für zwei Gelehrte, obschon dieselben keinerlei Entschädigung erhielten,
auf 18,000 Mk. veranschlagt wurden. „Für die Deckung
des Fehlenden hoffen wir auf Beiträge von Behörden und Vereinen
und auf eine thatkräftige Unterstützung seitens aller für die Förderung
der Geographie und der Naturwissenschaften bestrebten
Kreise“ lautete ein Passus in der damals veröffentlichten „Denkschrift“,*)
aber trotz dieses zuversichtlichen Vertrauens blieb das
Unternehmen doch immerhin ein gewagtes, selbst nachdem durch
sieben Vereins- (meist Vorstands-) Mitglieder eine Garantiesumme
von Mk. 7100 gezeichnet worden war. In der That hatte sich der
Verein auf seine zahlreichen Eingaben und Circulare nur eines Bei
träges vom hohen Senate der freien Hansestadt Bremen von
Mk. 500 und Seitens der Königlichen Bayerischen Regierung von
Mk. 300 zu erfreuen; ausserdem gingen an freiwilligen Gaben ein:
5 Mk. von Herrn Dr. R. Andrée in Leipzig. Auch verdankte die
Expedition Herrn Dr. med. K. Thorspecken in Bremen eine
Reise-Apotheke, sowie ein ärztliches Hilfsbuch (von Dr. H. Richter),
welche in mehreren Fällen ausgezeichnete Dienste leisteten. Blieb
somit trotz allen Interesses die Bethätigung in Deutschland * selbst
weit hinter den Erwartungen zurück, so konnte der Verein die
Expedition doch ruhig ziehen sehen, als ihm schon am 25. Februar
in unerwarteter Weise das ausserordentlich reiche Geschenk von
L. 1000 (20,300 Mk.) zufloss. Der grossmüthige Geber war Herr
Alexander Michailowitsch S ib iriak ö ff aus Irkutsk, der nicht nur
für sein Heimathsland, sondern im Interesse der Wissenschaft überhaupt
in so hochherziger Weise Opfer brachte, dass ihn Beide mit
Stolz als „Ehrenbürger“ betrachten.
Da von einem Vereinsmitgliede die Theilnahme eines zweiten
Naturforschers gewünscht worden war, so erklärte sich, auf meinen
Vorschlag der gefeierte Verfasser des „Thierlebens“ Dr. A. Brehm,
mein langjähriger Freund und Berufsgenosse, bereit dazu. Nicht
minder freudig durften wir es begrüssen, dass sich unser Vereins-
mitglied Karl Graf von W a ld b u rg -Z e il-T rau ch b u rg , Königl.
Württemberg. Premier-Lieutenant (jetzt Hauptmann a. D.) in Stuttgart,
als Freiwilliger und auf seine Kosten der Expedition an-
sehloss.
*) „Denkschrift des Vereins für die Deutsche îlordpolarfahrt, betreffend die
von ihm im Jahre 1876 zu veranstaltende wissenschaftliche Forschungsreise nach
"West-Sibirien. Bremen, Januar 1876.“
„Derselbe hatte sich direct an Ihre Maj. die Königin Olga Nicola-
jewna von Württemberg, um allergnädigste Empfehlungen nach Russland
gewandt und hatte Ihre Maj. auch die grosse Gnade, die Expedition
persönlich S. Maj. dem Kaiser Alexander zu empfehlen. Diesem
Umstande, wol der bestmöglichen Empfehlung nach Russland, hatten
wir nicht nur die Ehre einer Audienz bei Seiner Maj. zu danken,
sondern hatte auch persönliche Befehle des Kaisers an die Generalgouverneure
u. s. w. zur Folge, die uns die Erreichung des vorgesteckten
Zieles wesentlich erleichterten, wo nicht überhaupt ermöglichten.
Es sei gestattet, hier Ihrer Maj. hierfür unsern allerunter-
thänigsten Dank auszusprechen.“ ;
Dank der Verwendung des Vereins-Vorsitzenden, Reichstagsabgeordneten
A. G. Mosle erhielten wir Seitens des Auswärtigen Amtes,
von dessen Chef, Staatsminister von Bülow, und Director, dem Wirklichen
Geheimen Rath von P h ilip sb o rn , von denen wir die Ehre
hatten empfangen zu werden, ausgezeichnete Empfehlungen an die
Kaiserlich-Russische Regierung, unter Anderen die Vergünstigung
der zoll- und revisionsfreien Einfuhr unserer Reiseeffecten. Auch
der Kaiserlich-Russische bevollmächtigte Botschafter Baron v. Oubril
verpflichtete uns zu Dank. Nachdem uns noch die "hohe Ehre zu
Theil geworden war, am 5. März Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser
und König von Preussen, Wilhelm I. vorgestellt zu werden, konnten
wir am anderen Tage von Berlin aus die Reise antreten, begleitet
von dem Vorstandsmitgliede Herrn H. S ch a ffe rt, der die Gelegen-
1 heit zu einem Besuche der russischen Hauptstädte benutzte. In
St. Petersburg wurden wir mit nothwendigen Vorbereitnngen bis
zum 16. März aufgehalten, und hatten uns in wissenschaftlichen
und anderen Kreisen der liebenswürdigsten Aufnahme zu erfreuen.
Namentlich Seitens der Kaiserlich Russ. Geograph. Gesellschaft, dessen
Vice-Präsidenten, Staatsrath P. v. Semenow wir am 15. März die
Ehre einer Vorstellung beim Präsidenten, Sr. Kaiserlichen Hoheit
dem Grossfürsten Cönstantin Nicolajewitseh zu verdanken hatten.'
Durch hohe Vermittelung des Auswärtigen Amtrs und des Kaiserl.
deutschen Botschafters General-Adjutant Grafen M. v. Schweinitz,
erhielten wir nicht allein ausgezeichnete Empfehlungen Seitens des
Ministers des Innern, General-Adjutant Timascheff, des Ministers
der Domainen, Wirklichen Geheimen Rath W a lu jeff, des Ministers
der Wege und der Verkehrsanstalten, Vice-Admiraj C. Possiet,
sowie namentlich des General-Gouverneurs von West-Sibirien, General