behagliches Gefühl war. Glücklicherweise fing die Pferde aber bald
ein kirghisischer Freund auf und wir hatten die Genugthuung, dass
sie ihre Kräfte in der Sandwtiste, welche Semipalätinsk unmittelbar
umgiebt, noch gehörig austoben konnten, allerdings hier sehr gegen
ihren Willen. Vor der Stadt, die keinen sonderlich imponirenden
Eindruck macht, erwartete uns bereits der „gespenstische Reiter“, d. h.
ein Kosak, um uns in unser Quartier zu geleiten, welches unser noch
unbekannter Gastfreund der Gouverneur Generallieutenant Poltoratzky
bereits in gütiger "Vorsorge im Hause des Polizeimeistergehülfen
Kollegien - Secretär Nicolaj Erassimowitsch Erassimoff für uns bereitet
hatte.
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IV. Kapitel.
Semipalätinsk und die Arcatberge.
Gastlicher Empfang. — Verpflegung in Kosakendörfem. — Conserven nnpractisch
in der Steppe. U Die Familie Poltoratzky. — Beeassinenjagd. — Taschkend-Bazar.
— Europäischer Bazar. — Semipalätinsk früher. — „Sem-palati.“ — Die Dünenstadt
Semipalätinsk. — Abreise. — Nach den Arcatbergen. — Luftziegeln. — Jurten-
lager in den Arcatbergen. — Vogelleben. — Die Arcatberge. — Jagd auf Wildschafe.
— Das erste Archar. — Der gefehlte Wolf. — Zweiter Jagdtag. — Phantastische
Felsgebilde. — Ein Archar erlegt. — Archarlamm. — Kirghisische Improvisatoren.
— Kirghisische Festlichkeiten und Sport. — Jagdhunde. — Baitz-
vögel. — Kingkampf. — Kunstreiter. — Wettrennen. — Abschied von den Arcatbergen.
— Verbreitung der Wildschafe. — Naturgeschichtliche Scizze des Archar. —
Der Bobac. —
Wir hatten uns kaum etwas vom Staube gereinigt so erhielten
wir auch schon den Besuch des Polizeimeisters Herrn Schelesnoff,
welcher eine Einladung zum Abendessen überbrachte, denn es war
inzwischen 5 Uhr, also zum Diner, zu welchem man uns erwartet
hatte, zu spät geworden. In unserem Zimmer stand aber vorsorglich
ein Imbiss mit den nöthigen Flaschen bereit, weil der General aus
Erfahrung wusste, dass wir von dieser Tour mit gesegnetem Appetit
eintreffen würden, und seine so zuvorkommende Güte war uns in
der That sehr willkommen.
Wir hatten uns auf der fünftägigen Steppenreise meist mit
kalter Küche behelfen müssen, denn in den Stationshäusern der
Kosakendörfer ist bei dem geringen Fremdenverkehr noch weniger
auf Etwas zu rechnen als sonst in Sibirien. Nur Milch war überall
zu haben, ebenso Eier. In einer Station bekamen wir sogar einen
in Brotteig gebackenen Fisch, Kohlsuppe, Eier und rothen. Caviar
vom Hecht, für welches lucullische Mahl die brave Kosakenfrau