suchungen in vollkommener Uebereinstimmung mit denen Schrenk’s
(I. p. 532) sicher feststellten. Dieser nie aufthauende Boden giebt
diejenige Festigkeit, welche es ermöglicht, im Sommer mit Schlitten
fortzukommen.
Verschiedene Paare Raubmöven und viele Schneehühner mit
schönen flugbaren Jungen belebten diese Gestrüppe, von denen meine
Gefährten eine hübsche Anzahl erlegten. Ich bewahrte aber meine
letzten Patronen zu Freudenschüssen bei Ankunft am Flusse resp.
der Lotka auf.
Gegen 4 Uhr hielt ich mit Martin Dserwit und dem Zimmermann,
der das erste Viergespann lenkte, an dem steil abfallenden
Ufer. Da lag sie vor uns die lang ersehnte Sehtschutschja! wir
konnten eine weite Strecke ihres Laufes von einer Krümmung zur
ändern ühersehen, aber so weit das Auge reichte — keine Lotka!
kein Zeichen von der Anwesenheit unserer Leute! — Ich machte
mich sofort mit Martin nach der stromaufwärts liegenden Krümmung
des Flusses auf, aber auch hier keine Spur! Das war allerdings
nicht erfreulich, aber der gute Muth und die Zuversicht, welche
mich auf der ganzen Tour begleiteten, verliessen mich auch jetzt
nicht. Wir kehrten also um und wandten uns der anderen Krümmung
stromabwärts zu. Längs dem Ufer vorauseilend, allerdings
nicht so schnell als ich wünschte, denn manche tiefe durch Schmelz-
und Regenwasser entstandene Einschnitte waren zu passiren, konnte
ich Pläne schmieden und Gedanken nachhängen, die in Bezug auf
Iwan und Panajeff nicht ohne Besorgniss waren. Für uns fürchtete
ich weniger! Hatten wir nicht noch 5 Ren zum Schlachten? Liess
sich nicht schnell ein Floss herstellen, auf dem wir in vielleicht
3 Tagen menschliche Niederlassungen erreichen mussten? Also
nur frisch vorwärts! . Ich kam endlich der Biegung näher und
sah eine wol 12 bis 15 Fuss hohe ganz schwarze Uferwand,
denn es war Torf: das eigentliche Tschornii-jar!! Einige herabgefallene
grosse Torfklumpen konnte die Einbildung zu einer
Lotka gestalten, das Fernglas bestätigte die Täuschung. Auch
hier, wie auf dem breiten, durch das Fallen des Flusses enorm
vergrösserten Sande des niedrigen linken Ufers keine Spur! Ich
ging noch weiter voraus, um auch die Krümmung des letzteren
überblicken zu können, da plötzlich lag sie vor mir die traute
Lotka, unser „Bismark!“ Ich konnte sie deutlich an ihrem Maste
mit blossem Auge erkennen, vergewisserte mich aber vollends durch
das Glas und mein Freudenschuss krachte durch die Luft. Die Gefährten
hatten ihn gehört und kamen auf den Schlitten nach.
Auf der Lotka herrschte tiefe Ruhe; wir verabredeten die Schläfer
durch eine dreimalige Salve zu erwecken. Sie blieb wirkungslos;
das Fahrzeug schien ausgestorben! Unsere Leute waren inzwischen
angekommen und ihr vereintes Indianergebrüll erweckte endlich
Leben. Eine Thür öffnete sich und der alte Michael Panajeff kroch
heraus, ganz nackend, denn er schläft nackend im Pelz, wie alle
Ostiaken, was beiläufig nach Middendorff (p. 1418) aus rein practischen
Gründen geschieht. Bald darauf erschien auch Iwan und wir
wurden in unseren zwei kleinen Böten an das linke Ufer übergesetzt,
ebenso der brave Sanda, der nur ein Gespann zurückbehielt
und die übrigen 16 Ren freiliess, die unverzüglich den Heimweg
antraten und zur Heerde zurücktrabten.
Iwan und der Alte hatten uns natürlich nicht so früh zurückerwartet,
ihre Sache aber gut gemacht. Nicht ohne Schwierigkeiten
waren sie mit dem Schiffe über die seichten Stellen des Flusses
herabgekommen, seit fünf Tagen hier eingetroffen und hatten angefangen,
sich möglichst bequem einzurichten. Dahin gehörte zunächst,
nach echt russischer Sitte, der Bau einer Badestube, zu
welcher bereits Materialien: Steine und Baumstämmchen herbeigeschafft
wären.
Dass wir die glückliche Ankunft festlich feierten ist selbstverständlich.
Konnten wir doch in Genüssen:-Wein, Cognac, Schnaps,
Cigarren u. s. w. schwelgen, und uns wieder einmal ordentlich satt
essen; die Lotka kam uns in der That vor wie ein Hotel ersten
Ranges. Auch die Leute waren in der heitersten Stimmung; ich
liess ihnen (sechs Mann) zwei Flaschen Schnaps geben. Trotzdem
auf Jeden also sehr wenig kam, und das Zeug (Wasser mit Spiritus)
ohnehin sehr schwach war, zeigten sich bei Allen deutlichste
Symptome von Trunkenheit; aber die Leute hatten nichts im Magen
und seit lange keinen Schnaps zu kosten bekommen. Alexander
Säkoff weinte vor Rührung und wäre dem guten „Chosain“ am
liebsten um den Hals gefallen. Nachdem ich noch die Geschäfte
mit dem alten Sanda geordnet, der uns, ebenfalls nicht mehr
nüchtern, aber reich beschenkt, verliess (u. A. vom Grafen mit
einer Talmigolduhrkette, die ihm stolz um den Hals befestigt wurde,
der ich meinerseits 'eine Flasche für die „Fürstin“ seine Gemalin
beifügte), legte auch ich mich zur Ruhe, denn Schlaf bedurften wir