zufrieden, und damit hatten die Damen jedenfalls recht, denn auch
wir würden Bereosoff gewiss nicht zum Wohnsitze wählen. Durch
Dr. Krzjwicld erhielt ich einige jener interessanten, in Kalkspath
verwandelten Ammoniten, mit irisirender Oberfläche, welche beim
gemeinen Volke die Sage von versteinerten Schlangen veranlassen.
Ihr Fundort ist nahe dem Ural, am Flüsschen Lopsia, im Gebiete
der oberen Sosswa, 3 Tagereisen mit Boot oberhalb der Iskar’schen
Jurten. Sie zieren jetzt das Königl. mineralogische Museum in
Berlin, dem ich sie zum Geschenk übergab. WV x
Ueberraschend war ein grösser Flug Saatkrähen, der sich indess
nur wenige Stunden bei der Stadt aufhielt, da wir diesen Vogel nur
dies eine Mal am Ob zu Gesicht bekamen.
Der alte gute Panajeff, welcher sich auf der ganzen Reise so
prächtig gehalten und sich nicht ein einziges Mal betrunken hatte,
suchte, in seinen 4 Pfählen angelangt, das Versäumte nachzuholen.
Er war bereits stark im Sturm, als ich ihn in seiner Wohnung aufsuchte,
in welche er uns zu einem Frühstück eingeladen hatte.
Selbstredend that ich dem alten, verdienstvollen Begleiter diese Ehre
an, die ihn in der That ausserordentlich glücklich machte. Auch
den alten Aaron Aaronewitsch Zessis besuchte ich und lernte seine
stattliche Frau kennen, die ihm von Odessa in die Verbannung nachgereist
war und ihm dieselbe durch 2 oder 3 reizende kleine Mädchen
versüsste. Es heimelte mich sonderbar an in dieser Familie deutsch
sprechen zu hören oder wenigstens ein Idiom von dem ich das
meiste ohne Dollmetscher verstehen konnte. Die Stadt Bereosoff
habe ich schon bei unserem ersten Besuche beschrieben und gezeigt,
dass dieselbe keineswegs „inmitten undurchdringlicher Urwälder“
liegt, noch so auffallend „das Gepräge des rauhen, grausen Nordens“
zeigt, als dies v. Lankenau*) beschreibt. Die beigegebene Abbildung
(53) wird dies veranschaulichen. Ich fühlte mich zu einer
Aufnahme derselben umsomehr veranlasst, als die einzige mir be*)
„Das heutige Russland“ (Leipzig, Spanier 1877, p. 152). Zu welchen
irrigen Vorstellungen Vieles in dieser Kompilation Anlass giebt erhellt noch mehr
aus der Beschreibung der Stadt Semipalatinslt. Es heisst hier (p. 159) wörtlich:
„Von hier aus übersieht man den prächtigen 'Altai und die mit ihm verbundene
Bergkette Chinas, die den ausgedehntesten Ueberblick über eine Bergreihe erlaubt,
wie auf der ganzen Erde schwerlich ein zweiter sich finden dürfte.“ Leider verhält
es sich in Wirklichkeit (vergl. p. 94) ganz anders und man erblickt nur
Sanddünen.