laden des Holzes auf den Dampfer, welches mittelst Tragbahren
geschieht und womit sich sowol Eingehorne als namentlich auch die
Besatzungsmannschaften der Deportirten-Schlepper beschäftigen, wird
für den Kopf an jeder Ladestelle 25 K. vergütet, ein Verdienst, an
dem sich selbst die Matrosen betheiligen dürfen.
Der „Beljetschenko“ nahm bis Samarowa im Ganzen 4 Mal
Holz ein und wir erhielten dadurch Gelegenheit eine bis 2 Stunden
ans Land zu gehen. Es entwickelte sich hier in der Regel ein reges
Lehen und Treiben, nicht nur wegen der Träger, die das in mächtige
Scheite zerspaltene Holz auf Tragbahren an Bord schleppten, sondern
auch wegen der vielen Verkäufer, welche sich einzustellen pflegten.
Sie kommen z. Th. vom entgegengesetzten Ufer herüber, in kleinen
aus Pappelstämmen verfertigten Canos, welche der oder die Rudernde
(denn auch Frauen sind hierin sehr geschickt) knieend benutzt, und
bringen Brot, darunter namentlich die beliebten, flachen, ringförmigen
Kulatschen, Eier, Butter, süsse und saure Milch, frische und gesalzene
Fische zum Verkauf. Es entsteht daher bald ein lebhafter Handel
mit den Deckreisenden und der Mannschaft, welche auf diese Weise
sich sehr billig beköstigen können. Natürlich nur nach endlosem
Feilschen, denn für etwa 1V2 Fuss lange Störe wurden 20 Kopeken
verlangt, was für hier sehr theuer ist.
Für'uns war es ganz besonders angenehm, dass wir bei dieser
Gelegenheit Eingehorne kennen lernten, die freilich keine günstige
Meinung zu erwecken vermochten. Nie hatte ich bisher, mit Ausnahme
von Indianern in Californien und Küsten-Lappen in Norwegen,
armseligeres Volk gesehen, als diese sogenannten Östiaken, welche
nach Castren*) echte Samojeden sind- Durch die um den Hals getragenen
Kreuze documentirten sie sich freilich als. Christen, aber die
unverkennbaren Spuren von Trunksucht und Syphilis zeigten, dass sie
durch das Christenthum nicht höhere Gesittung erlangt hatten.
Ihre kleine Gestalt, die hervorspringenden Backenknochen, die
kleinen, dunklen Augen, die stumpfe Nase, die grossen breiten Lippen
und das lange, schwarze aber schlichte Haar, gaben ihnen ein mon*)
Dieser berühmte Sprachforscher fand am Ob, zuerst im" Dorfe Toropkowa
6 Samojeden vom Stamme Jewschi, später grössere Niederlassungen bei Surgut,
am Tym, Narym bis Tschulym herab und schätzt die Gesammtzahl der am Ob
lebenden, irrthümlich von Klaproth u. A. für Ostiaken gehaltenen, Samojeden auf
ca. 4000 (vergl. Reiseerinnerungen p. 118, 127, 140, 149, 165, 168). — Ihre jetzige
Lebensweise wird (p. 187) ausführlich geschildert.
Firtsch • Tfpfse n. IVSibiriert. ^4l>b 21-