in dem Kreise freibleibt. Letztere besteht aus einem aus 4 Stücken
zusammengesetzten Rahmen. Ist somit die Basis gebildet, so gilt
es die Kuppel aufzurichten. Dieselbe besteht aus einem Ringe von
hartem Holz von ca. 5—6 Fuss Durchmesser, der durch je 3 etwas
gebogene Querstäbe zusammengehalten wird und in dessen Rande
viereckige Löcher zur Aufnahme der etwa 3—10' langen Stäbe
eingelassen sind, welche den Kuppelring und das Grundgatter verbinden.
Man hebt zunächst den Kranz an 3 Stäben in die Höhe,
befestigt dieselben mit Haarbändern und setzt dann die übrigen,
etwa 70 an der Zahl, ein, wodurch das noch durchsichtige, laubenartige
Gerüst vollkommene Festigkeit erhält. Dasselbe wird nun
mit etwa 4—5 grossen Filzdecken so bekleidet, dass dieselben einander
überall decken, und erhält durch einen besonders zugeschnittenen
Filz die Deckelkappe, welche sich mit Hilfe von langen Haarseilen
nach Belieben auf- und zuziehen lässt. Das Gatter erhält innen
zunächst eine Bekleidung von zierlichen Matten, die aus, mit bunter
Wolle übersponnenen, Rohrstäben bestehen und sich wie die Filze
leicht zusammenrollen lassen. Als Thür, in die man stets
nur gebückt eintreten kann, dient ein Stück Filz, bei Reichen noch'
ein Teppich, und in gleicherweise ist die innere Einrichtung. Je
nach dem Material kann dieselbe daher, wie bei uns, billig bis
äusserst kostbar sein. Eine Jurte aus weissem, buntverziertem Filz,
die innen mit kostbaren bucharischen oder turkmenischen Teppichen
belegt und an den Seiten behängen ist, kostet daher mehrere Hunderte
bis Tausend Rubel und darüber, während die kleinen Filzzelte, Kosch
genannt, wie sie von Aermeren benutzt werden, schon für 10 —15
Rubel zu haben sind. Die primitive Einrichtung der letzteren habe
ich bereits beschrieben. Dass die Jurten der Reichen in der Mitte
ebenfalls eine Feuerstelle besitzen ist selbstverständlich.^ Im Uebrigen
prangen, ausser den erwähnten Teppichen, die bunten, reich mit
Blechbeschlag verzierten, sibirischen Koffer in verschiedener Grösse,
und natürlich darf ein möglichst grösser Samowar (Theemaschine)
nicht fehlen.
Neben dem Schutz, welchen eine gute Jurte sowol gegen Wind
als Regen bietet, ist ganz besonders die Leichtigkeit mit der sie sich
aufbauen und abbreehen lässt von Wichtigkeit.
In weniger als einer halben Stunde errichten geschickte Hände
eine Jurte, und in noch kürzerer Zeit liegen alle Stücke derselben
parat um aufs Kameel geladen zu werden. Eine grosse Jurte wiegt
etwa 10—12 Pud (400 bis 480 Pfund) und bildet daher, auf kurze
Strecken, gerade eine Kameelladung. (Siehe die Abbildung m
Kap. VIII). — Bei der Winterkälte werden die Jurten doppelt und
dreifach mit Filz eingedeckt; wie erwähnt überwinternmancheKirg isen
auch in Häusern; einzelne Sultahne sogar in hölzernen russischen.
Als Bekenner des Islam sind die Kirghisen Polygamisten; doch
ist es,, wie bei Türken und Mormonen, nur den Reichen moglic ,
sich mehrere Weiber zu nehmen, da der Kalym, oder das Kaufge
für die Braut, meist in Vieh bestehend, sehr hoch zu sein pflegt.
Die meisten Kirghisen haben daher nur eine Frau und wir erfuhren,
dass sich auch die meisten Wohlhabenden mit zweien begnügen.
Die Frauen der Kirghisen bedecken sich das Gesicht mit einem
eigenthümlich aufgesteckten Schleier (Dsaulok), sind aber hierin
lange nicht so penibel als andere Orientalinnen, z. B. die Türkinnen.
Ueberhaupt ist der Verkehr, wenigstens Nichtmohammedanern gegenüber,
ein viel freierer und Wlangali (p. 72) erzählt z. B. wie gut
die Frau Sultahn Tanas die Honneurs zu machen wusste.
Aus Mangel an eigener Erfahrung muss ich die Gebrauche bei
Hochzeiten und Begräbnissen übergehen, über welche Rytschkow
(p. 347), Pallas (I. p. 400), Meyer (p. 459), Atkinson u. A. berichten.
Auf die nach Localität und Material sehr verschiedenartigen Grabmaler
(Aba) komme ich zurück. Die bereits geschilderten Festlichkeiten
in den Arkatbergen werden gezeigt haben, dass die Kirghisen ein
heiteres, man kann sagen, vergnügungssüchtiges Völkchen, sind,
und gern jede Gelegenheit benutzen, um ihre Reichthümer zu zeigen
und sich in ihrer Weise zu amüsiren. Dass Gesang und Dichtkunst
dabei eine sehr bedeutende Rolle spielen, erwähnte leh bereits; ebenso,
dass die Musik nicht leer ausgeht. Ausser dem angeführten zitherartigen
Saiteninstrument (Kobys), besitzen die Kirghisen nach Meyer,
eine Art Schalmei (Suwusjä), die aus dicken hohen Stengeln oder
auch aus Holz gemacht ist, und an der Seite einige kleine Loc er
hat um verschiedene Töne hervorbringen zu können.
Waldburg lernte ausserdem eine Flöte kennen, welche er (Kap. VIII.)
beschreibt. Tanz kennen die Kirghisen nicht. _
Bei der grossen Neugierde der Kirghisen verbreiten sich Nachrichten
in der Steppe mit unglaublicher Schnelligkeit. Es e
ja nie an Müssigen, denen es Vergnügen macht, sich aufs erste
beste Pferd zu schwingen und nach dem nächsten A-ul, läge derselbe
auch 100 Werst und mehr weit, zu sprengen, denn Jeder will