Kosakenheeres und 200 Bauemfamilien bewerkstelligt. Werchne-
Lepsinsk wurde 1855 gegründet und zwar durch 2 Offiziere und
95 Mann Kosaken nebst ihren Familien, denen im nächsten Jahre
1 Offizier mit 96 Mann naehfolgten, sowie ein Zuzug von 200
Bauernfamilien aus West-Sibirien, die mit Kosakenrecht in die
ackerbauende Militär-Kolonie eintraten. Ich habe diese Spörer
(Petermann, Geogr. Mitth. 1868 p. 395) entnommene Darstellung
desshalb angeführt, um zu zeigen, auf welche Art die meisten dieser
Ansiedelungen entstanden sind,*) kann aber hinzufügen, dass sich
der Ort offenbar trefflich entwickelt zu haben scheint. Wenigstens
macht er einen äusserst günstigen, ja behäbigen Eindruck, der natürlich
durch die herrlichen Gebirge wesentlich erhöht wird. Die
ganz nach Art der russischen, aus Holz erbauten Häuser, nach
Spörer schon 1864: 455, was mir ziemlich viel scheint, sind durchschnittlich
recht einladend und die wenigen, aber breiten, jederseits
mit einer Reihe junger Birken bepflanzten Strassen geben der Niederlassung
ein äusserst freundliches Ansehen. Sie besitzt eine Kirche
und für die ansässigen handeltreibenden Tataren und Sarten eine
Moschee. Das hübsche mit grünem Kupfer gedeckte Haus des
Oberstlieutenant Friederichs ist, wenn ich nicht irre, das einzige von
Ziegeln erbaute.
Lepsa hat einen Bazar und betheiligt sich, obschon nicht sehr
erheblich, an dem Handel mit China, wohin Karawanenstrassen
nach Kuldscha und Tschugutsehak führen. Die eine geht über die
Berge Dschaman-Tass und den Kuku-Tau-Pass zu dem 70 Werst
entfernten chinesischen Wachtposten Bass, der in 10 Tagen, aber
nur für Packpferde, zu erreichen ist. Nach Kuschakewitsch ist die
bereits in China fliessende Barotala von Lepsa aus in 18 Stunden
zu erreichen. Die Kameelkarawanen nehmen den Weg über Urd-
schar und Bakti, den ich auf der Rückreise zu schildern habe, und
*) Obschon eine Vergleichung dieser centralasiatischen Gebiete mit amerikanischen
kaum zulässig ist, so möge doch als Beispiel wie dort Ansiedelungen freiwillig
entstehen und sich entwickeln, die Stadt Evans in Colorado angeführt werden.
Am 2. November 1868 wurde hier das erste Blockhaus errichtet, am 24. December
desselben Jahres standen bereits 428 Häuser, die über 2000 Bewohner zählten.
Elko im Staate Nevada, ebenfalls 1869 gegründet, hatte kaum sechs Monate später
2500 Bewohner, also fast soviel als Lepsa in mehr als 20 Jahren, und zählt jetzt
noch immer 1500, ohwol die Stadt, schlechter als Sergiopol, mitten in unfruchtbarer
Steppe liegt und z. B. sein Wasser 17 Meilen weit her erhält.
gelangen in etwa 8 Tagen nach Tschugutsehak. Nach hier wird
hauptsächlich Leder verhandelt, mit dessen Fabrikation sich Lepsa
beschäftigt. Ebenso besitzt es eine Seifensiederei und vor allen
Dingen darf die grosse der Krone gehörige Branntweinbrennerei
nicht vergessen werden.
Nach kaum mehr als 20jährigem Bestehen hat Lepsa offenbar
Sergiopol bedeutend überflügelt. Es zählt, wie uns gesagt wurde
an 3000 Einwohner (1864t 2589), während das letztere kaum 1500
besitzt, und bildet jetzt den Sitz des Kreises, der früher in Sergiopol
war. Der Chef desselben, gegenwärtig Obristlieutenant Friederichs,
ist zugleich Chef der Militär- und Civilverwaltung.
Der Kreis (üjäsd) Lepsa (Sergiopol) bildet mit den Kreisen
Kopal und Wemoje oder Wiärnyi (sprich Werne) das Gebiet (Oblast)
Semirjetschensk (Siebenstromgebiet), dessen Hauptstadt Wernoje (mit
über 12000 Einwohnern) ist und gehört zum General-Gouvernement
Turkestan. Das ganze Siebenstromgebiet umfasste (nach den auf
russischen Quellen beruhenden Angaben Stumms) ein Areal von
6300 geogr. Quadr. Meilen (7007 laut Schwanebach), mit einer
Bevölkerung von 540,000 Nomade» (davon nach Wenjukow 320,000
Kirghisen), gegenüber kaum 30,000 Russen (meist Soldaten), die
in 5 Kreisstädten, 6‘ Stanizen (Militäransiedelungen), 8 grösseren
Dörfern, 3 Pikets, in Summa 28 festen Plätzen wohnen. Im Jahre
1873 hatte das Siebenstromgebiet 18 Schulen und 15 Kirchen aufzuweisen.
Das Klima ist ein excessiv continentales; im Kreise Kopal steigt
im Sommer, von der zweiten Hälfte des Mai an, die Hitze bis 400 R.;
im Winter sind 25° Kälte nichts ungewöhnliches. In den südlichen
Kreisen Kopal und Wernoje (Almaty, d. h. Apfelstadt der Kirghisen)
ist ein ungleich milderes Klima. Anfangs März zeigt sich das
erste Grün und Anfang November fällt der erste Schnee, welcher
indess selten länger als 3 Tage liegen bleibt. Hier reifen Aprikosen,
Aepfel und anderes Obst, sowie Melonen u. s. w.
Die Kirghisen, wovon in der Umgegend Lepsas etwa 1000
Jurten (ä 3 Köpfe) nomadisiren, gehören zu den Geschlechtern der
Baidjigiten und Kysai, zugleich aber auch zu den unruhigsten des
ganzen Volksstammes. Nicht selten verübten sie Räubereien, sondern
sie machten z. Th. mit den Dunganen gemeinschaftliche Sache und
gingen dann in Masse auf chinesisches Gebiet über. So ein grösser