zu spannen wird sie über das Feuer gehalten. Als wir in den
Tschum eintraten fanden wir denselben bereits dicht mit Zuschauern:
Samojeden, Ostiaken, Syrjänen, Russen, Frauen, Mädchen und
Kindern gefüllt, die uns mit lautem dreimaligen Gellen empfingen.
Wir erhielten auf ausgebreiteten Renthierfellen Ehrenplätze, gegenüber
dem Tatibe, und konnten somit das ungewohnte interessante
Schauspiel am besten gemessen, welches durch die wechselnden
grellen Lichteffecte des Tschumfeuers würdig des Pinsels eines
Salvator Rosa war. Ich begnügte mich, soweit es überhaupt anging,
wenigstens einige Striche festzuhalten. Der Tatibe trug einen
• beschmutzten weissen mit Goldtressen besetzten Kittel, da wie er
versicherte, die mit Klimperwerk aus Eisen besetzten Lederröcke
nicht mehr „Mode“ seien. Neben ihm zur Rechten sass in gewöhnlicher
Tracht sein Gehülfe, ein Ostiake, der Alles, was der Meister
mit näselnder Stimme sang, wiederholte. Die Vorstellung begann
damit, dass der Tatibe die Zaubertrommel rührte und nach einiger
Zeit -erklärte,, die Geister seien erschienen und ständen hinter ihm.
Selbstredend waren sie eben nur seinem geistigen Auge sichtbar, denn
seine natürlichen hielt er geschlossen. Hierauf liess er uns und
zwar in Samojedisch eröffnen, dass er wahrsagen und dabei nichts
als die „reine Wahrheit“ verkünden werde. Die Orakelsprüche
folgten in einzelnen Sätzen, wurden unter dumpfer Trommelbegleitung
abgesungen und mit einigen kräftigen Schlägen und dem
dreimaligen Refrain „jehehee!“ geendet. Die von mir genau aufgezeichneten
Aussprüche des Sehers waren folgende: 1. die Reisenden
werden vom grossen Kaiser (von Russland) Orden erhalten,
2. werden nächstes Jahr wieder kommen; 3. werden dann von der
Ussa nach den Quellen der Schtschutschja gehen; 4. wird Etwas
passiren auf dieser Reise ob gut oder schlecht weiss ich nicht;
5. Arbeit an Podarata (wol Canalproject!) wird nicht gelingen, kein
Holz, kein Feuer; 6. die Vorgesetzten zu Haus werden vom Chosain
(mir) Rechnung fordern, es wird aber Alles glücklich und er zufrieden
sein; 7. drei Aelteste zu Haus werden nächstes Jahr Reise
nach der Ussa bestimmen; 8. werden ohne Krankheit nach Hans
kommen und Alles glücklich finden; auch die Reise nächstes Jahr
wird glücklich und er (der Schamane) der Begleiter sein; 9. da ist
noch eine Expedition auf Podarata, wenn die zurückkommt und
deren Berichte mit unseren übereinstimmen, werden wir von den
beiden grossen Kaisern (Alexander und Wilhelm) grosse Beloh