Podarata nun und nimmermehr irgend eine Bedeutung für Schifffahrt
erlangen wird und die kurze Diagnose Brehm’s „schön, weil
frisch, lebendig, klar und rein, ist die Bodaratta: schiffbar aber
is t sie n ich t!“ löst die ganze Frage.
Das Landschaftsbild, von welchem meine Scizze nur eine
schwache Vorstellung giebt, war in der That recht malerisch. Ganz
im Vordergründe, da wo die Falle für den Eisfuchs steht, saftgrüne
Zwergbirken-Tundra, in hohem, aus hellgefärbtem Sand und Geröll
bestehendem Ufer, steil abfallend bis zum himmelblauen Flusse der
rechts von einer braunen Sandbank begrenzt wird, an welche sich
frischgrüne Wiesen, untermischt mit lauchgrünem Erlengestrüpp
anlehnen. Weiter zurück markirt sich mauerartig eine hellgefärbte
Wand, die vermuthlich vom Ufer (dem linken) gebildet wird, dahinter;
vielfach unterbrochen durch blaue Teiche, eine grünfahle
Ebene, die Tundra, welche sich bis zum Gebirge erstreckt. Letzteres,
den Rahmen des Gemäldes bildend, zerfällt offenbar in eine vorgelagerte
niedrigere Bergkette, die sich, namentlich bei gewisser
Mittagsbeleuchtung, in allen Conturen scharf von der dahinter
lagernden Hauptkette dunkler abhebt. Letztere erscheint heller
blau gefärbt und ist mit zahlreichen Schneefeldern weiss gescheckt.
Besonders ausgedehnt sind die der hohen Kuppe zur Linken, welche
mitunter in einem grünlichen, gletscherartigen Scheine leuchten
und wahrscheinlich, aus Firn bestehen, da der Ural bekanntlich
keine Gletscher aufzuweiseu hat. Unsere Leute versicherten, dass
diese Schneefelder zugleich die Quellen der Podarata (das in der
Schlucht rechts) und Schtschutschja (das auf dem Sattel links) bezeichnen,
kannten im Uebrigen aber keinen Namen. Nur den ganz
zur Rechten aufsteigenden Kegel nannten sie „Hanoweidscha“ (samoj.
von „Hanowoi“ = Vogel*) und „dscha oder dsah“ Sitz oder Horst)
so behauptet wenigstens Dschunschi, aber bekanntlich pflegen diese
Eingebornen nicht selten selbst Namen zu geben, die sie oft von
den unbedeutendsten Dingen herleiten. Solche Beispiele führt von
Hofmann in Menge an, wie Chulen-Lar-Sill-Käu, d. h. „Berg am
fischreichen See“, Mudasi-Jes-Joshem-Johan, d. h. „Bach der Fallen
des Mudasi,“ „Bach der ertrunkenen Renthiere,“ „Berg bei welchem
Menschen starben“ u. s. w.
*) Nach Schrenk besitzt die samojedische Sprache kein Wort für Vogel,
bezeichnet aber mit „hano“ ein jagdbares Thier. Dschunschi nannte den Wanderfalken,
den wir wiederholt begegneten „Hanowoi“.
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