„Es mögen sich die Syrjänen wol viele Ungerechtigkeiten zu
Schulden kommen lassen, aber viel trägt zu den Klagen der Neid
hei, weil sie durch Thätigkeit, Berechnung und Umsicht rasch vorwärts
kommen, die 7 Nomaden überflüOg eln oder sie nöthigO en ebenfalls
thätiger zu sein“ (p. 103). Ganz entgegengesetzt lauten
Schrenk’s Erfahrungen (p. 223), der ausserdem viele unwiderlegliche
Beispiele anführt (z. B. p. 514 u. 552), die Castren bestätigt
(p. 226), wie arg die Nomaden von ihnen bedrückt und betrogen
werden. Namentlich scheint es zweifellos, dass sie sich, meist durch
schändlichen Wucher und die berüchtigte „Kabala“ (oft gänzlich
unberechtigte Schulclforderungen) in Besitz der Renthierheerden der
Nomaden zu bringen wussten. Wie sie dies zu rechtfertigen suchen
erzählt Castren (I. p. 265). Erst gegen 1800 mit diesem Erwerbe
angefangen, waren bereits zu Schrenk’s Zeit (1837) von. 86000 Ren
der Grosslandstundra 76000 in Besitz von c. 88 syrjänischen Grosszüchtern,
von denen einzelne 6—8000 Stück besassen. Zum Vergleich
mag angeführt sein, dass sich die 79,000 Renthiere in
norwegisch Lappland auf 1200 Besitzer vertheilen. Es schien mir
nothwendig der Syrjänen zu gedenken, weil sie seither sich auch
mehr und mehr in Sibirien ausbreiten und sesshaft machen, übrigens
z. B. für den Handel Obdorsks unentbehrlich sind. Ob sie bereits
auch hier als Renthierbesitzer auftreten blieb mir unbekannt. Die
wiederholten Verheerungen durch die Seuche mögen überhaupt diesen
Erwerbszweig erschüttert haben. Wie ich bereits anführte, scheint
der Bezirk von Obdorsk im Ganzen nicht sehr mit Renthieren gesegnet,
da er nach den mir gewordenen officiellen Mittheilungen
nur 50,000 Stück besitzt.
Dass die Ostiaken am Ob in gleicher Weise unter dem Druck
der meist leichtsinnig aufgebürdeten Schuldenlast seufzen, erörtert
Poljakoff (p. 48).
Wie sehr das Ren fast ausschliessend sämmtliches Bekleidungsmaterial
für die Eingebornen, vom Scheitel bis zur Sohle liefert,
habe ich bereits erwähnt. Ostiaken und Samojeden kleiden sich
beinah oder ganz gleich, wie die Abbildung 45 zeigt, welche allerdings
Staatsanzüge, die Eingebornen also viel vortheilhafter dargestellt
als sie gewöhnlich erscheinen.
Das Hauptbekleidungsstück der Männer ist die Maliza (Mak’za,
sam. Maltscha) ein weiter sackartiger Pelz, der bis auf die Knöchel
herabreicht, mit der Haarseite nach innen getragen wird und unten