Lachsart oder richtiger Lachsforelle (Salmo coregonoides Pall.) ist
jedenfalls dieselbe, welche zur Herhstzeit im Nor-Saissan gefangen
wird, nnd vielleicht nur den Alpsee Behufs Laichens im Frühjahr
besucht. Sie fehlt, wie alle echten Salmoneer, dem Irtisch und Ob,
was um so merkwürdiger ist, als solche sowol im Jenissei als der
Petschora Vorkommen, scheint aber auch in anderen Alpeuflüssen
des Altai heimisch. Wenigstens erwähnt Ledebour die Art unter
dem Vulgämamen „Ufkutschi“ aus dem kleinen Koksun (c. 4000'
hoch). So gering die Artenzahl der Fische des Marka-Kul, so
ungeheuer scheint die Quantität derselben. Dies beweisen die ärgsten
Fischräuber, welche es geben kann, nämlich Scharben (Cormorane, .
Seeraben), welche hier oben siedeln, und denen nur gelegentlich
Kirghisen und Altaibauem Concurrenz machen. Von letzteren trafen
wir einmal eine 45 Mann starke Gesellschaft, die über die Burchat
kam, um am See Vorräthe getrockneter Fische zu bereiten, und
wahrscheinlich nebenbei Marale zu jagen, mit deren jungen Geweihen
die Altaibauern von jeher-einen Tauschhandel*) nach China
trieben.
Obwol die Chinesen, wenigstens dem Namen nach, noch Besitzer
des Sees sind, so scheinen sie diese Freiheiten der Russen
doch ohne jeden Einspruch zu dulden oder richtiger dürfen solchen
überhaupt nicht wagen. Wie sie den Nor-Saissan, das Thal der
Buehtarma aufgeben mussten, ebenso gut werden sie den Marka-
Kul und Schwarzen Irtisch aufgehen. Im Interesse geregelterer
und sicherer Verhältnisse wäre dies sogar zu wünschen, ob aber
Russland selbst dabei profitirt ist freilich eine andere Frage. Wenn
man bedenkt, dass die beiderseitigen Grenzen grösstentheils noch
auf Verträgen vom Jahre 1728 beruhen, die erst 1864 und 1869
revidirt und näher bestimmt wurden, begreift man, dass die Grenzregulirung**)
noch eine sehr lückenhafte sein muss. Allerdings giebt
es gewisse Grenzzeichen, Steinhaufen, wie wir dieselben schon bei
Burgasntai kennen lernten, sie stehen aber zuweilen 80;—100 Werst
auseinander und machen Visitationen nicht blos schwierig, sondern
z. Th. auch illusorisch. Dennoch sind solche alljährlich vorgeschrieben
und die diesjährige des Gouverneurs von Semipalätinsk
*) Vergl. Ledebour I. p. 207 und II. p, 119. 138. ■
**) Siehe hierüber Wenjukow p. 40, 220, 238, 240 (hier mit Aufzählung aller
Grenzzeichen) und 244.
„ „ C M * »ns, wie erwähnt, da, fflück jene
unter ¿len günstigsten Umständen kennen zu lernen. Jedenfall
kann es nicht die Hauptaufgabe eines so hohen Beamten ^ ^
durch Augenschein von der Beschaffenheit der Grenzzeichen zu
überzeugen, sondern die Reise hat offenbar den Zweck mit den
Vertretern des Nachbarreiches wichtigere Sachen zu bespreche .
Ein Abgesandter der letzteren erschien denn auch am ändern
Morgen (8. Juni) um auf eigenem Grund und Boden dem Genera
sein! Reverenz zu machen. Es war der Kommandeur der chinesischen
Grenzwacht Koldschir, welcher hier, wie man uns sagte seit Zerstörung
des Postens ohne Wache residirt und früherr ,den Grenzposten
Tschingistai im Thale der Buehtarma kommandirt hatte. E
selbst war ein Mandschu und erschien mit zahlreichem Gefolge, dar
unter 5 bezopfte ehinesirte Kirghisen und etwa 20 Kirghisen, die
alle sehr gute Pferde ritten. Nachdem die Gesandtschaft abgelegen,
machten ihre Mitglieder erst in schnell aufgeschlagenen Zelten Toilette
und erschienen daher im feinsten Staate als sie im feierlichen Zuge
zu Fuss nach der Empfangsjurte des Gouverneurs schnttem Ein
alter würdiger Kosakenkäpitän, der 10 Jahr in Kuldscha gelebt und
hier Chinesisch gelernt hatte, machte den Dolmetecher Von den
Verhandlungen erfuhr ich selbstverständlich nichts, bekam ab
etwas chinesisches Zuckerwerk, natürlich blos zu kosten, denn
geniessbar ist dasselbe für die meisten europäischen Gaumen nicht.
Der durch die chinesischen Friedensboten entstandene Aufenthalt
war für die Sammlungen übrigens sehr erwünscht gekommen;
sie bedürften in Folge des anhaltenden Regens der Nachsicht. Die
Feuchtigkeit war leider überall hingedrungen, doch konnte ich di
am meisten gefährdeten Exemplare wie z. B. das Kulanfullen u. .
durch Trocknen über dem Feuer noch retten. Schlimmer ging es
den von Graf Waldburg gesammelten Pflanzen: ein grösser Thei,
namentlich der so interessanten aus dem Ala-Tau und Tarbagatai
musste leider weggeworfen werden. Ist es auf solchen Reisen wie
ich oben beim Zokor erwähnte, oft sehr schwierig interessante Thiere
und Gewächse überhaupt zu bekommen, so nicht minder sie in
gutem Zustande zu erhalten und heimzubringen.
Erst um 1 Uhr konnte aufgebrochen werden, denn gewöhnlich
dauert es mit Einfangen der Pferde, Aufladen, Abbruch der Jurten
u. s. w. zwei Stunden ehe sich der Reisezug allmälig in Bewegung
setzt. Dabei entwickelt sich in der Regel ungefähr folgende Ord