auch roth und grün, eingeführt worden (vergl. Jatjuwa auf Abb. 44)
und in Aufnahme gekommen, ebenso buntgemusterte, meist grossblumige
Kattunkittel. Beide dienen bereits häufig als Sommerkleidung.
Die Ostiaken verfertigen auch aus der Haut von Quappen
(Lota vulgaris) eine Art wasserdichter Regenmäntel. Die kurze
Hose (vergl. Abbild, p. 1421 bei Middend.) aus gegerbtem Renthier-
leder habe ich bereits erwähnt, ebenso die bis zur Basis der Schenkel
reichenden Beinstrümpfe, Pime oder Piwi, die an den ledernen Leibriemen
befestigt werden. Sie sind aus parallel zugeschnittenen
Längsstreifen vom Beinfell des Renthiers doppelt zusammengenäht,
so dass sie innen und aussen Haar tragen. Diese Streifen wechseln
oft in hübscher Farbenzusammenstellung ab und sind mit schmalen,
bunten, eingenähten Tuchstreifchen zierlich besetzt. Die Sohle der
Pimi besteht aus dem wirblig gekrausten Fell vom Fesselgelenk des
Ren, der breite Rand um den Fuss aus weissem groben Fell. Im
Sommer werden auch einfach lederne Pimi, mit einer Sohle aus
Robbenhaut, getragen (Photogr. 1. 21).
Als Kopfbedeckung dienen im Winter eng anschliessende
Kappen (sam. Sowa) von beiden Seiten aus dem weichen Fell des
Renthierkalbes verfertigt, deren Ohrenklappen in lange schlipsartige
Streifen auslaufen, die um den Hals geschlungen werden können.
Diese von den Russen Tarbuschok genannten Kappen (vgl. Abb. 45
rechts) sind sehr praktisch und werden durchgehends auch von
Russen und selbst Russinnen getragen. Im Sommer lassen die Ein-
gebornen den Kopf meist unbedeckt, sehen mit ihrem ungekämmten
Haar, wie Jatjuwa (Abbild. 44) zeigt, oft recht wild aus. Doch
pflegen die Ostiaken dasselbe meist mit rothem Wollband in zwei
steife Zöpfe zu wickeln, die seitlich bis auf die Schultern herabreichen.
Die Samojeden schneiden dagegen das Haar meist rings
um den Nacken, sowie vorn ab, so dass es in ähnlicherWeise über
die halbe Stirn herabhängt, wie dies jetzt bei unserer jungen Damenwelt
beliebt ist.
Ganz in ähnlicher Weise als bei den Männern ist auch die
Weiberkleidung beschaffen und ein Unterpelz (sam. Jandy) und
Oberpelz (sam. und ost. Pany, Paniza) bilden die Hauptbestandtheile.
Nur sind die Weiberpelze, aus leicht begreiflich praktischen Gründen
vorn offen, und werden mit schmalen Lederriemen zugebunden.
Reiche Frauen pflegen den Pelz mit einem geflochtenen Bande zu
umgürten, dass vorn ein grösser durchbrochener Messingring festhält.
Diese Ringe (vergl. Photogr. No. 1. 7, 8) werden von Syr-
jänen verfertigt und stehen im Werthe von 2 bis. 3 Eisfuchsbälgen.
Die Abbildung 46 bringt ostiakische Damen, darunter links meine
Freundin Niä Kutscha zur Darstellung, aber in Staatskleidern, denn
für gewöhnlich machen sie in ihren abgeschabten, schmierigen
Pelzen einen keineswegs lieblichen Eindruck. Aber auch bei diesen
armen Stämmen ist das schöne Geschlecht bemüht, sich möglichst
herauszuputzen, wie ich dies bei Frau Mamrun bereits erwähnte.
Besonders sind abwechselnde grellfarbige (rothe, gelbe, grüne) Tuchstreifen
mit Pelzstreifen als Verzierung der Paniza beliebt (vergl.
die mittlere Figur auf Abb. 46); der untere breite Besatzstreifen
besteht meist aus schwarzem und weissen Hundefell, denn nur die
reichsten Frauen können sich feinen Fuchs- oder gar Bieberpelz
(amerikanischen!) gönnen, da letztere für die meisten unerschwinglich
sind. Für die Ostiakinnen spielen die grossen buntgemusterten
Tücher (ost. Ochsan) (vergl. Abb. 46 linke Figur), welche sie sich
selbst mit langen Frangen aus Nesselgarn besetzen, eine Hauptrolle.
Sie dienen zugleich als Schleier um practisch das Gesicht gegen
Mücken aber auch gegen Männerblicke zu schützen. Wie allgemein
angegeben wird; besitzen die Ostiaken hierin gewisse Gesetze. So
soll die Schwägerin nicht vor dem Schwager, die Schwiegertochter
nicht vor dem Schwiegervater ihr Gesicht zeigen dürfen. Allein es
ist begreiflich, dass sich diese Regel nicht immer durchführen lässt,
wie ich aus der Familie Sanda bezeugen kann. Im Winter dient
eine, in der Form den bei uns üblichen Kapotten entsprechende
Kappe (sam. Sawok oder Niä-sawu, ost. Mil) als Kopfbedeckung.
Sie ist aus Renthier- oder Vielfrassfell gefertigt, mit Eisfuchs besetzt
und hinterseits mit einem Behänge aus Messingketten versehen,
an denen irgend welche Metallstücke befestigt sind, die bei vornehmen
Frauen aus kupfernen oder messingenen Schaustücken bestehen,
von denen eins den Werth eines Eisfuchses (1 bis 2 Rubel)
und mehr repräsentirt, während arme mit etlichen Messingknöpfen,
Fingerhüten oder ähnlichen Klimperkram vorlieb nehmen. Eine
solche von mir mitgebrachte Weiberkappe trägt etliche eiserne
Kistenscharnire als Behang, die ihren Zweck Geklimpel und Gebimmel
beim Gehen zu erzeugen, ebenfalls trefflich erfüllen. Dies
Geräusch, welches eingeborne Damen schon von Weitem verräth,
wird noch durch verschiedene Ketten, Ringe und anderen Metallschmuck
verstärkt, welcher quer an den beiden Zöpfen befestigt ist,