besser werden, wenn auch, immerhin die z. Th. sehr primitiven Einrichtungen
mit an der unvollkommenen Präparation schuld sind.
Namentlich fehlt es an geeigneten und reinlichen Gefässen. So hatte
man hier in Kiochat, da die, übrigens recht gut gearbeiteten, grossen
Salzerei-Fässer nicht ausreichten, einfach mit Wasser gefüllte Gruben
hergerichtet, um den Ueberfluss frisch gefangener Fische aufzubewahren,
die sich schon von Weitem durch den entsetzlichen Geruch
bemerklich machten. Solche bereits i'n Fäulniss übergehende Fische
müssen aber selbstredend andere gesunde verderben. Glücklicher
Weise ist dasjenige russische niedere Volk, für welche der Fischsegen
des Ob ja zunächst bestimmt ist, nicht so heikel.
Wie mir der Prikastschik sagte, werden in Kiochat in der Saison,
die dies Jahr am 5. Juni begonnen hatte und bis Anfang September,
also etwa 3 Monate, währt, an 2000 Pud Fische,und an 50 Tonnen
Thran producirt, die mässig veranschlagt einen Gesammtwerth von
5000 R. repräsentiren. Welche Gesammtausgaben Dem entgegenstehen,
darüber fehlt es mir freilich an genauen Angaben. Wenn
ich aber nach den mir vorliegenden Daten blos den Lohn der Arbeiter
mit 800 R., den Werth des Salzes*) (400 Pud. ä, 70 K.) mit
280 und die Rückfracht (pro Pud 10 K.) mit 200 R. annehme, so
ergiebt dies schon allein an 1300 R. Da hierbei weder das für
Barsche, Material u. s. w. angelegte Kapital, noch die Ausrüstung,
Hintransport, Kost für Leute und Antheil der Eingebornen berechnet
sind, was zusammen doch gewiss eine bedeutende Summe ausmacht,
so wird aus diesen wenigen Zahlen schon ersichtlich sein, dass der
Reingewinn des Unternehmens kein so übertrieben hoher sein kann,
wie man zuweilen liest. Dass ungünstige .Fangjahre und Con-
juncturen Baarverluste hervorbringen, die gute Jahre wieder aus-
gleichen müssen, soll nur angedeutet werden. Ganz ähnlich lauteten
die Nachrichten, welche ich von anderen tüchtigen Fischereiunternehmern
einzog, unter denen ich mich nur auf das Zeugniss von
Pawle Nicolajewitsch Roslakoff (aus Obdorsk) in Chalispagor, Nicolaj
Iwanoff Roslakoff (aus Tobolsk) in Male-Obske-Peske, Konstantin
Nikitin Popoff (aus Obdorsk) in Wulpasl und unseres Wirthes in
Obdorsk, Perloff berufen kann. Der Zuerstgenannte hatte 10 Russen
*) Ich rechne 1 Pud Salz auf 5 P. Fische, weiss aber nicht oh dies richtig
ist; an der Petschora werden auf 16 P. nur 2 P. Salz genommen, da der Transport
nicht so weit ist; doch genügt dieses Quantum nicht und viele Fische verderben
deshalb.
in seinem Dienste und betrieb die Fischerei mit 30 Ostiaken, denen er zunächst
für die Benutzung des Platzes zahlt. Ein solcher, Pessok (Sand)
genannt, ist eine durch möglichst sanft zur Tiefe abfallenden, ebenen
Sandgrund, ohne Steine und Löcher, besonders günstige Stelle des
Flusses oder seiner Nebengewässer. Sie erleidet durch die Veränderungen
des Grundes vielfach Veränderungen, kann aber zuweilen
für Jahre hinaus ergiebig bleiben, wie wir in der That Fischer antrafen,
die seit mehreren Jahren an derselben Stelle ihr Gewerbe
betreiben.
Je nach der vortheilhaften Lage u. s. w. schwankt die Pacht
für solche Peski von 20 bis 200 R. und mehr. Mit der Erlaubniss
zur Fischerei verdingen sich die Ostiaken meist selbst und zwar in
der Weise, dass der Fang zur Hälfte getheilt wird, hier z. B. mit
dem Ostiaken, welchem der Platz gehörte. Für den ostiakischen
Besitzer arbeiteten wiederum seine übrigen Landsleute. Dabei gilt
ein Abkommen, wonach die Eingebornen ihren Antheil, soweit sie
denselben nicht selbst nöthig haben, an den russischen Unternehmer
für einen gewissen Preis, der sich nach der Grösse und Art der
Fische richtet, abstehen. Wie Poljakoff angiebt, gilt oberhalb Sa-
marowa ein Muksun von 9 Werschok*) (c. 17") Länge einen Rubel,
oberhalb Bereosoff c. 8, unterhalb Bereosoff 10, unterhalb Obdorsk
am Nadym gar erst 25—30 Fische ebensoviel; der Preis wird also
vollkommen sachgemäss weiter stromabwärts billiger. Das Einheits-
maass von 9 Werschock Länge ist durch die langjährige Praxis anerkannt,
ebenso die Berechnung, dass unter dieser Länge zwei Fische
einem gleichstehen. Es findet also ganz dasselbe Verhältniss als in
Russland statt, denn aus Schrenk (p. 8) ersehe ich, dass am Ladoga
als Einheitsmaass 12 Werschok Länge gelten und zwei Fische unter
dieser Grösse als einer gerechnet werden, Ueber die Zweckmässigkeit
und Gerechtigkeit solcher Usancen lässt sich schwer urtheilen,
sie bestehen einmal.
Wenn Herr Poljakoff**) diese willkürliche Preisbestimmung
ebenso sehr tadelt, als das ganze „Raubsystem“ seiner russischen
Landsleute beim Fischereibetriebe am Ob, so scheint mir diese Ver-
urtheilung ebenso willkürlich d. h. ohne tieferes Verständniss. Hätte
Herr Poljakoff Gelegenheit gehabt Grossfischerei in Holland, Nor*)
48 Werschok = 3 Arschin = 7 Fass, I Fuss = 12 Zoll ( = engl. Zoll).
**) „Die Bewohner des Ob“ in: Bussische Bevue 1878 (p. 55 69).