nicht leicht sein würde, war mir 'schon im Voraus klar. Ein Palaver
mit westafrikanischen Negerkönigen kann die Geduld kaum mehr
auf die Probe stellen, als eine solche Unterhandlung. Die Menschen
hier, selbst Russen, haben einen ganz anderen Gedankengang als
wir, und man wird in den seltensten Fällen überhaupt nur eine
sofortige Antwort auf eine ganz unschwere Frage erhalten, sondern
ist stets genöthigt, dieselbe in Varianten zu wiederholen.
Die Verhandlung beginnt gewöhnlich mit einem Präludium des
Dolmetschers, der den Zweck der Reise erklärt, und dann folgen
I ragen und Antworten gleich Gesangbuchversen, Specialberathungen
der Eingebornen unter sich, andererseits von mir mit den Dolmetschern.
Anfangs behaupteten alle Eingebornen, die Schtschutschja
nicht zu kennen und keiner will nur ein Wort russisch verstehen.
Nur einen mehr als halbblinden Ostiak, den Armen des Tschum-
platzes, will man mir mitgeben, wahrscheinlich um ihn für einige
Zeit versorgt zu wissen, erbietet sich aber seine Frau während der
Zeit zu ernähren. Nach uud nach verrathen sich aber die Söhne
und beschuldigen einander, sehr gut mit dem Flusse vertraut zu
sein. Ich benutzte dies und erzählte, wie weit wir hergekommep,
dass wir keine „Kaufleute noch Missionäre“ seien, sondern dass wir
nur das Land und die Leute, sowie eine Menge anderer Dinge kennen
lernen wollen, sagte ihnen, dass der Kaiser der Bruder des unseren
sei, uns speciell aufgetragen habe ihm über sie zu berichten, wie
grossartig uns die reichen Sultahne der Kirghisen aufgenommen,
und schliesslich, dass wir Nichts umsonst verlangten. Mit Freuden
sehe ich, dass meine schöne Rede nicht ohne-Eindruck bleibt; das
verdächtige „Jangu“, gleich „Nein“, hört man spärlicher und endlich
erklärt der Tschumälteste, dass er selbst mitgehen würde, wäre
er nicht krank. Statt seiner beredete er seinen Knecht Haiwai,
einen Samojeden aus Sadapai, jenseits der Podaräta, uns zu begleiten,
und nachdem ich mit'ihm (denn sein Herr hat keine Macht zum
Befehlen) ebenfalls in längerer Verhandlung Alles geordnet, war die
Sache abgemacht. Hat, ein rüstiger Ostiak und Tschumbesitzer,
nach dem der Tschumplatz benannt war, sowie der fröhliche Haiwai
begleiteten uns. Als Besiegelung galt ein Handgeld, denn der
eigentliche Lohn war überhaupt gar nicht festgestellt und besprochen
worden.
Das Palaver hätte an 3 Stunden gedauert und mich ziemlich
erschöpft, denn man erstickte schier vor Rauch, dazu das Durcheinanderreden
von etlichen zwanzig Menschen in gänzlich ungewohnten
Sprachlauten und das permanente Gewinsel von 6 jungen
Hunden, die kaum an die Luft gesetzt unter den Zeltmatten wieder
hereinkrabbelten.
Ich war daher froh als wir gegen 8 Uhr früh endlich aufbrechen
konnten und zwar mit 6 Ruderern, die ich noch vermocht
hatte uns bis zur Gabelung des Flusses zu bringen. Wir erreichten
dieselbe, ostiak. Sort-johän-johört (jochart) genannt, gegen 10 Uhr
früh (20. Juli) und lagerten auf einer durch das Hochwasser gebildeten
Insel des rechten Ufers. Dasselbe war durchschnittlich höher
und bestand grösstentheils aus dünenartigen Sandhügeln, die noch
spärlich mit Lärchen besetzt waren, während das linke, jetzt kaum
mehr als 4—5 Fuss das Flussbett überragend, schwarzen Moorboden
und abwechselnde Lehmschichten zeigte, und undurchdringliches,
kaum mannshohes Dickicht von Erlen und Weiden trug. Der
Fluss, jetzt nur 3 bis 4 Fuss unter seinem höchsten Niveau, war
ziemlich breit (fast so breit als die Weser bei niedrigem Stande bei
Bremen) und tief. Nicht weit vom Ufer betrug die Tiefe 4 bis.
5 Fuss und in der Mitte fanden wir mit einem 12 Fuss langen
Stock noch keinen Grund. Die Strömung, welche in 3 Minuten
120 Fuss ergab, war in dem rechts abbiegenden Arme weit beträchtlicher
als in dem linken, welchen wir gekommen waren.
Die Entfernung von Janburri bis zur Gabelung beträgt in der
Luftlinie etwa 30 W., steigt aber durch die Krümmungen auf
50 bis 57 W.
Wenn die Eingebornen die Färbung des Wassers als „weiss“
bezeichneten, so zeigte dies ihren schlecht entwickelten Farbensinn,
da nur eben von braun und trüb die Rede sein konnte.
Die Insel, im Herbst mit dem rechten Ufer zusammenhängend,
wird dann von den mit ihren Renthierheerden von der Tundra
zurückgekehrten Eingebornen als Fischereiplatz benutzt, die eine
Menge Habseligkeiten hier zurückgelassen hatten. So die Stangen
für die Tschums, Fischereigeräth und leere und bepackte Schlitten.
Letztere enthalten die grössten Schätze der Besitzer an Federn,
Pelzwerk und Winterpelzen und sind, wie die beigegebene Abbildung
zeigt, zu zweien rückseits aneinander gebunden. Das erschwert das
Fortschaffen allerdings in Etwas, aber das gegenseitige Vertrauen
und die Ehrlichkeit, Eigenschaften wie sie in solcher Vollkommenheit
bei uns wol selten mehr getroffen werden, sind jedenfalls der