Obwol wir mit Samojeden minder häufig zusammentrafen und
verkehrten, so lauten meine Notizen über sie doch ganz ähnlich.
Im Ganzen schien bei ihnen ein Hinneigen zu mongolischem Typus,
namentlich in Folge der mehr geschlitzten Augen, mehr bemerkbar,
ihre Färbung schien dunkler, mehr ins Bräunliche, das Haar vorherrschend
schwarz. Doch notirte ich u. A. von zwei samojedischen
Mädchen in Jamburri; ,,hübsche Brünette mit an Japanische erinnernden
Zügen; Blondine ist ihre Schwester; beide von denselben
Eltern, die beide dunkelhaarig. Vermischung hier nicht wol anzuuehmen.
Warum auch sollten bei Samojeden nicht ähnliche Verschiedenheiten
zwischen Geschwistern Vorkommen als bei uns.?, Warum
muss gerade bei diesen Völkern stets Kreuzung mit anderen die
Ursache solcher Verschiedenheit sein?“
Dass diese Vermischung, wenn auch nicht gerade in dem vorliegende
Falle, stattgefunden hat, wie schon Sujew berichtet, und
noch stattfindet, wer wollte das läugnen? Middendorf? giebt (p. ¿406
und 1407) hierüber, sowie über die Gesichts- und Schädelbildung
(p. 1402, 1410, 1440, 1444 und 1448) überhaupt, sehr klare Darlegungen,
die durch z. Th. treffliche Abbildungen vollends verständlich
werden. Letztere illustriren aber in erster Linie Samojeden
(Juraken) und deren Verschiedenheiten, die in dem Kanin-Samojeden*)
(Taf. XIV, ganz finnisch) und dem Timan- Samojen (T. XIII,
mongolisch) gipfeln, während von Ostiaken nur die halb russificirten
verkommenen Jenissei—Ostiaken vom Sym (Tat. I, II) dargestellt
sind. Die hier beigegebenen Bilder (Abb. 44 und 45) dürften
die ersten gelungenen von Ostiaken**) des unteren Ob sein.
*) Sie wurden von dem im Portraitfach unübertrefflichen Meister Mitreuter in
Petersburg nach der Natur gleich auf Stein gezeichnet und sind wol die besten
Darstellungen von Samojedentypen, welche bis jetzt existiren. Sie wurden schon
1853 in Castren s Werk zuerst publicirt. Die in Hoftnann’s Werk gegebenen
Samojedentypen sind, mit Ausnahme der von Bermeleeff gezeichneten Köpfe, zu
glatt und elegant gehalten und hüssen dadurch an Naturwahrheit ein. ^ Dass die
in Albin Kohn’s: Sibirien (Spamer 1876) gegebenen Abbildungen von Samojeden
(p. 39), Juraken (p. 45) und Ostiaken (p. 27) weder als Kassetypen noch Kostümbilder
gelten können, sondern sieh ungefähr so verhalten wie ein Maskenanzug zur
Wirklichkeit, bedarf nicht erst des Nachweises, denn Jeder der nur eine schwache
Ahnung von Zeichnen hat, wird die Angabe „nach Original-Photographien“ wol
kaum glauben. Ganz ähnlich verhält es sich, soweit mein ürtheil reicht (Ostiaken
p. 199, Kirghisen p. 285), mit den Rassebüdem in Lankenau’s: „Das heutige
Bussland.“
**) Von den Ostiakenköpfen in Hofmann giebt nur der des Mannes ein richtiges