, den die
Samojeden auch in verschiedenen Naturerscheinungen zu erkennen
suchen, so z. B. halten sie poetisch den Regenbogen für den Saum
seines Kleides. In der Sonne selbst sollen sie ihn verehren, und
mir selbst ist wiederholt (z. B. vom Diakon in Obdorsk) versichert
worden, dass die Samojeden keine Götzen, sondern die Sonne anbeten.
Der himmlische Gott der Ostiaken, Turm oder Turom, (d. h.
Himmel) der Allwissende scheint dasselbe als Num zu sein, allein
es kommen bei den Ostiaken noch andere Götter hinzu. So nach
Castren (I. p. 295) noch der Waldgott, Meang, und Kulj, der Flussgott,
und nach Poljakoff Tonka und Urt-Ige. Wie Kowalski
(p. XXVIII.) mittheilt, der seine Berichte von dem Geistlichen Popoff
in Obdorsk erhielt, würde der oberste Gott der Ostiaken Masterko
heissen und Kul ein böser Geist sein. Die Jenissei - Ostiaken, obgleich
Christen, verehren 3 mächtige Gottheiten: Er, den Gott des
Himmels, Jmlja eine weibliche unterirdische Gottheit und den Bären,
den Gott der Erde (Castren II. p. 226). Nach Sobrin, (Russ.-Revue
1876 p, 339), der als Ostiak von Geburt es eigentlich am besten
wissen sollte, verehrten (?) oder verehren (!) die Ostiaken (und
Wogulen) folgende Götter. 1. Die Jagdgöttin (in Gestalt einer Frau);
2. den Gott der Fische („den Alten vom Ob“); 3. „das Kupferei“
den Gott der Vögel; 4. den Hauptgott (unbenannt); 5. Ortik;
6. Masterko, den Gehülfen und Vollstrecker des Willens Ortik’s, zugleich
Gott der Gesundheit; 7. Eliane, den Götterboten und 8. Meiko,
den Gott der Bösen.
Aus Allem was ich erfuhr und hier mittheilte, glaube ich annehmen
zu dürfen, dass es im Lichte der Objectivität mit dem
„blinden Götzendienste“ nicht ganz so schlimm steht als es scheint.
Wenn, wie die übereinstimmenden Urtheile fast aller Berichterstatter
ergeben, der Gott Sorne oder Turom der Ostiaken, fast
identisch mit Jaü-mal oder Num der Samojeden, als ein unsichtbares
höchstes Wesen zu betrachten ist, so wird man es nicht auffallend
finden können, wenn die Phantasie jener einfachen Naturkinder
sich bemühte dasselbe darzustellen. Das Bestreben von
diesem höchsten Wesen, als einem guten, Schutz und Hilfe zu erflehen
oder ihm Dankbarkeit zu beweisen führte zum Opferdienst und durch
denselben folgerecht zur Errichtung derartiger Bildnisse, als symbolische
Personificirung der höchsten Gottheit. Je nach den Verhältnissen
sind diese Darstellungen sehr verschiedene.
Die Hauptbilder der Götter, Turom, welche einer Tradition zufolge
auf Befehl derselben von den Menschen errichtet wurden
(Poljakoff p. 51) dürfte kein Forscher gesehen haben, ausser vielleicht
Herr Sobrin, der sie 0- c-) beschreibt. Sie sollen früher in
eigenen Häusern verehrt worden sein, sind aber jetzt im Dickicht
der Wälder in Sicherheit gebracht. Möglicher Weise bezeichnen
die heiligen Haine solche Plätze, wo früher ein berühmtes Bild
stand oder sie sind eben nur als Opferplätze zu betrachten. In
Wespugel fanden wir, wie erwähnt, das eigentliche Bild nicht
und ebenso erging es Hofmann (pag. 28) und Castren (pag. 290).
Letzterer fand ebenfalls durch Zufall einen solchen heiligen Hain,
der ganz so beschaffen war wie der bei Wespugl. Die langen rohen
Götzenbilder, ost, Jiljan, sam. Hahe, bezeichnen nach Castren Schutzgötter,
die hier nur als Opfer niedergelegt wurden.
Die mehr auf der Tundra lebenden Samojeden begnügen sich,
der Armuth der Natur entsprechend, mit geringeren Dingen und
erscheinen, indem sie merkwürdig geformte Steine oder dergleichen
als Ersatz wirklicher Bilder wählen, in unseren Augen als Fetischdiener.
So wird einem mächtig grossen Steine bei Dudino geopfert,
weil die Samojeden annehmen: „so schweren Stein könne doch nur
der Schöpfer persönlich hingebracht haben!“ (Midd. p. 1463.) Und
Haiwai erzählte uns, dass er und seine Landsleute alljährlich im
Herbst nach dem Arka-Pai (Ural) aufbrechen und hier bei einem
grossen Steine Ren, Fische u. dergl. opfern. Hofmann fand solche
Opferplätze im Ural, z. B. auf dem 1073' hohen Jodenei und im
Pae-Choi (p. 154, 157, 158).
Bei der anerkannten Freigebigkeit der Ostiaken und Samojeden
nimmt es nicht Wunder, wenn sie dies auch in Opfergaben an die
Götter bekunden und hierbei von Spendensammlern oft ausgezogen
werden. Poljakoff führt an (p. 51), dass solche oft grosse Rundreisen
machen und sich systematisch auf das Einsammeln von Opfergaben
verstehen. Comme chez nous!
Dieser Trieb zu opfern ist selbst bei Bekehrten nicht ganz ausgerottet,
und Poljakoff führt ein hübsches Beispiel an, wo ein