Zucker 10 R., Reis feinsten 9 R., ordinairen 3 R. 60 Kop., feinstes
Weizenmehl 2 R., Zwiebäcke (aus Moskau) 8 R., für das Pfund gebrannten
Kaffee 1 R., Chocölade 1 R., Thee 1 R. 60 Kop, französische
gebackene Pflaumen 70 K., sogenannten Schweizerkäse (russ.
Fabrikat) 80 Kop., Stearinlichte 33 Kop., feinen türkischen Tabak
4 R. 40 Kop. ordinärsten in Blättern 20 Kop., 100 Stück Papiercigaretten
(Papieros) 1 R., Schiesspulver 1 R., die Flasche sogenannter
„Lafitte“ 1 R. 50 Kop., „Woronzoff“ (ein ganz trinkbarer weisser
Wein aus der Krimm) 1 R. 15 Kop., sogenannter „Xeres“ 2 R.,
dito „Madeira“ 1 R., dito „Cognac“ 1 R. 50 Kop., „Rigaer Bitter“
ausgezeichnet, 1 R. 10 Kop., „Nalifka“, ein einheimisches aus verschiedenen
Beeren (Johannis-, Himbeere etc.) bereitetes recht passables
Getränk, welches Humboldt sehr mit Unrecht „Gift“ nennt,
80—85 Kop., Spiritus (80%) der russ. Eimer (Wedro*) 12 R.
Mit der Weinkunde sieht es übrigens, um dies hier gleich zu
erwähnen, wunderlich aus. So hatte ein Kaufmann in Barnaul
„Riidesheimer Berg“ zu 2l/2 R. und „Johannisberger“ zu 3 R. auf
Lager. Als ich dem Manne sagte, dass diese Weine selbst bei uns
viel theurer seien, erwiederte er: „das müsse Elisejeff verantworten,
von dem er die Weine beziehe“, ln der That scheint das ganze
nicht unbedeutende Weingeschäft Sibiriens fast ausschliessend in
Händen der Häuser „Gebrüder Elisejeff“ inPetersburg und „Bauer & Co.“
in Moskau. Wenigstens begegnet man fast nur Etiquetten und dem
eigenthümlichen Drahtgeflecht, welche die Flaschen dieser - Firmen
auszeichnen, ohne welche der Sibirier, wie es scheint, überhaupt
keinen Wein für trinkbar hält. Ich fand indess sehr häufig, dass
Rothwein zu l ‘/2 bis 2 Rubel kaum dem gewöhnlichsten Tischwein
zu 75 Pf. bis 1 M. bei uns gleichkam, will aber den genannten
Firmen damit nicht im entferntesten einen Vorwurf machen, da ja
Falsificate unter deren Namen unterlaufen können. Ueberhaupt
muss man sich erinnern, dass es in Sibirien im Ganzen wenige Weinkenner
giebt, da ja bei einem jahrelangen Aufenthalte dort die
Kenntniss dafür auch dem gewiegtesten Kenner nach und nach abhanden
kommt.
Es verdient bemerkt zu werden, dass die Haushaltung in Barnaul
(und anderwärts in Sibirien) sich übrigens keineswegs so billig stellt,
als man auf Grund der billigen Preise sehliessen könnte.' Die Menge
*) 1 Wedro = 8,13078 Hectoliter.
von Dienerschaft u. s. w., welche in echt orientalischer Weise mit
einem grösseren Hause unzertrennlich ist, die geringe Controlle,
welche sich durchführen lässt und eine Menge anderer Uebelstände,
vertheuern das Leben sehr bedeutend.
Am schlechtesten scheint Barnaul übrigens mit Handwerkern
bestellt; so war es z. B. sehr schwierig Jemanden aufzutreiben der
nothdtirftig zu löthen verstand.
Wie schon die Endung a-ul andeutet ist der Name Barnaul
dem Kirghisischen entlehnt. Der Ort selbst verdankt den für die
ganze hiesige Gegend so wichtigen Ansiedelungen Demidoff’s ihr
Entstehen und war schon zu Pallas1 Zeit (1771) wegen seiner
Schmelzhütten berühmt. Barnaul unter 53. 20. n. Br. (Ledeb.) 53.
20. 8. und 83. 49 östl. L. (Fritsche), liegt am linken, hier 50 bis
100 Fuss hohen aus Löss und Sand gebildeten Ufer des Ob, in
400 Fuss (Cotta; 366: Ledeb.; 514: Fritsche; 479: Graf Waldburg)
über dem Meere. Seit 1822 zur Kreisstadt erhoben bildet es gleichzeitig
den Sitz der' obersten Verwaltungsbehörden des Altai, welcher
in 5 Kreise getheilt ist. Mit dem Worte Altai bezeichnet man
hier weniger das Gebirge,, sondern vielmehr eins der reichsten und
fruchtbarsten Gebiete Sibiriens, welches sich über mehr als 5 Breitengrade
erstreckt und einen Flächeninhalt von 332,200 Qu.-Werst
(= 7795 Q.-M.) umfasst. Dieses Gebiet, grösser als Preussen oder
Grossbritannien, ist Besitzthum oder ein sogenanntes Krongut des
Kaiserlichen Hauses, steht direct unter dem Kaiserlichen Cabinet,
und wol die grösste Domäne der Welt. Sie enthält etwa 8 Städte
und 1450 Dörfer und Flecken mit einer Gesammtbevölkerung von
190,000 Menschen (Cotta,) was c. 24—25 Seelen pro Qu.-M. ausmacht.
Es haben also noch viele Menschen in jenem fruchtbaren Lande
Platz, welches für Ackerbau und Viehzucht so günstige Bedingungen
bietet. Diesen Erwerbszweigen dürfte sich daher auch die Thätigkeit
der Bewohner mehr zuwenden, nachdem, wie mir Herr Funk sagte,
durch die neuesten Bestimmungen Grundbesitz möglich ist. Die Dessja-
tine Landes (1 Hectar = 0,91533 D. 1. Pet. Kal.) kostet bei Barnaul 40
Kop., wurde mir gesagt. Und wie reiche Hilfsquellen liegen in einem
Lande brach, welches fast alle feineren Genüsse fern aus dem Auslande
bezieht, obwol manche Bedürfnisse auch hier sich sehr wol
hersteilen Hessen. Wenn man so viele herrliche Weiden, die sich
den üppigsten Marschen bei uns ebenbürtig zur Seite stellen, zu
F in s ch , Reise. I.