thierhirten bis zum Ural und treffen häufig mit den Samojeden
zusammen, so dass die Grenzen beider Stämme keine allseitig
strenge sind.
Nach Castren, der (p. 118 und 125) eine sorgfältige Aufzählung
aller Wollüste, Stämme und deren Eigennamen giebt, leben am
Irtisch (der sogenannten Djenschtschikow’schen Abtheilung) 2982
Ostiaken, in der Surgut’schen Abtheilung (am Ob von Ssamarowa
bis fast nach Tomsk) 4492, in der Kondin’schen (Bereosoff, Sosva,
Laepina, Kasym) 6853, in den Obdorsk’schen (zwischen Bereosoff
und Obdorsk) 4330, zusammen also 18,657 Ostiaken, wozu noch
904 am Jenissei kommen, so dass die Gesammtzahl knapp 20,000
beträgt. Das war 1845! Rittich, der (1868) Castren’s Angaben
nur wiederholt, führt für das Gouvernement Tobolsk 24,027 Ostiaken
an, indem er zugleich 4257 Wogulen*) einrechnet, fügt aber noch
3000 im Gouvernement Tomsk und 500 im Gouvernement Jenissei'sk
hinzu, so dass an 23,000 herauskommen. Lengenfeldt giebt 25,000
Ostiaken an. Dass alle diese officiellen Angaben nicht ganz genaue
sind braucht wol nicht erst erwähnt zu werden; denn bei diesen
Nomaden Völkern ist eine exacte Statistik eben nicht möglich. So
bewohnen, nach den Angaben des Sassjedatjelj, den Bezirk Obdorsk
5382 Ostiaken, beiderlei Geschlechts, wovon 1376 (davon 488 im
Bezirk Kuschowat) Steuer zahlen. Die Ostiaken am Irtisch, welche
Castren (p. 50—58, 119—122) schildert, sind natürlich am meisten
russificirt und in Häusern wohnend, fast sesshaft, ihre Niederlassungen
aber sehr sporadisch vertheilt. So ähnlich die Ostiaken
am Ob, über die wir wiederum Castren (vergl. Note p. 342) die
beste Kunde verdanken. Sie halten hier aber z. Th. schon Ren-
thiere wie am Wach, ernähren sich im Uebrigen aber meisst von
der Jagd, welche sie zur vagirenden Lebensweise zwingt. Am ärrn-,
lichsten sind die wenigen Reste der Ostiaken am Jenissei, wovon
nach Castren, der am besten über sie berichtet (vergl. p. 221, 280,
292, 360 etc.), nur 904, nach Middendorff gar nur 650 existiren.
*) Lengenfeldt giebt die Zahl derselben gar nur auf 3000 an; sie sind also
jedenfalls derjenige finnisch-ugrische Stamm, welcher seinem Untergange am
schnellsten entgegen eilt. Wir selbst trafen mit Wogulen nicht zusammen; ich
verweise daher auf die trefflichen Schilderungen bei Hofmann (p. 50, 197 u. 198)
und ganz besopders die von Ahlquist (Mulang. Euss. du Bull. Hist. Philol. de
l’Acad. St. Petersb. Tom. III. [1859] p. 635—659). Vergl. auch v. Helmersen:
Beitr. zur Kenntn. d. Euss. E., 5 Bändchen (1841), p. 45—47.
Letzterer Forscher, der mit ihnen am Sym und der Kureika zusammentraf,
nennt sie ,,die jämmerlichsten und verkommensten Ein-
gebornen, welche er in Sibirien sah“ (p. 1399, vergl. auch 1434
und 1438), thut aber damit dem Gros des Stammes Unrecht. Denn
die am reinsten erhaltenen Theile desselben zwischen Bereosoff und
Obdorsk, über welche ich hauptsächlich zu berichten habe, lernte
er nicht kennen. Die Ostiaken bilden somit heutigen Tags den
zahlreichsten Stamm der Eingebornen Norwest-Sibiriens. Weit geringer
sind dagegen die Samojeden vertreten, obwol ihr Verbreitungsgebiet
bedeutend grösser ist, da es sich von der Pjäsina im Taimyr-
lande westlich über den Ural ins Archangel’sche Gouvernement,
südlich bis zum Tsehulym erstreckt. Doch erreicht dasselbe in
Sibirien, wie Middendorff anführt, nie die Küste des Eismeeres und
nur für kurze Zeit sehen wir die Samojeden in Europa bis zu dieser
und selbst auf die Insel Waigatsch Vordringen (vergl. Hofm. p. 142).
Die im Süden ledenden Samojeden sind sehr spärlich am Tym und
anderen Nebenflüssen des' Ob im Tomsk’schen Gouvernement vertheilt.
Castren kostete es 1845 oft Mühe sie an der Sprache, die
ganz mit der am Tass übereinstimmt, herauszufinden und seither
dürften sie sich noch mehr mit Ostiaken und Russen assimilirt
haben. Castren’s Mittheilungen (vergl. Note p. 342) sind daher
heut noch die besten, welche wir über die südlichen Splitter des
Stammes besitzen. Das Gros desselben wohnt am oder im Mündungsgebiete
des Ob, von hier aus westlich bis zum Ural, östlich über O 1
die ganze Halbinsel bis zum Jenissei und noch weiter bis zur
Boganida nomadisirend. Ueber die verschiedenen Hauptstämme derselben
am Jenissei (die Chantaj, Tagwy oder Awam und Assja)
giebt Middendorff die beste Kunde (p. 1438—1448). Er traf sie
zuerst in Ingarskoje'unter 672/3° n. Br.; sie heissen hier J u ra k e n
und sind nach Schmidt (p. 15) identisch, sowol mit den Samojeden,
welche im Sommer vom Tass bis zum Jenissei kommen, als den
cisuralischen. Ueber letztere verdanken wir Schrenk die ausführlichsten
Nachrichten, der (p. 625) die Eintheilung und Namen der
Stämme, sowie die Zahl derselben mittheilt, die sich im Gesammt
auf 4495 Seelen, beiderlei Geschlechts, beläuft. Am Jenissei giebt
es (nach Midd.) nur 2100, am oberen Ob 3977 (nach Castren), am
unteren Ob, nach den mir vom Sasjedatjelj gewordenen officiellen
Ziffern, 5997 Samojeden beiderlei Geschlechts, darunter 1357, welche
Steuer entrichten. Die Gesammtzahl der Samojeden beläuft sich