Anderer entworfene Lebensbeschreibung*), vervollständigen zu helfen;
Indem ich auf dieselbe und meine Beschreibung (p. 64) verweise, bleibt
mir nur übrig die Thatsache anzuführen, dass wir das Glück hatten drei-
oder viermal Kulans ,,zu sehen,“ und mit Hülfe der Kosaken sogar ein
Füllen zu erhalten. Das war immerhin ein besonderes Glück, allein dasselbe
erstreckte sich nicht soweit um von eingehenderen Lebensbeobachtungen
nur annähernd sprechen zu können. Zuerst stand plötzlich
ein Kulan auf, verschwand aher so schnell in dem Gelb der Steppe,
dass man an Täuschung hätte glauben mögen. Dann entdeckte das
geübte Auge der Kirghisen drei Stück, die unseren erst sichtbar
waren als sie sich erhoben und das Weite suchten. Hierbei zeigte
es sich nun, dass auch ein Füllen dabei war und darauf stürmten
Kosaken, Kirghisen, selbst unser Iwan dahin. Nur wir folgten
langsam da wir die Verfolgung doch für aussichtslos hielten, hatten
uns aher geirrt. Denn kaum nach einer halben Stunde zeigte sich
eine Gruppe Reiter in deren Mitte ruhig und anscheinend völlig
zahm das junge Kulan stand. Diese Zahmheit durfte nicht verwundern,
denn selbst von den Fesseln an den Vorderbeinen befreit,
versuchte das vielleicht kaum eine Woche alte Geschöpf keine Flucht,
sondern legte sich „kindisch sorglos“ nieder: es war eben vollständig
abgemattet und nahe zu Tode gehetzt. Wir konnten leider sein
Verlangen nach Milch, welches es wie alle jungen Thiere, durch
Saugen am Finger zu erkennen gab, nicht befriedigen, Ich liess es
auf ein Kameel laden, aher ehe wir noch am anderen Tage milchende
Stuten erreichten, hatte es verendet. Dieses Kulanfüllen war, wie
die nach der Natur aufgenommene Zeichnung**) zeigt, durch seine
unverhältnissmässig langen, dickgelenkigen Beine, sowie den grossen
Kopf ein nichts weniger als reizendes Geschöpf, vielmehr ebenso
hässlich als ein Pferdefüllen.
Der Versuch, die alten Thiere durch das junge heranzulocken
misslaug, schon desshalb, weil wir uns viel zu nahe an dasselbe auf
die Lauer gelegt hatten; denn leider bot die tisch ebene, kahle Steppe
keinerlei Hinterhalt. Zwar standen die Alten längere Zeit mit dem
Kopfe nach uns zu gewendet, aber nur die weittragende Büchse
*) I n : „Durch den chinesischen Hochaltai“ (1. c. hier eigene Beobachtungen);
ausführlich in: „Nord und 'Süd“ Heft V. 1877, p. 323—352 und „Thierleben“
(2. Ausg. 1877) p. 14—24. —
**) Die alten Thiere zeichnete ich bereits in Omsk, nach den bei Obrist
Bussinoff gesehenen Exemplaren.