Nachdem wir die Nadajaha passirt, machten wir gegen 7 Uhr
Halt, denn Sanda erklärte, dass wir unser Ziel erreicht hätten und
er überhaupt nicht weiter könne! Das war allerdings eine arge Enttäuschung
für uns, denn von der erwarteten schönen Felsenküste,*)
belebt mit allerlei Seethieren, dem fröhlichen Getriebe fischender.
Eingebornen und einem grossen wogenden Meerbusen, war keine
'Spur zu sehen. Aber so sehr wir auch dem Manne zürnten, wir
mussten ihm später doch Recht geben. Wir befanden uns unfern
des rechten Podarataufers und traten eine FussWanderung nach einem
wol hundertfünfzig Fuss hohen Geröll-Hügel an, von wo aus -wir
die ganze Gegend überblicken konnten. Vor uns nach Norden breitete
sich eine weite Ebene voller kleiner Lachen, Teiche und Seen aus,
die theilweise mit dem Horizont zu verschwimmen schien, an- dem
sich nur eine höhere, hell leuchtende Düne, eine Sand wand des
rechten hohen Flussufers und weiter östlich zwei kleinere Hügel
abhoben. Letztere sollten den Ausfluss des Jensorjaha, eines der
Podarata ähnlichen Flusses bezeichnen,' die Sandwand die Mündunog
des Flusses Nada- oder Nade-(vielleicht Schade)jaha.**) Der nebelhafte,
wie ein grösseres Wasser aussehende Streifen am Horizont,
welcher mit den vielen Wasseradern zu verschwimmen scheint, war
der karische Meerbusen, den wir schon am letzten Marschtage nach
der Podarata erblickt hatten. Er wurde zur Linken von einer niedrigen
Bergkette begrenzt, die nach Südwest in die Vorberge des Ural zu
*) Sujew’s Schilderung (Pall. 3 p. 29—33) hätte diese Vorstellung schon benehmen
können. Er erreichte am 19. Juli (1771) die Küste und zog längs .oder
Angesichts des Meerhusens bis zum 26. Juli längs desselben hin, überschritt verschiedene
kleine Ausflüsse, unter denen der Talwotta (Tal-ota) und Oo (Oi-jaha) die
grössten waren und kam bis etwa anderthalb Tagereisen^ vor die Kara. Er beschreibt
die Küste theils als flachen Sandstrand, theils aus Lehm und Sand gebildeten
Hochufern bestehend. Treibholz fand sich nirgends; am 22. Juli zeigte
sich das Meer, welches längs der ganzen Küste sehr seicht schien, mit Treibeis
bedeckt; die Eluth stieg aber einen Faden (7'), ein anderes Mal war sie nur sehr
. schwach. Ausser einigen Eisehen und Meeresthieren (Medusen, Muscheln) führt
Sujew kein anderes Thier an; fand aber kleine Stücken Bernstein (russ. „Morskaja
Ladan,“ d. h. Seeweihrauch). — Hofmann (p. 142) beschreibt die Beschaffenheit
des Strandes, welchen er am Oi-jaha erreichte, ganz ähnlich; erwähnt eines Treibholzstammes
(Birke) von der Petschora, der sehr niedrigen Eluth und zweier
Möven. — Wie Seebohm an der Petschora hörte, würden beide Arten Eiderenten
(molissima und speetabilis) an der Kara-Bai Vorkommen.
**) Wie schwierig es ist die Aussprache bei solchen Völkern zu verstehen und
wiederzugeben, darüber lassen sich Hofmann (Einleit. p. IV.) und Middendorff
Finsch:Reise n, W.Sihirien.^tVb.38.