dem Namen Altai zusammengefassten Gebirgssysteme und ihrer
Durchforscher zu gehen.
Altai,*) d. h. Goldberge, vom mongolischen Altai-alin (gleichbedeutend
dem chinesischen „Kin-schan“), nach v. Humboldt schon
im 7. Jahrhundert von Menander von Byzanz erwähnt, ist ein
Gollectivname für mehrere nach Richtung, Ausdehnung und Flusssystem
sehr verschiedene Gebirgszüge, deren Kartographie und
Topographie noch bei Weitem nicht erschöpft ist und die auch bezüglich
der Nomenclatur noch sehr der Uebereinstimmung bedürfen.
Die übersichtlichste, knappeste, topographische Darstellung der verschiedenen
Gebirgssysteme giebt jedenfalls Wenjukow in dem 6. Abschnitte
„Altai-Ssajansskii“ (p. 220 u. s. w.) seines so lehrreichen
Buches. Wenn darnach der Altai und Sajau durch das von NO.
nach SW. streichende Ssailjugem-Gebirge, welches die Wasserscheide
bildet, ziemlich gut getrennt sind, ebenso der „Kleine oder Ektag-
Altai“ (Wenjukow p. 247), jene sich vom Kuitun-Gebirge nach
Südosten hinziehende ganz in China liegende ausgedehnte Gebirgskette,
so bleibt doch das als „Altai-System“ (p. 222) verzeichnete
Gebirgsnetz immerhin noch ein zu mannigfach gegliedertes. Die
von uns überschrittenen, auf den-Karten meistentheils als „Grösser
Altai“ bezeichneten Gebirge, die vom Kuitun aus sich von Ost
nach Südwest ausdehnen, können als ein Gebirgsstock für sich
gelten, welchen Wenjukow (p 246), in der That den „Grossen
Altai-Gebirgsrücken“ nennt und besonders behandelt.
Nördlich von diesem, durch das Buchtarma-Thal und den Irtisch
getrennten, Gebirgsstocke, ziehen sich in der Richtung von Ost zu
West oder Nordwest sehr verschiedene Gebirge hin, welche Bunge**)
als die des Ursul, Korokol, Terekti, Tscharysch, Korgon, Baschalak,
Taliz, Sentelek, Tigerek, Koksun, Ulba und Uba besonders anführt,
und zu denen noch die Cholsun’schen, Aijuklak’schen und Telez-
Schneeberge kommen. Sie alle werden gewöhnlich unter dem Namen
*) Nach Badloff vom Chinesischen Alin, auch von Alatun = Goldgebirge,
Alin-Tau = buntes Gebirge, Alty-ai = -sechs Monate, oder Al-Taiga = hochliegender
Urwald (Cotta p. 68). — Nach Ledebour verstehen die Eingehornen, sowol
Bussen als Kalmücken unter dem Worte Altai nicht ein Gebirge sondern eine
Gegend.
**) Ledebour's Beise II. p. 113: hier Erklärung aller Gebirgszüge, Flüsse und
Nebenflüsse; I p. 143: System der Koksun’schen Schneeberge etc. p. 210: Zuflüsse
der Katunja; p. 271: Gebirgssystem der Wasserscheide des Ob und Irtisch.
„Altai“ zusammengefasst, zu dem Humboldt noch den zuerst erwähnten
Grossen Altai rechnet, und für das Ganze die Benennung
„eigentlicher oder Kolywan’scher Altai“ vorschlägt, während Cotta
(p. 67) sogar noch das westlich vom Jenisseï gelegene Sajan-Gebirge
damit vereint wissen möchte. Bei dieser Mannigfaltigkeit und Ausdehnung
wird es nothwendig dem Collektivnamen wenigstens ein
paar näher kennzeichnende Abgrenzungen zu geben. Es empfiehlt
sich dabei, wie dies schon Humboldt*) anräth, die Bezeichnungen
„gross“ und „klein“ ganz und für immer aufzugeben. Denn jedenfalls
würde den nördlich von der Buchtarma liegenden Gebirgszügen,
welche die höchsten Gipfel aufzuwèisen haben, (Belucha, siehe vorher
p. 273) die Bezeichnung „gross“ eher zukommen müssen, als
dem jetzt so genannten Gebirgssystem südlich von der Buchtarma.
Letzteres zeichnet sich nun dadurch aus j dass alle auf ihm entspringenden
Flüsse dem Irtisch angehören, während die nördlich von
der Buchtarma liegenden Gebirge hauptsächlich den Ob speisen.
Wenn daher mit Annahme der Benennung „Ektag“ für den „kleinen“
Altai, diese verwirrenden Prädicate ein für alle mal beseitigt sind,
so würde es sich zugleich als sehr passend empfehlen, für diè Folge
„Irtisch-Altai“ statt „grossen“ und „Ob-Altai“ für die nördlich der
Buchtarma gelegenen Gebirgszüge einzulühren, was ich mir hiermit
vorzuschlagen erlauben möchte.
Während unsère Kunde über den Ektag- und Irtisch-Altai**)
eine äusserst dürftige ist, sind wir über den Ob-Altai verhältniss-
mässig ziemlich gut unterrichtet. In seine Gebiete fallen alle die
vorhandenen Reisebeschreibungen über den Altai, unter denen die
von Carl Friedrich von Ledebour***) und Dr. Alexander von Bunge
(1826), G. von Helmersen (1834),t) Dr. von Gebier (1833 und 35)
und von Tschichatscheff (1842) noch heut, namentlich in natur*)
„Ansichten der Natur** p. 78. — Bunge hörte im Altai niemals einen
Unterschied zwischen „gross“ und „klein** (Reise I. p. 114). —
**) Struwe und Potanin: Aufsätze über den südlichen Altai und Tarbagatai in
den Sap. der Geogr. Gesellsch. St. Petersburg und verschiedene Aufsätze von
Babkow blieben für mich, weil iü russischer Sprache, unbenutzbar.
** *) >3eise durch das Altai- Gebirge und die soongarische Kirghisen-Steppe“
(Berlin 1829, G. Reimer) zerfallk in Theil " I. C. P. v. Ledebour’s Reise durch dag
Altai-Gebirge und am Fusse desselben und Theil II. (1830) Alex. v. Bunge’s Reise
im östlichen Theil des Altai-Gebirges und C. A. Meyer’s „Reise durch die söon-
garische Kirghisen-Steppe“.
t) „Reise nach dem Altai4* in: „Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches
F i n s c h , Reise. I.