und Schuppen, die mehr zur Unterbringung von Pferden als Menschen
geschaffen zu sein scheinen und liegt nicht weit vom gleichnamigen
Flusse, der dem Tarbagatai entspringt und dem Nordende des Sassyk
Kul zuströmt. Der Fluss ist ziemlich breitj,; seine ausgedehnten,
theilweis mit Geröll bedeckten Uferflächen zeigten aber, dass er bei
Hochwasser bedeutend zunehmen muss. Der rechte Uferrand, an
dem wir uns befanden, war etwas erhaben und theilweis mit Dünenbildungen
versehen, die so recht zu dem Character der, mit über
mannshohem, aber noch dürrem Grase besetzten Steppe, passten.
Dr. Brehm, der längs dem Ufer jagte, brachte das erste Sandflughuhn
(Pterocles arenarius) heim, welches sich übrigens schon bei
d. IV- v»tt, •t'--Ai-Efaifnmmi •.
Semipatálinsk und Sergiopol findet, wo nach Herrn Paul bereits
auch das Fausthuhn (Syrrhaptes paradoxus) vorkommt. Meyer fand
das letztere in den Areatbergen sehr häufig, aber so scheu, dass es
äusserst schwierig war eins zu erlegen. So sehr die Gegend nun
auch für diese echten Steppen- und Wüstenvögel geschaffen war,
um so weniger erschien das Vorkommen einer schönen Turteltaube
(Turtur meená, Syk.) gerechtfertigt, von der Dr. Brehm ebenfalls
zwei Stück heimbrachte. Ich hatte mich mit noch weniger als
Niederjagd begnügt und freute mich, ausser an Haussperlingen, die
auch an dieser abgelegenen Lehmhütte neben Fettammern (Emberiza
hortulana) ihr Wesen trieben, namentlich an den zahlreich
vertretenen Kuhstelzen, von denen ich mehrere schoss und präpa-
rirte. Neben der typischen Motacilla flava, lebten hier auch die
schwarzköpfige Form (Motacilla melanocephala) und schwarzköpfige
mit einfachem und doppeltem weisen Augenstreif (Motacilla Kaleni-
czenki et bistriata), unmittelbar nebeneinander und bewiesen mir
aufs Neue, da°s sich alle diese Formen als Arten nicht wol sicher
auseinander halten lassen. In dem nahen salzhaltigen mit Röhricht
bestandenen Lachen tummelten sich Kröten (Bufo viridis, Laur.),
deren eigenthümliche Stimmlaute wir schon in der Nacht gehört
hatten; Rohrweihen (Circus rufus) strichen umher und A n tip d e r
kirghisiche Dolmetscher des Obristlieutenants, ein enragirter Jager,
brachte einen grauen Reiher (Ardea cinerea) heim, der, wenn ich
nicht irre, der einzige blieb, den wir auf der ganzen Reise zu Gesicht
bekamen.
Wir konnten erst gegen Mittag aufbrechen, denn mit Verlassen
der eigentlichen Piketstrasse musste die Telege für das Gepäck Z u rückbleiben
und dieses auf den Rücken von einem Kameel und zwei
Pferden verladen werden. Major Palitzky und Herr Paul, die uns
bisher das Geleit gegeben hatten, fuhren zurück nach Sergiopol und
wir schwangen uns auf die Reitpferde. Zur Bespannung der beiden
Tarantassen wurden nämlich Steppenrenner herbeigetrieben, die noch
nie ein derartiges Gefährt gesehen, noch weniger jemals gezogen hatten
und das Fahren, wenigstens für die ersten 10 bis 12 Werst, nicht
ungefährlich machten. Doch vertraute sich Dr. Brehm, trotz allen
Einreden des Obristlieutenants, ruhig der Tarantasse aü „und es
ging für diesmal gut.
Trotz der Armuth der mit Salz geschwängerten Steppe scheint
dieselbe keineswegs unfruchtbar, denn zu unserer Ueberraschung
begegneten wir Nachmittags Kirghisen, die mit grossem Eifer Felder
zur Aussaat bestellten. Sie ackerten mit äuserst primitiven Pflügen
(abgebildet im Atlas zu Ledebour’s Reise Taf. XIII.), die von Kühen
gezogen wurden, welche Knaben mittelst eines Nasenringes leiteten.
Wie Meyer berichtet (II. p. 221), bedient man sich nicht selten
Kameelen zum Einspann. Die Wanderhirten betreiben also auch
Landbau und was mehr ist, sie wissen das Land prächtig zu bewässern.
Vom Flusse aus, dessen Bett abgedämmt wird, führen
zwei oder mehrere tiefe Hauptgräben über den Acker, von denen
andere kleinere nach verschiedenen Richtungen ausgeheu, die wiederum
mit flachen Furchen in Verbindung stehen. Indem die Mündung
der Gräben bald verstopft, bald geöffnet wird, lässt sich das Feld
nach Belieben unter Wasser setzen. Diese Bewässerungsmethode