genossen, namentlich aber die fette Brühe (Schurpa) mit Behagen
getrunken. Ausser Schafen (bei Aermeren auch wohl Ziegen) schlachtet
man nur noch Pferde, deren sehr fettes geräuchertes Fleisch
— Kasy — sowie eine Art unappetitlich aussehender geräucherter
Würste als besonders delicat gelten. Bei zufällig eintretender Ueber-
fülle an Fleisch wird dasselbe wohl auch in der bei fast allen um-
herziehenden halbcivilisirten Völkern gebräuchlichen Weise in Streifen
geschnitten an der Luft getrocknet und geräucherte Hammelschinken
lernten wir selbst schätzen.
Aus dem wenigen selbstgebauten Getreide wird meistens eine Art -
Graupe bereitet, die neben Hirse das Hauptnahrungsmittel aus dem
Pflanzenreiche ausmacht, da Brot als solches kaum in Betracht
kommt. Die Reicheren consumiren auch Reis und Alle Thee, fast
ausschliessend den beliebten Ziegelthee,*) als unentbehrliches Getränk;
wobei Zucker indess nur in den seltensten Fällen gereicht wird.
Aus dem Gesagten erhellt zur Genüge, dass die Küche der Kirghisen
ziemlich einfach ist, wie sie selbst als sehr massige Menschen gelten
müssen. Dies schliesst nicht aus, dass sie wo sieh Gelegenheit
bietet gern auch an Tafelfreuden theilnehmen. Bei ihren Festlichkeiten
spielt Essen, Vielessen, keineswegs eine Nebenrolle und
alle Betheiligten sind nichts weniger als massig. Es werden dann
ungeheure Quantitäten Hammelfleisch und Kumyss vertilgt, aber
auch feinere Gerichte vorgesetzt. Wie ausgezeichnet ein kirghisischer
Pillaf sein kann, habe ich bereits oben erwähnt. Gegenüber der
allgemeinen Behauptung von der entsetzlichen Unsauberkeit der
Kirghisen ist es Pflicht zu bemerken, dass bei Reichen die Speisen
ebenso appetitlich aussehen und aufgetragen werden als bei uns.
Der mit den Sitten des Orients einigermassen aus eigener Erfahrung
Vertraute weiss, dass der Nichtgebrauch von Messern-und Gabeln
viel schrecklicher klingt als er thatsächlich ist und Wer bei uns
welche schon für das Vieh unerlässlich ist, in hinreichender Menge zu verschaffen,
Spörer veranschlagt den jährlichen Verbrauch bei Wohlhabenden auf 12, hei Armen
auf 4 Pud (nicht Pfund!)
*) Eussisch: Kirpitschni-tschai, in Form grösser Chocoladentafeln von ca. 1 Puss
Länge und 1 Zoll Dicke gepresster Theegrus oder Thee, der dabei ohne Zweifel
mit einer Menge Surrogate, wie allgemein gesagt wird, sogar mit Blut vermischt
ist, den aber bis ietzt nur die Chinesen zu bereiten verstehen. Er bildet in ganz
Innerasien ein Haupt-Consum- und Tauschmittel. Die Kalmücken setzen ihm gekocht,
Grütze, Butter oder rohes Hammeltalg zu, was ich bei den Kirghisen niemals
gesehen habe.
offene Augen hat, wird zugeben, dass es ganz abgesehen von unseren
Armen, genug Gegenden giebt, in denen Reinlichkeit nicht eben
sonderlich geübt wird. Immerhin sollen die Kirghisen nicht als ein
besonders saubres Volk herausgestrichen werden. Waschen, sowol
was Körper als Kleider anbelangt, ist eben nicht ihre Liebhaberei
und wie. sehr gewisse, namentlich in den Kleidern schmarotzende
Insecten bei ihnen eingebürgert sind, wird Jeder aus eigener Erfahrung
bestätigen, der selbst nur kürzere Zeit unter ihnen verweilte.
Die meisten Beobachter schildern die Kirghisen als leidenschaftliche
Raucher. Ich habe bei denjenigen, mit welchen wir
zusammentrafen, gerade das Gegentheil wahrgenommen und unser
zum Wegschenken mitgenommener Tabak erwies sich als gänzlich
unnütz. Dagegen war Schnupftabak eine äusserst willkommene Gabe
und alle Kirghisen erpichte und ausgepichte Schnupfer. Nach
Mever versetzen sie den Schnupftabak, um ihn stärker zu machen,
mit der Asche von Ephedra (kirg. Kysiltscha) und ich darf versichern,
dass der kirghisische Schnupftabak an Stärke nichts zu wünschen
übrig lässt.
In Anbetracht der rauhen und hartep Lebensweise der Kirghisen
und ihrer im Ganzen äusserst strengen Mässigkeit, sowie in Folge
des gesunden Climas, lässt sich durchschnittlich ein befriedigender
Gesundheitszustand voraussetzen, der um so nothwendiger ist, da sie
keinerlei Aerzte besitzen. Die Kirghisen erreichen daher meist ein
hohes Alter. Rheumatismus, Hämorrhoiden und Augenleiden sollen
die häufigst verbreiteten Uebel sein; ebenso hat Syphilis (Kuru-saslan)
schon längst Eingang gefunden.
Wenn es die Zeit erlaubt, also hauptsächlich im Winter, beschäftigen
sich die; Kirghisen auch mit der Jagd und es giebt
professionirte Jäger unter ihnen, von denen wir selbst mit einigen
zusammentrafen, auf die ich noch zurückzukommen habe. Die früher
üblichen Waffen: Pike, Bogen, Pfeil und Holzkeule sind längst durch
Feuerwaffen, meist schlechte Feuerschlossgewehre, verdräugt worden,
mit denen die Kirghisen gut umzugehen und trefflich zu schiessen
verstehen. Sie bedienen sich dabei,- wie dies auch viele Kosaken
thun, stets einer Gabel, da ohne solche das Gewehr ohnehin zu
schwer sein würde: Des Fleisches halber werden besonders Hirsche
(wie wir sehen werden namentlich wegen des noch unausgebildeten
kostbaren Geweihes) Rehe, Saigas, Archars (Argali), Steinböcke und
Kulans gejagd; im Uebrigen alle Pelzthiere, welche Steppen und
F in s c h , Reise. I. 1 1