nungen erhalten; 10. jetzt ist es ans und ich weiss nichts mehr
zu sagen!“
Wie aus diesen Worten erhellt, hatte der Mann ohne Zweifel
von unseren Leuten Mancherlei erfahren und so machte ihm seine
Prophezeiung nicht sonderlich Mühe. Jedenfalls fühlte ich mich
von derselben mindestens ebenso befriedigt als von derjenigen,
welche ich mir s. Z. von einem berühmten „Professor der Magie“
in San Francisco für 2 Dollar erkaufte. Während von den Wahrsagungen
des „Professors“, der sich übrigens als hanseatischer Landsmann
entpuppte, nichts eintraf, kann ich nach Verlauf von mehr
als 2 Jahren mit Vergnügen bezeugen, dass sich manches vom
Schamanen Gesagte erfüllt hat. Was mich anbetrifft, so wurde
meine Abrechnung von den erwähnten „Aeltesten“ (Stari), d. h.
dem Eechnungsführer der Geogr. Ges. Herrn Georg Albrecht wirklich
geprüft, richtig befunden und ich erhielt dafür den Ausdruck
der Zufriedenheit. Aber meine Gefährten erlangten seither, wenn
auch nicht in Folge der Reise und von den genannten hohen
Potentaten, in der bezeichneten Richtung thatsächliche ehrenvolle
Auszeichnungen. Glücklicher Weise blieben Art. 2 und 3 unerfüllt,
denn ich glaube Keiner von uns verspürte sonderlich Lust wiederum
zu einer Sommerfahrt in die Mückenregion, wenn uns dadurch auch
leider das voraussichtlich längere Zusammensein mit dem weisen
Magier verloren gehen musste.
Schon damals in mehr als prophetischer Gewissheit hierüber
suchten wir den seltenen Mann wenigstens für den Abend bei uns
zu fesseln, was mit Hilfe einer Flasche sogenannten Xeres, höllisches
wahrscheinlich in Bereosoff gebrauten Zeuges, sehr leicht gelang.
Natürlich honorirte ich den weiteren Vortrag über „Götterlehre und
Schamanenthum“ noch besonders, gebe ihn aber hier gern Jedermann
gratis zum Besten, wie ich dies als Konsulent in sibirischen
Angelegenheiten bisher stets gethan habe. Der wissenschaftliche
Reisende rangirt in dieser Hinsicht ja ohnehin ganz mit dem
Schamanen. Beide ertheilen auf besonderen Wunsch Rath! Der
Unterschied ist nur der, dass der Schamane für alberne und nutzlose
Rathschläge, die ihm keine Mühe machen, in den meisten
Fällen honorirt wird, also herauszieht, während der Reisende für
nutzbare, oft werthvolle Auskunft nicht honorirt sondern ausgezogen
wird! Aber es mag auch hierin Ausnahmen geben!
Doch kehren wir in die Lotka zurück um den Worten des
Chaldäers zu lauschen, der jedenfalls sehr schlagfertig ist und sich
wegen keiner Antwort lange besinnt. Ich lasse seine Mittheilungen
ohne weiteren Commentar folgen.
Der Herr der Götter und Geister ist Jaü-mal (ost. Oort, russ.
Moster = Meister), d. h. auf Samojedisch „Ende der Welt“. Er
hat ein schnelles Pferd und einen Stab, aber man weiss nicht wo
er wohnt. Mit diesem obersten Gotte correspondirt der Schaman
durch seinen „Diabel oder Scheitan“, womit unser Mann übrigens
keinen Teufel, sondern einen in seinen Privatdiensten stehenden
guten Geist versteht. Die Trommel dient dazu diesen, beziehentlich
weitere Geister herbeizurufen, die übrigens wie gewöhnliche Menschen
aussehen, natürlich aber nur für Schamanen sichtbar sind. Diese
Versicherung erregte bei mir weiter keine besondere Verwunderung,
nachdem mir ein deutscher Mormone in Salt Lake-City allen Ernstes
seine öfteren ihm persönlich von Gott gewordenen Offenbarungen
mitgetheilt hatte. Mit Hilfe seines „Diabel“, der also ein guter
sein muss, bezwingt der Schamane die bösen Geister, was ihm
persönlich oft grosse Anstrengung und Kämpfe kostet; er geräth
dabei oft in Schweiss, wird ohnmächtig, ja sogar krank. Er bittet
dann seinen „Gott“ um stärkere Kraft, und „Gott“ schickt zuweilen
in der Nacht seinen (des Schamanen) „Diabel“ um ihm anzuzeigen,
wenn Hilfe kommen wird. Doch scheint sein „Diahel“ zuweilen
auch unzuverlässig und entstellt die Rathschläge der obersten Götter.
Ein erfahrener Schaman merkt dies jedoch und soviel Schläge als
er dann auf die Trommel thut, erhält der Diabel zur Strafe von
den Göttern. Schamanen stehen mit Geistern auf bestem Fusse,
doch giebt es auch Schamanen, die nur im Dienste böser Geister
wirken. Die Künste des Schamanen können von berühmten Meistern
erlernt werden, vererben sich aber meist von Vater auf Sohn, zuweilen
auch auf die Tochter, denn es giebt auch Schamaninnen.
Also wiederum ein Beweis der Achtung gegen das weibliche Geschlecht!
Die Schamanen kennen sich alle unter einander. Es geben
sich auch Pfuscher als Schamanen aus, die nichts verstehen. Ueber-
haupt spalten sich die Schamanen wieder in Specialisten. Einige
sind in der „Heilkunde“, andere mit Renthieren besonders erfahren,
andere wissen Verlorenes zu ergründen u. s. w. Er selbst versteht
sich am besten mit Prophezeihungen hinsichtlich der besten Plätze
für Fischerei und das Wetter. Dass von „Heilkunde“ natürlich
nicht die Rede sein kann, ist selbstverständlich. Unser Mann be