dem Feuer brodelt der Kessel und auf langen Stangengerüsten dörren
unappetitlich zubereitete Fische, deren Bogen, neben alten Stiefeln
und anderen Kleidungsstücken. Der grosse eiserne Kessel (ost. Obiput)
zur Bechten, sorgfältig mit einer hölzernen Essmulde zugedeckt,
enthält eine ominöse braune flüssige Masse, die sich durch ihren
intensiven Geruch als Fischfett verräth. Es wird dieselbe von den Ein-
gebornen mit Brot und anderen Nahrungsmitteln (Beeren) begierig
verzehrt. Im Uebrigen enthält der, keineswegs abschreckend oder
ekelerregende, sogar mit ziemlich .reinlichen Brettern gedielte Tschum
verschiedene Gefässe aus Birkenrinde, die zubereitet in Bollen neben
der Thür lagern, und etliche mit Mehl und Federn gefüllte Säcke,
die sehr häufig, äusserst mühsam, aus zubereiteter Haut von Quappen
(ost. Pane) verfertigt sind und dann „Pane-schir oder Pane-soch“
heissen. Selbstredend fehlt auch der Heilige (russ. Obras) nicht
und hat gegenüber dem Eingänge seinen Ehrenplatz, da wo bei
heidnischen Ostiaken gewöhnlich der Götze (ostiak. „Lonch“) verborgen
steckt. Aber die Leute hier sind ja noch „gute“ Christen
und der Chosain (Hausherr), welchem ich die fertige Scizze zeigte,
und der keine anderen als Heiligenbilder kennt, beeilte sich die
Darstellung seines eigenen Heim mit Küssen zu bedecken, ich mich
natürlich ebenso schnell die mühsame Errungenschaft meines Stiftes
seinen thranglänzenden Lippen zu entreissen.
Trotz des scheuen Wesens der Frauen, welche ihr Gesicht
ängstlich zu verbergen suchen, bekamen wir auch hier wieder
solche als „Jemtschiken“. Darunter eine Mutter, die in einer eigentümlichen,
durchaus practischen Wiege*) aus Birkenrinde ihren
Säugling mit sich führte, der nur ein Benthierpelzhemdchen als
Bedeckung trug. Bei den Frauen und Mädchen ist der mit Glasperlen
artig verzierte Pelz ebenfalls das Hauptkleidungsstück; ausser-
dem ein buntes, grossblumiges Kopftuch (ost. Ochsan), welches mit
aus Nesselgarn selbstverfertigten langen Fransen verziert ist. Unter
diesem Kopftuch ragen die mit rothem Wollgarn, z. Th. künstlichen
langen Zöpfe (ost. Ooch-sawn, sam. Gusch) vor, an welchen als
*) Dieselben, ostiak. „Ontob“ genannt, werden in zweifacher Constmction von
den Weibern selbst gefertigt. Die eine, für Kinder im zartesten Alter, ist ohne
Lehne, die andere für Kinder, welche schon den Kopf aufrecht halten, resp.
sitzen können, mit solcher versehen. Die Scizze p. 375, welche-ich später in Lan-
giorskaja zeichnete, stellt letztere dar; das Kindchen, wie immer sehr vollbackig,
war bereits 17 Monate a lt
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