gleich die verschiedene Art der Spaltung beim Trocknen der Fische
illustrirt. Bei der Dunkelheit der Nächte lernten wir jetzt auch
die einfache Beleuchtungsmanier kennen. In einem alten Topfscherben
brennt in einem Dochte aus Hanfgarn Fischfett. Es giebt
eine schöne rothe Flamme, ist dabei ganz geruchlos und macht
keinen Qualm.
Die Vegetation um die Niederlassung war ungemein üppig;
namentlich imponirte das mehr als ein paar Fuss hohe Gras. Etwas
abseit der Jurten fand ich eine eigenthümliche Hütte; Sie bestand
aus schief zusammengelegten mit einer Lehmschicht bedeckten
Baumstämmen und besass seitlich einen besonderen Schornstein,
aus Ruthen geflochten und mit Lehm üherworfen. In einer solchen
Hütte halten die Ostiakinnen Niederkunft und verbringen ihre sechs
Wochen, gewiss eine sehr gute Einrichtung. Ausser einem jungen
lebenden Kraniche (ostiak. Torr) erlangte ich hier den Stosszahn
eines Mammuth. Letzterer war, wie ich erst später erfuhr, kaum
eine Werst unterhalb der Jurten in dem herabgestürzten Ufersande
gefunden worden und zwar seit wenigen Tagen. Er hatte kaum
zwei Fuss aus dem Sande hervorgeragt und war ganz mit Eisenblau
(Virianit) überzogen. Wahrscheinlich würden sich hier weitere
Reste gefunden haben; doch war es für uns unmöglich Nachgrabungen
anzustellen. Für die Eingebornen haben ja nur die
Stosszähne werth. Doch werden im Ganzen nur wenig am Ob gefunden
und auf dem letzten Markte in Obdorsk (1876) hatte man
nur 50 Pud angebracht. Nach der trefflichen Abhandlung „die
neuesten Arbeiten über das Mamuth“ (Peterm. Geogr. Mitth. 1866
p. 325—333), welche zugleich über alle bis dahin bekannten Auffindungen*)
genaue Kunde gieht, soll Obdorsk jährlich 75—100,
Turuchansk 80 —100, Irkutsk bis 1500 Pud fossiles Elfenbein
produciren. Nach mir gewordenen directen Mittheilungen kommen
in Irkutsk aber allein jährlich 3000—4000 P. auf den Markt. Die
Hauptfundstätten, dieses für den Handel so überaus wichtigen
Artikels, sind jedenfalls an der Lena und die neusibirischen Inseln.
Von Schigansk sind in manchen Jahren allein 1200—1700 Pud verschickt
worden, das Pud im Werthe von 18 bis 30 R.; in Obdorsk
*) Die letzte, über welche Sidoroff zuerst Mittbeilungen machte, nach welchen
man 1877 angeblich bei Tomsk auf einen Mammuth-Cadaver stiess, von dem man
Fleisch kochte, das von Hunden verzehrt wurde, hat sich, wie Poljakoffs Untersuchungen
erwiesen, als eine Mythe erwiesen (Geogr. Blätter' I. 1877, p. 111).
kostete das Pud bester Qualität 20 R. Ich brauche wol nicht erst
zu erwähnen, dass unter Mammuth, richtig Mamont, die Stosszähne
des fossilen Elephanten (Elephas primigenius) zu verstehen sind,
der wahrscheinlich noch als Zeitgenosse des Menschen in Sibirien
lebte und, wie die Magenüherreste bewiesen haben, sich von Zweigen
und Rinde von Nadelhölzern ernährte. Wie colossal diese Zahne
werden können beweisen die des berühmten von Adams geretteten
Skelettes im Petersburger Museum, obschon sie nicht die eigentlichen
sind, welche abhanden kamen, aber noch weit stärker gewesen
sein müssen.
Der Kaufmann Baramygin in Irkutsk besitzt, wie ich von
Herrn v. Helmersen erfuhr, ein Paar 13V2 Fuss lange Stosszähne,
von denen jeder 9 Pud (= 292 Zollpfund) wiegt. Afrikanische
Elephantenzähne von 150 Pfund Gewicht werden als etwas Ausserordentliches
betrachtet. Wie Samojeden, so halten die Ostiaken,
übereinstimmend mit den hiesigen Russen, die Stosszähne des
Mammuth für „Hörner“ eines renartigen Thieres, welches noch jetzt,
aber unterirdisch, leben soll. Doch wissen sie sich keine rechte
Vorstellung von demselben zu machen und alle Nachforschungen
nach bezüglichen Traditionen waren vergeblich. Die Eingebornen
glauben nur, dass das „Mamont“, wie es von den Russen genannt
wird, ähnlich dem Ren von Pflanzen lebte und sehr schnell laufen
konnte; ob es aber von ihren Urvätern gesehen und gejagt wurde,
darüber wissen sie nichts, ebenso wenig als von Traditionen ihres
eigenen Volkes. Die Ostiaken nennen das Thier Muchor oder Mugor,
die Zähne Muchor-onget; bei den Samojeden heisst es Jeggora, d. h.
Erdrenthierhock (Vergl. Schrenk I. p. 312).
Sujew, welcher hei Parawatzky-Jurty einen fossilen Stier köpf
„mit Hörnern, welche sich über die ganze Stirn ausbreiten,“ also vom
Schafochsen (Ovibos moschatus) gefunden hatte, beschreibt die Gegend
bei Kuschowat als sehr reich an Mammuthresten. Dieses Renomme
ist der Localität bis heut verblieben und Sidoroff sagt: „dass die
Anhöhe, auf welcher die Ansiedelung gebaut wurde, mit Mammuth-
knochen angefüllt sei,“ was natürlich nicht buchstäblich zu nehmen
ist. Wir brachten wenigstens über diese fossilen Schätze nichts in
Erfahrung, freuten uns aber, auch ohne sie, am Nachmittag des
8. September den kleinen freundlichen Ort, das einzige russische
Dorf zwischen Obdorsk und Bereosoff, zu erreichen. Kuschowat
(Kuschewat, Kunowat, Kunowsky) besteht aus einer Kirche und