thum der Petschora (Salmo salar) und des Jenissei (S. leucomaenis
Pall.) ausmachen. Hervorragend vertreten sind im Ob die Arten der
Gattung Coregonus, die Renken, jene zur Familie der Lachse zahlenden
Edelfische, die bei uns durch die Madue-Maräne (C. maräna)
und die Bodenrenke (C. Wartmanni) bei allen Fischkennern als
hochfein gebührend gewürdigt werden. Freilich besitzt der Jenissei
3 Arten (C. pelet, omul und tugun) mehr.
Die Naturgeschichte der Obfische enthält noch viele Lücken.
So kannte Semzow, den ich, um weitere Namen zu vermeiden, als
einzige Autorität anführe, die Laichzeit nur vom Hecht und Plötzen.
Nicht viel besser sieht es bezüglich der Zugzeit aus, wenn sich
darüber auch bereits eine Menge Daten bei Sujew (Pall. UL p. 78
bis 84) finden, die Poljakoff bedeutend mehr präcisirt, indem er
sogar von den meisten Arten die tägliche Geschwindigkeit angiebt
mit der sie wandern. Gewiss ist, dass im Frühjahr einige Arten,
wie z. B. Njelma, Tschokur, Muksun, Sirok, stromaufwärts ziehen,
dass sie aber, wie der Lachs, wirklich aus dem „Meere“ aufsteigen,
wie überall geschrieben steht, ist noch von Niemanden beobachtet
worden. Jedenfalls wird aber ein grösser Theil der Fische im Ob-
Busen leben, welcher aber noch nicht als eigentliches Meer zu betrachten
ist. So kennen wir noch nicht einmal den Salzgehalt des
Wassers, aber der Umstand, dass keine echten Meeresfische (Gadus,
Schollen, Petromyzon marinus u. s. w.) bisher beobachtet wurden,
lässt darauf schliessen, dass derselbe nicht bedeutend sein wird. So
sind ja auch die Renken, welche hauptsächlich, den Meerbusen bevölkern,
echte Süsswasserfische, die erwiesenermassen das ganze Jahr
über auch im Ob gefangen werden. Es will mir also scheinen als
wenn die Wanderzüge der eigenthümlichen Obfische aus dem Meerbusen
stromauf mehr wegen der Nahrung als des Laichens halber
unternommen würden. Freilich sägt Poljakoff, dass der Laich beim
Aufsteigen der Fische noch unreif und flüssig sei, und dass die
Laichzeit erst im Herbst beginne, allein er führt keinerlei Belege
an. Wie wir nach unseren Fischen wissen, pflegen dieselben
während der Laichzeit nichts zu fressen, namentlich diejenigen,
welche aus Salz- in Süsswasser aufsteigen, wie z. B. der Lachs
und Maifisch (Alosa vulgaris). Es ist bemerkenswerth, dass ich
Mägen von Njelma gefüllt mit einer kleinen Bivalve (Cyclas asiatica
Mart.) gefüllt fand. Den kleinen, kaum mehr als zollangen Leu-
carpius delineatus, der von uns zuerst für den Ob nachgewiesen
wurde, fand ich am 6. September zu Tausenden und Abertausenden
stromauf ziehend. Die eingebornen Fischer hielten ihn für junge
Brut von Njelma, ein neuer Beweis wie gering ihre Kenntniss ist.
Jedenfalls bieten die Fische, des Ob also noch ein sehr weites Feld
für Beobachtungen, das in Jahren noch nicht erschöpft sein wird,
denn Reisende, die nur etliche Monate hier verweüen und meist auf
die Aussagen der Eingebornen angewiesen sind, können natürlich
den Gegenstand nicht erschöpfen.
Eine sehr eigenthümliche, aber noch keineswegs genügend erklärte
Erscheinung des Ob scheint das sogenannte „Absterben
(Samor) des Flusses, welches schon Sujew erwähnt.
„Das Wasser geht unter dem Eise dermassen in Fäulniss über,
dass die Fische nicht mehr leben können, sie gehen zum Meerbusen
oder in die benachbarten Flüsse, woselbst sie überwintern“, sagt
Sidoroff. Und Poljakoff, obwol er die Erscheinung nicht selbst
kennen lernte, fügt hinzu „dass sich der „Samor“ bis Surgut und
bis zum unteren Lauf des Irtisch erstreckt, und durch ihn oft
ungeheure Massen Fische zu Grunde gehen. Die Einführung der
Dampfschiffe hat übrigens keinen nachtheiligen Einfluss auf die
Fischereien ausgeübt, wie mir Semzow versicherte.
Den Betrieb der Grossfischereien haben wir bei Kiochat (p. 397)
bereits kennen gelernt und gesehen, dass dieselbe mehrere Tausend
Menschen beschäftigen. Die hauptsächlichsten Fischereiplätze finden
sich erst unterhalb Obdorsk bis ins Mündungsgebiet zum Nadym
hinab. Nach dem Ispravnik giebt es unterhalb Bereosoff 134
Fischereiplätze, Das Haus Komiloff in Tobolsk besitzt deren
allein an 30.
Die wichtigsten Fische sind: Njelma, Muksun, Tschokur, k_irok,
Puschian, Störe, dann Hecht und Jas; Soroga, Potiasik und Quappe,
kommen minder in Betracht. Hinsichtlich der Seltenheit und des
Preises steht Njelma oben an. Roslakoff rechnete nnter 100 Pud
Fischen: 10 P. Njelma, 20 P. Muksun, 30 P. Neda-Muksun (d. h.
mittleren), den Rest von 40 P. geringe Fische, darunter einen
grossen Theil Kolisin, d. h. kleinen Muksun. Die Menge der gefangenen
Fische ist oft ganz erstaunlich. Ich selbst sah ein Netz
ans Land ziehen, welches an 8 Fass Salzfische enthalten mochte.
Und Poljakoff berichtet, dass in einem abgesperrten todten Arme
mit einem Zuge 20,000 Stück Fische und im kleinen Flüsschen