nur 150 Rubel an Herstellung gekostet. Freilich war das Material
dasselbe als bei dem scheunenförmigen Magil, nämlich in der Luft
getrocknete Lehmziegel, die natürlich diesen Bauten keine allzulange
Dauer sichern und wahrscheinlich sich mit der Zeit zu neuen Kurgans
(alten Grabhügeln) gestalten. Bei der Station Makentschi, durch
zwei Häuser repräsentirt, hatten die kirghisischen Grossen des Bezirks
eine wahre Prachtjurte für uns herrichten lassen. Sie war
sehr abweichend ausstaffirt, denn man hatte aus den Häusern Sopha
und Stühle herbeigeschleppt, was uns bei aller Ehrerbietung vor
bucharischen und Taschkent-Teppichen, keineswegs ungelegen kam.
Die in der Asche gerösteten Schafsköpfe und der obligate Kumyss,
welche uns vorgesetzt wurden, erinnerten uns aber noch zur Genüge,
dass Sopha und Stühle eben nur ganz vorübergehend ein Heim
gewähren sollten, denn diese Repräsentanten eines festen Wohnsitzes
gehören eben nicht in die Behausung des Wanderhirten. Das
gute Schwalbenpaar (Hirundo rustica), welches an dem Deckringe
einer Nachbarjurte anfing sein Nest anzukleben, dachte wahrscheinlich
anders und hatte, in dem Eifer für die zu "erwartende Nachkommenschaft
irgendwo ein Unterkommmen zu festigen, gewiss ganz vergessen,
dass dieser Platz, der schon morgen abgebrochen werden
konnte, eigentlich doch recht schlecht gewählt sei.
Schon längs der Kosakenlinie am Irtisch hatten uns unein-
ö’efahrene Pferde allerlei Aufenthalt und Fährlichkeit bereitet, aber Oi
n der Steppe war dies noch viel intensiver hervorgetreten. Die
guten, eben von der Weide eingefangenen Thiere konnten sich kaum
mit dem Anblick einer Tarantass, noch weniger mit dem Gedanken
befreunden, eine solche sogar ziehen zu müssen. Es war daher
nicht zu verwundern wenn sie sich schon gegen das Einspannen
mit aller Macht stemmten. Bei dem primitiven nur aus einem
Kummet mit Zugsträngen versehenen Geschirr schien dies allerdings
keine Schwierigkeiten zu haben, aber es gehörten doch mehr Menschen
zum Yollführen als man hätte denken sollen. Da musste Einer
das Pferd an den Ohren halten, ein Anderer fasste es in die
Nüstern und zwei weitere hilfreiche Geister drängten es in die Zugstränge,
welche bereits am Wagen befestigt sind. Eine solche
Scene stellt die Abbildung dar, welche ich bereits im Wagen sitzend,
in der Eile skizzirte. Es ist gut, dass die Zugstränge nur in das
Kummet geschnürt werden, denn in Bereich der Hinterfüsse
würde die Sache ungleich schwieriger sein. So sind denn endlich
die „Drillinge“ trotz allem Widerstreben, aber von mindestens 3—5
Mann an Zügeln gehalten im Joch. Die Insassen des Wagens haben
sich möglichst geräuschlos eingesetzt und nun schwingt sich der
Kutscher, die 4 Zügel fest in der Hand haltend auf den Bock. Es
bedarf dazu eines ebenso schnellen als geschickten Mannes, denn
kaum errathen die Pferde die Bewegnng und sie schiessen mit einem
Ungestüm vorwärts, dass ich mich immer wunderte, wie es die
Pferdehalter möglich machten den Hufen zu entrinnen. Auf die
vorwärts gerichtete Bewegung folgt indess meist unmittelbar eine
retrogade der Seitenpferde, die sich überdies bemühen seitlich loszukommen
und nur dem vereinten Geschrei der zur Seite reitenden
Kirghisen und Kosaken gelingt es, unter heftigem Dreinschlagen,
den ersten Impuls des Vorwärtsschiessens au courrant zu halten.
Das seitliche Losreissen wird übrigens dadurch in etwas gehindert,
dass ttiuu in sinnreicher Weise gewöhnlich den Schweif des Pferdes
an einen Zugstrang knüpft. Doch ist dies eben nur ein Palliativ,
denn bei der Liederlichkeit des Geschirres geschieht es meist sehr
bald, dass ein Zugstrang oder Seitenzaum reisst, wodurch ein Pferd
frei wird und in entgegengesetzter Richtung fortstrebend den Wagen
in stete Gefahr bringt. Wären nicht immer hilfreiche Hände bereit,
es würde nicht immer möglich sein das Umwerfen zu verhindern.
Wir wussten bereits zur Genüge wie Alles kommen konnte und