die Sammlungen zu ordnen, denn es war der letzte und am nächsten
musste es wieder weitergehn. Und dieses nahe Scheiden konnte
wol zur Betrübniss stimmen, denn schon in den wenigen Tagen liess
sich erkennen, welches reiche Feld wir hier vor uns hatten. Wir
waren in einem jener so besonders interessanten Gebiete in welchem
sich europäische und indische Formen die Hand reichen, ein wahres
Eldorado für den Naturforscher in Sonderheit den Ornithologen.
So erlegte Dr. Brehm auf der Partie nach dem grünen See die
Felsenschwalhe (Hirundo rupestris), die unsere Ringeltaube im Süden
vertretende Columba casiotis, den weissbäuchigen Wasserschmätzer
(Cinclus leucogaster); Graf Waldburg den im Himalaya vorkommenden
grauköpfigen Stieglitz (Carduelis caniceps) und einen in jener Region
heimischen Steinschmätzer (Saxicola coeruleocephala); ich den indischen
Repräsentanten der Hohltauhe (Columba Eversmanni) und einen interessanten
Raben (Corvus orientalis). Die reizende Maskenbachstelze
(Motacilla personata) hatte mich schon beim ersten Eintritt in Lepsa
als Vertreterin der unseren, weissen; (M. alba) überrascht. Graf
Waldburg-Zeil erlangte in dieser Gebirgsgegend auch die in der
Steppe angetroffene Turteltaube (Turtur meena), sowie Steinröthel
(Petrocincla saxatilis) und Karmingimpel (Carpodacus erytlirinus) und
Dr. Brehm unsere Misteldrossel (Turdus viscivorus). Leider gelang
es uns nicht Exemplare des hier vorkommenden Fasan zu erhalten,
um festzustellen, welcher Art (wol mongolicus) er angehört.
Von Amphibien brachte man mir nur unsere gewöhnliche Eidechse
(Lacerta agilis) die wir auch am Dschasil-Kul erhalten hatten, und
die Knoblauchkröte (Bufo viridis). Die merkwürdigen „Eidechsen“,
deren Wlangali aus dem seichten Wasser des Uigen-Tasch gedenkt
uud die von den Kirghisen gefangen und zu anderthalb Silberrubel
das Stück an Chinesen als Heilmittel gegen Schlagflüsse verkauft
werden, scheinen wissenschaftlich noch unbekannt und gehören ohne
Zweifel einer Salamander- (Triton) Art an. Interessant war der
Nachweis einer lebenden Landsehneckenart (Helix rubens, Mart.) und
zwar um so mehr, als die Exemplare, welche ich aus der Umgegend
von Lepsa erhielt, und die, welche Graf Waldburg-Zeil in 1900 Meter
Höhe unmittelbar unter dem Schnee sammelte, sich als verschiedene
neue Varietäten*) erwiesen. Die Stammart wurde übrigens zuerst
*) H. rubens var. Finschianä et var. Zeiliana, Martens in: Sitzungsber. der
Gesellsch. naturfr. Freunde zu Berlin 20. November 1877. p. 241.
von Fedtschenko im Serafschan-Gebirge entdeckt. Unter den von
Lepsa heimgebrachten Insecten fand Baron von Harold zwei neue
Arten Käfer*). , . , .
Die Hoffnungen auf Fische aus dem See wurden leider nicht
erfüllt, denn der Fischzug blieb erfolglos, wahrscheinlich weil die
Tiefe des Sees zu bedeutend ist. Als Fahrzeug hatten die Kosaken
schnell aus einigen Baumstämmen ein Floss hergestellt. es o
reichlicher war die Ausbeute, welche mir aus dem Dschelonasch-
und Lepsafluss gebracht wurde. Sie lieferte mdess nur . Arten
(Diptychus Dybowskii;' Kessl. und Diplophysa labiata Kessl.) von
denen ich die letztere schon aus dem Balchasch erhalten hatte.
Auffallend ist das Fehlen von Forellen und Aeschen (überhaupt
Salmoniden) in diesen herrlichen Gebirgsflussen. ■
Für den an Strapazen und Ausdauer gewöhnten Jager bietet
der Ala-Tau ebenfalls ein reiches Feld. Ich erwähnte bereits, dass
Graf Waldburg-Zeil auf frische Bären- und Maralspuren, sowie aut
lebende Steinböcke (Capra sibirica) stiess. Nach Schrenk kommt
das Wildschaf (Archar) ebenfalls vor, was Frau Atkmson aus eigener
Anschauung bestätigt, ebenso Kuschakewitsch, der am Kok-Tass,
also in beträchtlicher Höhe, 7 Stück begegnete. Die Art wurde
nach Severtzoff eine von der des Altai verschiedene und Ovis Kare-
leni Sev. sein. Wenn Schrenk von den Hochkämmen des Gebirges
das’Reh (Cervus pygargus) erwähnt, so hat diese Notiz jeden a s
auf den Hirsch (Maral) Bezug. Derselbe wäre nach Kuschakewitsch
in der Wald- und Wachholderregion von 6,500—10,000 Fuss häufig,
ebenso der schöne langschwänzige Panther, Irbis, von den Kirghisen
Bars genannt. Wie Meyer berichtet, findet sich derselbe m der westlichen
Kirghisensteppe noch in den Ken-Kaslyk-Bergen also fast bis
zum 50. -Breitengrade (Höhe von Prag, Frankfurt a. M. etc.) -
Der Tio-er dürfte dem Ala-Tau ebenfalls nicht fehlen, da. er ander
Lepsa vorkommt (Wlangali) und in den Rohrwäldern des Barotala-
see’s und Ebi-Noor (Kuschakewitsch); doch soll er weiter östlich
im Barlykgebirge weit häufiger sein.
Das edelste Wild, der Maral (Cervus maral), scheint übrigens
in diesem Gebirge selten geworden zu sein. Wenigstens waren ein
paar einzelne Stangen, und eine noch unentwickelte, Alles
Onthoühaeus Finschi und O. Sibiriens; v. Harold in: Deutsche Entomolog.