— Enormer Schaden. — Machtlosigkeit gegenüber der Senche. — „Unsere“ Ben-
thiere. — Geologisches. — Thierarmnth der Tundra. — Vögel und Vogelstimmeu.
— Haushalt der Vögel. — Säugethiere. — Insecten. — Brehm’s Mückenklage. —
Ein Benthier entflohen. — Wieder eingefangen. — Barbarische Operationen. —
Die Podaräta erreicht. — Abermals Menschen. — Die Podarata. — Ursprung, Beschaffenheit.
— Sujew’s und Kowalski’s Nachrichten. — Nicht schiffbar! — Landschaftsbild.
— Höchste Bergspitzen. — Der „Hanoweidscha oder Arka-Pai“. —
Quellberg der Kara und Schtschutschja. — ,,Kowalski-Kuppe“. — Der Ostiak Sanda.
— Fahrt zum „Meere“ ! — Aeusserstes Vordringen nach Norden. — Blick auf die
Kara-Bai. — Bis hierher und nicht weiter! — Zur Umkehr gezwungen. — Steingötze.
— Unwahre Bilder. — Benthieranspann. — Fahrgeschwindigkeit. — Die
Wittwe. — Ueppiger Blumenflor. — Die Schneeeule. — Biesensprenkel. — Hat
krank, stirbt. — Begräbniss. — Gedrückte Stimmung. : —- Benthierweiden. —r-
Aufbau des Tschum. — Tundraleben. — Jangana-Pai, Parallelkette des Ural. —
Auf der „grossen Strasse“. — Armuth der Tundrasee’n. — Baumgrenze in Sicht. —
Die Familie Sända. — Ein jugendliches Ehepaar. — Fleiss ostiakischer Frauen. —
Benthiersehne. — Kindererziehung. — Der Wolf. — Wolfsorakel. — Ein Tundratraum.
— Morgentoilette. — Billige Wischtücher. — Aufbruch eines Lagers. —
Benthiere als Spürhunde. — Schneehuhn. — Benthierschlitten. — Fuchsaufzucht.
— Beinecke durchgebrannt. — Der verlorene Löffel. — Baumgrenze erreicht. —
Abschied von Dschunschi. — Ueber die Schtschutschja. — Stromschnelle. — Der
fahrende Hund. — Letzter Halt. — Benthierpost. — Ankunft bei der Lotka. —
Freudenfest. — Itinerar. — Tschörnyi jar. — Fischzug. — Der Schtschutschja-
Häring. — Stromabwärts. — Haiwäi’s Abschied. — .Ehrlichkeit. — Wieder auf
dem Oh. — Starschina Jörkä Mamrün und Familie. — Nüchterner Ostiake. — Im
Götzenhain von Wespugl. — „Tschudische Spiegel“. — Bückkunft nach Obdorsk.
Es war gut, dass wir auf die in St. Petersburg und Moskau
besprochenen Pläne Betreffs unserer Betheiligung an einer der beiden
russischer Seits ausgerüsteten Ob-Expeditionen, nicht zu sehr gebaut
hatten und auf eigenen Füssen standen. Denn als nun beide Expeditionen
glücklich eingeholt waren, erwies es sich, dass von einer
Theilnahme unsererseits nicht entfernt die Rede sein konnte. Nach
einer kurzen Besprechung mit den Mitgliedern der nach dem Karischen
Meerbusen bestimmten Expedition, begleiteten wir die Herren nach
ihrem Fahrzeuge, um ihnen noch „herzliches Wiedersehen auf der
Schtschutschja“ zuzurufen. Die schöne, grosse Lotka, ein sogenannter
„Kajuk“ (vom türkischen „Kaik“ = Schiff) war mit Lebensmitteln
für 3 Monate bis oben auf vollgestaut und führte neben 6 Kosaken
noch 4 Ruderer, im Ganzen 14 Menschen, war also über und über
beladen.
In St. Petersburg hatte man den Plan einer Canalverbindung
zwischen Ob und der Kara-Bai in’s Auge gefasst und die „Gesellschaft
zur Beförderung des Handels und der Industrie“ war mit der
Untersuchung dieses Projects vorgegangen. Zu diesem Zwecke hatte
sie einen Herrn Matwejew, der von seinen Reisegefährten bald als
Kaufmann, bald als „Technologe“ bezeichnet wurde, abgesandt, zugleich
aber auch regierungsseitig Fachmänner erbeten. Auf Befehl
des General-Gouverneurs von Westsibirien, General von Kasnakoff,
waren in Folge dessen zwei Mitglieder des topographischen Corps
in Omsk, Herr Lieutenant Orlow und Herr Wassiljew zu der Expedition
coinmandirt worden, um genaue geodätische und kartographische
Aufnahmen zu machen. Die Zusammensetzung der Ex-
peditiousmitglieder schien insofern keine glückliche, als schon jetzt
nicht die rechte Harmonie zwischen Herrn Matwejew, der sich als
Chef betrachtete, und den beiden anderen Herren herrschte, ein
Yerhältniss, welches sich bis zur Rückkehr nicht besser gestaltet
hatte und sicherlich nicht erspriesslich gewesen war.
Uebrigens befand sich auch eine Dame unter der Reisegesellschaft,
Frau Orlow, die alle Beschwerden und Strapatzen dieser, nichts
weniger als; angenehmen und behaglichen „Hochzeitsreise“ (sie war
erst seit März verheirathet) mit bewundernswürdiger Ausdauer zu
ertragen wusste.
Ausser dieser Fluss-Expedition hatten wir auch die Freude, die
See-Expedition oder vielmehr die Führer derselben- Capitän Dahl
(Lehrer an der Navigationsschule in Hainasch, Lievland) und Obersteuermann
Raudsep zu begrüssen, die vor einigen Tagen mit dem
Schuner „Moskau“ hier eingetroffen waren.
Diese Expedition von der „Kaiserl. Gesellschaft zur Förderung
der russischen Handelsschiffahrt“ in Moskau ausgerüstet, sollte die
Obmündung und den Obmeerbusen, hauptsächlich die Tiefenverhältnisse
der Barre, erforschen und womöglich bis zur weissen Insel
(Belo ostrow) über den 74. Grad Vordringen. Warum die Gesellschaft
dafür nicht einen der kleinen, den Ob beständig befahrenden Dampfer
für die Saison engagirt hatte, sondern ein so unvollkommenes Segelfahrzeug
als dieses, schien nicht recht verständlich.
Ueberhaupt war die Entstehung dieses Schiffes eine ziemlich
sonderbare, hauptsächlich wol in Folge der damaligen Unbekantschaft
mit den Verhältnissen am unteren Ob. Denn sonst würde man
das Schiff wol nicht auf der Irbit-Messe bei dem Kaufmann Trophi-
moff aus Obdorsk, sondern gleich bei Koltschin & Ignatoff bestellt
F i n s c h , Reise. I.