(ost. Panne), betrieben wird, muss des Näheren aber auf Snjew
(Pall. p. 82 und 83) verweisen. Von der Jagd konnten wir der
Jahreszeit halber aus eigener Anschauung natürlich nur die Geräth-
schaften*) kennen lernen, die sehr mannigfach sind. Wir hörten
indess, dass namentlich die Ostiaken der Waldregion unternehmende
und ausdauernde Jäger sein sollen, die im Winter auf Schneeschuhen,
einen kleinen Schlitten mit Vorräthen nachziehend, dem
Wilde weit folgen und oft mehrere Tage in den Wäldern verweilen.
Wie sie es trotz der bittern Winterkälte möglich machen
im Freien zu nächtigen ohne zu erfrieren lehrt Hofmann (p. 32).
Doch sind die Ostiaken wol mehr Trapper als Jäger, die selbst das
Elen in Fallgruben zu fangen verstehen, es aber auch bei Thau-
wetter, wenn der Schnee das schwere Thier nicht mehr trägt, auf
leichten Schneeschuhen verfolgen und erlegen. Den Bär, „das
schöne Thier, den Nagelgreis, den Pelzvater,“ wie ihn die Ostiaken
auch nennen, suchen sie im Winterlager auf, berücken ihn aber
auch mittelst Selbstschüsse und anderer Fangapparate. Ueber die
Jagden**) im Urman (Urwald) theilt Herr Poljakoff Einiges mit und
giebt zugleich Daten über die Ergebnisse. ■ So hatte ein Ostiak in
25 Jahren 200 Elen, 200 Hirsche und 300 Zobel erlegt, ein anderer
mit einem Gefährten zusammen in 2V2 Monat 2 Elen, 6 Ren,
1 Zobel und 225 Eichhörnchen. Castren (p. 224) giebt die Jahresausbeute
eines Jägers zu 150 Eichhörnchen, 4 Zobel, einige Füchse,
Wölfe und Ren an und Middendorff erwähnt eines anderen, dessen
Winterertrag nur 20 Eichhörnchen betrug und der nahe am Verhungern
war. Man ersieht hieraus, dass der Jagderwerb in manchen
Jahren sehr precär sein kann, wie überhaupt der Wildreichthum
bei Weitem nicht so gross ist als man voraussetzt. Ich darf hinzu-
fügen, dass wir wiederholt Eingeborne trafen n ' o die in ihrem Leben
noch keinen Bären gesehen, geschweige denn erlegt hatten.
Unter den mancherlei auf Jagd bezüglichen Aberglauben will
*) Abbildungen der am meisten gebräuchlichen Fallen giebt Hofmann (p. 30
bis 43).
**) Am ausführlichsten sind wohl die Berichte v. Middendorff’s (Band IV.
p. 13G9—1394) und bezüglich des Ural die Hofmann’s (p. 18; 30—43 und 165).
Die Syrjänen an derPetschora sind eifrige Jäger und Hofmann lernte einen kennen,
der in einem Winter 10,000 Schneehühner erbeutete. Die Möglichkeit des Absatzes
nach Petersburg sichert hier also einen hübschen Gewinn. — Ueber die
Jagd vergl. auch Pallas p. 87 — 89. —
ich nur den von Sujew erwähnten anführen, wonach Niesen am
Morgen vor der Jagd Unglück bedeutet, also gerade umgekehrt,
wie er vieler Orten bei uns herrscht.
Aehnlich wie die Kirghisen keine Viehzüchter in unserem Sinne
sind, so auch nicht die Ostiaken und Samojeden der Tundra in
Betreff ihres einzigen Heerdenthieres des Ren, das seinen russischen
Namen Olenj mit dem Edelhirsch gemein hat. Um so zahlreicher
sind die Benennungen, welche es von den Eingebornen*) erhielt,
die für alle Alters- und Geschlechtsstufen eigene Namen besitzen
und schon damit beweisen wie wichtig dieses Thier ihnen ist.
„Dem Samojeden bietet das Renthier für seine Existenz nicht weniger
als Alles“ sagt Schrenk, dem wir zugleich wol die beste Schilderung
(I. p. 303 und 582, II. p. 366—398) über dasselbe verdanken, auf
die ich hier verweise, da ich ans eigener Erfahrung doch nicht
ausführlich genug berichten könnte. Durch Schrenk erfahren wir
zugleich, dass die unternehmenden Syrjänen die eigentlichen rationellen
Renthierzüchter sind und die Eingebornen längst überflügelt haben.
Die Syrjänen (Ssyränen, Syranen, Siränen, Sirjanen), welche sich
selbst Komi, d. h. Kamabewohner, nennen, sind bekanntlich ein
finnischer Stamm der alten Permier, der an der Westseite des Ural
in den Gouvernements Olonetz und Archangelsk (hier Ishma-Mort,
d. h. Ishma-Mann genannt), hauptsächtlich aber längs der Petschora
siedelt. Pustosersk, Ishma und Ust-Ussa bilden die Hauptplätze des
Syrjänenvolkes, welches Lengenfeldt wol übertrieben auf 90,000 Seelen
angiebt. Sie sind längst gute, z. Th. als Altgläubige, fanatische
Christen und haben in dem dangen Umgange mit Russen ihre
Sprache stark mit der der letzteren vermengt. Den Syrjänen wohnt
ein ungemeiner Unternehmungsgeist inne; „sie sind ausgezeichnet
fähig Gewerbe und Handel zu treiben, voll Energie und von einem
lebhaften Character“ sagt Kowalski (p. XX) hinzufügend, dass der
Syrjäne in Betreff der Ehrlichkeit eigene Begriffe habe und als geborener
Kaufmann sich nicht scheue im Handel hinter’s Licht zu führen.
In der That scheinen sie nirgends besonders gut beleumundet,
aber Hofmann, der viele hochherzige und edle Züge über sie mittheilt
(z. B. p. 137), vertheidigt sie.
*) Samojed. heisst das Ren Tia, ost. Kalang, syijän. Kjar; der Renhirsch:
Jenichab, ost. Ramchobte; der verschnittene Renhirsch (Ochse) sam. Haapt; die
Renknh sam. Jadje, ost. Nengkalang; das Kalb nach der Geburt sam. Snjn (snghi),
ost. Päschi.