mit hellen weisslichen Streifen, an ihrem unteren Rande lebhaft
goldbronze glänzend.
Wir kamen denselben Abend nur noch bis zur Station Kalmyzkie-
Mysy,*) einem hübschen grossen Dorfe nicht weit vom Tscharysch,
dessen Lauf hohe Bäume bezeichneten. In weiter Perne winkt von
hier aus das Altaigebirge den Willkommen- oder Abschiedsgruss,
Der prachtvolle Sonnenuntergang brachte am anderen Tage
(21. Juni) Regen und so kühles Wetter, dass man den Pelz sehr
wol vertragen konnte. Dies verangenehmte die Reise aber keineswegs,
denn man hatte genug von den Unbilden der Strasse zu leiden, die
von den enormen Wagenparks der Erzkaravanen fusstief ausgefahrene
Geleise zeigte, welche uns die Torturen der Schlittenfahrt nur zu
lebhaft wieder ins Gedächtniss zurückriefen. Wir begegneten wiederholt
solchen Karavanen und erlitten Aufenthalt durch sie, da es den
Zugthieren nicht so schnell gelingt die beladenen Wagen aus tiefen
Geleisen herauszuarbeiten, und die Herren Kutscher sehr häufig
schlafen. Sie hocken dann gewöhnlich in einer mit tiefen Lindenmatten
von allen Seiten verschliessbaren Telege, welche den Zug
von 30 bis 40 Einspännern eröffnet. Wie bei allen diesen Transporten
hat ein Kutscher 6 bis 8 Wagen unter seiner Leitung und
das Zugpferd des nachfolgenden Gefährtes ist an das vorhergehende
befestigt. So folgen sich oft 100 bis 150 Wagen hintereinander.
Die Letzteren sind äusserst primitive Machwerke. Vier rohgearbeitete
Räder tragen einen sargähnlichen Kasten, oder nicht selten eine aus
Pappelholz ausgehölte offene Mulde. Man rechnet, dass durch diese
sorglose, ganz wie vor 100 Jahren und mehr betriebene, Transportweise
10 Procent Erze durch Herunterfallen verloren gehen, hält
auch jährlich Nachlese auf der Strasse, scheint aber bis jetzt kein
Mittel gefunden zu haben Verbesserungen einzuführen. Wenn man
annimmt, dass von den mehr als 3 Millionen Pud Erzen, welche in
den 7 Hüttenwerken des Altai jährlich verschmolzen werden, ungefähr
600,000 Pud auf Barnaul kommen, dass aber jeder Einspänner nur
etwa 20 Pud ladet,**) so würde dies allein schon 30,000 Wagen-
*) So nach der rnss. Postkarte; nach der General-Gouvernementskarte „Kalmaksie-
Mysy“, nach der Gouvemementskarte Kalmyksie-Mysy“. Man ersieht an diesem
einen Beispiele, wie sehr die russischen Karten in Bezug auf die Ortshenennungen
vaniren, ein misslicher Umstand der dem Reisenden, wie Reisebeschreiher manchen
Zeitverlust und Äerger bereitet.
**) Die Transportkosten stellen sich sehr billig. Das Pud kommt z. B. von
Syrjanowsk bis Ust-Kamenogorsk, (180 W. grösstentheils zu Wasser) auf 9 Kop.,
ladungen ausmachen. Diese Transportweise ist übrigens nur in einem
Lande möglich, welches einen solchen Ueberfluss an Pferden besitzt
und wo zugleich der Unterhalt derselben so wenig kostet. Die Zug-
thiere dieser Karavanen ernähren sich im Sommer hauptsächlich mit
Dem was die Steppe bietet, und .desshalb sind geeignete Weideplätze
ausserhalb der Dorfmarkungen für sie angewiesen. Die Lagerplätze
solcher Erzkaravanen gewährten im Vorüberfahren immer interessante
lebensvolle Bilder, namentlich Abends, wenn der Schein der Feuer
die Wagenburg und die um dieselben thätigen Gruppen anscheinend
wildaussehender Gestalten grell beleuchtete. Aber auch das Begegnen
derselben überhaupt gab erwünschte Abwechselung auf der
sonst einsamen Strasse, namentlich weil die Mehrzal der durchgehends
kräftigen und guten Zugthiere Mutterstuten waren, deren Fohlen,
von dem ungewohnten Anblick der Tarantassen erschreckt, wiehernd
und in behender Angst sich an ihre Mütter drängten. Wir hatten
mit der Station Besgalosöwa (10 Uhr) den Alei wieder erreicht, der
hier ein schöner mit dichten hohen Uferhäumen geschmückter Fluss
ist, uns bei Kolamanka (Ust-Kalmanskaja), am gleichnamigen Flusse,
dem Ob bis auf eine Werst genähert, erblickten denselben aber ca.
dreiviertel Stunden hinter dieser Station gegen 6 V4 Uhr Abends
zum erten Mal. Einer der vielen Thaleinschnitte des linken hohen
Ufers zeigte uns die imponirende blaue Wasserfläche in schöner mit
Hochbäumen (Laubholz) bestandener Niederung, das ersehnte Ziel
unserer Wünsche!
Das Land ist ein sehr reiches; meist fruchtbare, hie und da
von Banmgruppen unterbrochene Wiesensteppe, auf der zahlreiche
Viehheerden und die stattlichen Dörfer die Wohlhabenheit der Bewohner
bekundeten, deren Neugier uns immer noch in zahlreichen
Versammlungen erwartete. An einer Stelle hat man sogar den ungewohnten
Anblick drei Dörfer auf einmal zu erblicken. Je mehr
man sich Barnaul nähert um so mehr verschwindet die Steppe und
macht einer hügeligen, mit kleinen Gehölzen durchsetzten Gegend
Platz. Gegen 10 Uhr wanden wir uns den letzten Höhenzug herab
und fuhren durch eine lange, dorfartige Gasse, eine der Vorstädte
Barnaul’s. Abgerechnet den Umweg nach Kolywan (50 W.) bevon
hier bis Barnaul (461 W. = ca. 60‘/3 d. M.) auf 25 — 30 Kop. zu stehen.
Zu Pallas’ Zeit (1771) allerdings auf letztere Strecke nur 5 ‘/s X- —
Ueber diese Erztransporte vergl. auch: Ledebourp. 383, Helmersen p. 131, Cotta
p. 37 (hiezu eine nicht ganz correcte Abbüdung No. 8) und 318 (hier Vorschläge zur
Verbesserung).