Billige Preise. Pischereisaison. — Kangmetbodeu. — Aufbrucli vom Seo. _
Das zahme Kameel. — Wüstensteppe. — Saxaul. — Wüstenthiere. — Kulan oder
Wildpferde. — Fata morgana. — Ein verlaufenes Pferd. — Geologisches. —
Steppenoase. — Sprosser.
Bakti besteht nur aus einigen weissgetünchten mit Schilf oder
Stroh gedeckten, langen schuppenartigen Häusern, zur TJnterkunft,
ich glaube einer Sotnie Kosaken und Artillerie! als der äussersten
Grenzwacht Russlands gegen China. Bas letztere Reich beginnt
gleich jenseits des Baches, also fast unmittelbar hinter Bakti.
Um 11 Uhr (21. Mai) brachen wir nach Tschugutschak auf,
der nächsten nur 17*) Werst (2‘/2 Meile) entfernten chinesischen
Stadt, wo wir vom Dschansun**) oder obersten Militair- und Civil-
beamten zum „Dinner“ erwartet wurden. Unser Zug war ein überaus
stattlicher. Nicht allein, dass 24 Kosaken (nicht 100 wie Brehm
angiebt) in Paradeuniform mit einem Trompeter demselben einen
imponirenden, militairischen Anstrich gaben, die leichtbeschwingten
Kirghisen, wol 40 an der Zahl und vielleicht mehr, sorgten für das
Malerische. Dazu wenigstens ein Fuhrwerk, eine elende aber mit
feurigen Pferden bespannte Telega, in welcher Dr. Brehm sass.
Der Weg über die ebene, am Horizont von Sehneebergen begrenzte
Steppe war gut. Wie es in solcher Begleitung daher nicht
anders sein konnte, so gestaltete sich nach und nach der Ritt zu
einem wahren Wettrennen, denn Pferde und Reiter wollten es einander
zuvorthun.
Wenige Werst von Tschugutschak erwartete uns bereits ein
Berittener in fremder Kleidung, der in echt chinesischer Höflichkeit
vom Dschansun nur abgesandt war, um dessen Visitenkarte abzugeben,
dafür unsere zu erbitten und nun im vollen Carrière voraussprengte,
unsere Ankunft zu melden.
Die Stadt***) erschien schon von Weitem wie eine Masse un*)
Die russischen Angaben lauten sehr verschieden, von 9 bis 19 Werst!
**) So hörte ich das Wort aussprechen; Eadloff schreibt „Dsau-dsün,“ Wen-
jukow „Zsjan-zsjun“, Brehm„Zandschur“und „Zandschun“, Graf Zeil„Dschan-dschun“.
***) Nach Putimtscheff, welcher, als Dolmetscher einer russischen Handels-
karavane, 1811 Tschugutschak besuchte und bis in die neueste Zeit der Einzige
blieb, muss die mit einer regelrechten Mauer und Alleen umgebene Stadt damals
ziemlich ansehnlich gewesen sein (Magasin asiatique 1826 p. 174).
regelmässig zusammen gelegter Lehm Würfel, unter denen die Festung
mit ihren bogenförmigen , Zinnen besonders hervorragte. Als wir
einzogen verschwanden aber vollends alle Illusionen, wie man
sie von einer chinesischen Stadt sich zu machen geneigt ist. Da gab
es keine mit zierlichem Schnitzwerk versehenen Holzhäuser, wie wir
sie aus Abbildungen als typisch erwartet hatten, sondern nur elende,
mit flachen Rohrdächern versehene, niedrigeLehmhütten, ohne Fenster,
die schmale, krumme und winkelige Strassen einfassten. Freilich
befanden wir uns nicht in den betriebsamen und übervölkerten
Küstenländern des Südens, sondern in einem der abgelegensten
Winkel des himmlischen Reiches.
Aber die berühmte Bodencultnr des Chinesen stand auch hier
in voller Bliithe. Schon vor der Stadt hatten wir verschiedene
Gräben eines ausgedehnten Bewässerungssystems zu passiren, welches
sich sogar bis in diese selbst erstreckte. Denn auch hier fanden
sich, hinter hohen Lelimmauern vom Winde geschützt, hübsche
Gärten, die theils mit Futterkräutern, theils mit Gemüse bepflanzt
waren.
Schon A. Schrenk der 1840 sich Tschugutschak bis auf ca. 8
Werst näherte, die Stadt selbst aber nicht betreten durfte, rühmt
die trefflich cultivirten Weizen- und Hirsefelder. Sie werden mittelst
der Flüsse- Kitatsu (Tuguntschi), Ulastai und Bin-tschan-goü (Taltal
und Kara-ungur bei Schrenk) bewässert, die sich vor Tschugutschak
vereinigen. Diese kleinen Flüsse erreichen indess in Folge ihrer
Zersplitterung in so viele kleine Kanäle, nicht einmal die Stadt,
geschweige den südlich von derselben vorbeifliessenden Emil, dem
sie ursprünglich zueilten.
Bald hielten wir vor dem Thore einer hohen Lehmmauer, die
die Wohnung des Dschansun und zugleich die Kaserne einschloss.
Hier stiegen wir ab, Hessen uns anmelden und wurden sogleich
gebeten einzutreten. Nur die Kosaken und zahlreichen Kirghisen
mussten ausserhalb des Thores halten und bezogen bald darauf Jurten
vor der Stadt.
Das Innere des sehr geräumigen Hofes enthielt längs der Lehmmauer
zahlreiche, kleine, winkelig iueinandergefügte Gebäude aus
Lehm, mit papierverklebten Fenstern, sogenannte Fansen, und in
einer eben solchen, kaum etwas besseren, residirte auch der Dschansun,
Djun oder Jun mit Namen. „Seine Unaussprechlichkeit“, wie
Brehm schreibt, ein kleiner, ältlicher, bartloser Herr empfing uns