dessen Weichbilde uns wiederum eine Kosakenescorte das Ehrengeleit
gab. Nicht weit von dem Städtchen kommt man durch ein
tatarisches Dorf, das „alte Ajagus“, dessen Häuser hinter Lehmwällen
liegen und passirt hierauf den Ajagus seihst. Es ist ein
ziemlich breiter, reissend er, aber seichter Fluss, der, wie die Wasserzeichen
zeigten, zur Zeit der Ueberschwemmung allerdings nicht
unbedeutend sein muss und dem Balchasch-See südlich zuströmt,
ihn aber nur bei Hochwasser im Frühjahr wirklich erreicht. Obristlieutenant
Friederichs hat sich in anerkennenswerther Weise grosse
Mühe gegeben, Fische aus dem Irtisch nach dem Ajagusflusse zu
verpflanzen, um sie somit dem Balchaschsee zuzuführen, Versuche,
die leider misslangen, wahrscheinlich weil man mit dem Transport
lebender Fische nicht genau, genug vertraut war.
Unser Weg ging in südöstlicher Richtung und führte wenigstens
für die drei ersten Stationen auf der Strasse, welche Sergiopol
mit Tschugutschak (262 Werst) verbindet und die bis dort, ja noch
weiter hin (bis Urumstschi, die ehemalige 643 Werst lange chinesische
Poststrasse) für Wagen passirbar ist. Wir befanden uns
zwar schon seit Semipalätinsk auf der sogenannten Piketstrasse,
aber hier kam erst die Bezeichnung Piket statt Stanzia (Station)
recht zur Anwendung, wenn diese Niederlassungen auch grössten-
theils ihre Bedeutung eingebüsst haben. „Sämmtliche Pikets sind
nach einem Plane angelegt und bieten ein langes Gebäude dar, das
durch einen Thorweg getheilt ist, zu dessen beiden Seiten im Hofe
2 Treppen angebracht sind. Die eine führt in die Kaserne, wo sich
die Hängematten der Kosaken befinden, die andere in ein ziemlich
grosses und reines Gemach, dass für die Reisenden bestimmt ist.
Auf der Hinterseite des Hofes ist Stall und Schuppen (Ssarai) erbaut.
Die Mauern des Gebäudes sind aus Lehm aufgeführt; sie
haben ausser kleinen, auf den Hof gehenden Fensterchen, noch
Schiessscharten. Das Ganze ist von einem Wall und einem nicht
tiefen Graben umgeben.“ So beschreibt Wlangali diese Pikets,
welche 1851 also wol noch im Stande und nöthig gewesen sein
müssen. Die, welche wir sahen, waren, wie die beigegebene Abbildung
(Karakol) zeigt, arg im Verfall begriffen, von Wall und
Graben wenig mehr zu sehen, und statt von Kriegern nur von dem
Pferdehalter bewohnt, der für Vorspann zu sorgen hat. Neben dem
Lehmhause befinden sich meist Jurten der Kirghisen, welche die
Aufsicht über die Pferde und das Weidevieh führen und im Dienste
des Pikethalters stehen. Wie in den Kosakendörfern so viele Kirghisen
gezwungen ansässig sind, so auch hier. Sie werden „Dshetaki
genannt und sind solche Leute, die oft jahrelang an Abtragung ihrer
Schulden arbeiten, die sie die Wintersnoth an Lebensmitteln zu
machte z ^ e ^ e ^ anfangs wellenförmig und allenthalben mit
weissen Flächen ausgeblühten Salzes bedeckt- Bei der ersten Station
(30 Werst von Sergiopol) zeigten sich niedrige kahle Felsenhugel
die aus Granit zu bestehen schienen und durch orangefarbene Fiech en
ein besonderes fremdes Ansehen erhielten. Die Felshugel, welche
den Blick auf die herrliche Gebirgskette des Tarbagatai, der uns m
Sergiopol so sehr entzückt hatte, verdeckten, zogen sich, eine breite
Ebene zu beiden Seiten begrenzend, bis fast zum zweiten Piket hm
wenn ich nicht irre, nach einem kleinen Flusse Ai-su genannt,
welches wir nach 8 Uhr Abends erreichten. Hier befand sich eme
höchst primitive aus Lehm und Pfählen halb unterirdisch e r n t e t e
Troglodyten - Behausung, in welcher wir uns an Milch erquicken
konnten, denn der Thee war wegen des salzhaltigen Wassers für
uns Neulinge wenig verlockend.
In den Felsen zeigte sich der trauliche Begleiter der Oeden der
graue Steinschmätzer (Saxicola oenanthe), ertönte der eindrucksvolle
Gesang des Steinröthels (Petrocincla saxatihs), das, wie zahlreiche-
Dohlen (Corvus collaris), sich ohne Scheu bei den einsamen Lehmhütten
umhertrieb und auf der Steppe gab es Brachpieper (Anthus
campestris), .kurzzehige Lerchen (Alauda pispoletta) Die Mohrenlerche,
welche jetzt ihre Jungen fütterte, fing an seltener zu werden;
Heerdenkibitze (Vanellus gregarius) wurden einige mal bemerkt und
Dr. Brehm versicherte eine Kragentrappe (Otis Macquem) gesehen
ZU k Herrlicher Mondschein begünstigte wiederum die nächtliche
Fahrt, und so erreichten wir in den ersten Stunden des 8. Mai das
Piket Karakol, wo der Obristlieutenant von 8 m Front aufgestellten
präsentirenden Kosaken empfangen wurde, die Ehrenposten, auch
für unsere Jurte, abgaben. Die frühe Morgenstunde sah uns bereits
wieder munter und zeigte ans ein überraschendes Bdd nicht blos
der Kette des Tarbagatai im Nordosten, sondern auch die schneebedeckten
Häupter des Ala Tau, die südlichste Marke unseres
Reisegebietes. tt-,, „
Karakol besteht in ein Paar aus Lehmmauern gebildeten Hutten